Darum gehts
- Aldi Suisse verkauft Brot für 99 Rappen, Schweizer Bäcker kritisieren
- Traditionsbäckereien befürchten Schaden durch Dumpingpreise der Discounter
- Fairer Preis für ein Pfund Brot liegt bei vier Franken
Woche für Woche müssen Schweizer Bäckerei-Betriebe aufgeben. Jetzt giesst Aldi Öl ins Feuer. Der Discounter senkt die Preise in der Schweiz für Backwaren massiv. «Bei Aldi Suisse gibt es das günstigste Brot der Schweiz», schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Der Discounter senkt den Preis für das «tägliche Lieblingsbrot» auf unter einen Franken.
Neu kostet Halbweissbrot (500g) mit 99 Rappen fast ein Fünftel weniger als zuvor. Ebenfalls gibts das Ruchbrot (500g) per sofort ebenfalls für 99 Rappen (-14 Prozent). Auch andere Brotsorten, Gipfel und Gebäck wurden im Preis um bis zu 18 Prozent gesenkt.
Mit den Tiefpreisen will Aldi gezielt alle Kundinnen und Kunden beim Haushaltsbudget entlasten, heisst es.
Bäckereien sehen die Aldi-Preise als direkten Angriff ihr Handwerk. «Ich finde das tragisch», sagt Martin Mayer, Besitzer der Vuaillatbäckerei in Uster ZH. «Ein Brot für 99 Rappen zu verkaufen, ist absolut absurd.» Seine Mitarbeiterenden stünden nachts und am Wochenende im Einsatz. «Eigentlich müssten sie, wie andere Handwerker auch, 6'000 bis 7'000 Franken verdienen. Doch durch die Dumpingpreise der Grossverteiler lässt sich der wahre Wert unserer Arbeit kaum durchsetzen.»
Fairer Preis fürs Brot liegt bei 4 Franken
Mayer ist überzeugt, dass bei so einem Tiefstpreis weder hochwertige Rohstoffe noch Schweizer Herkunft garantiert sind. Aldi schreibt auf Nachfrage, dass sein Brotsortiment «mehrheitlich» aus der Schweiz stamme. «Darunter auch das Halbweiss- und Ruchbrot sowie die dafür verwendeten Zutaten.»
Silvan Hotz von der Traditionsbäckerei Hotz Rust in Baar ZG platzt der Kragen. «Ein fairer Preis für ein Pfund Brot liegt bei vier Franken.» Und keinesfalls bei 99 Rappen. Er mutmasst, dass der Niedrigpreis auf eine maschinelle Produktion, eine kurze Teigführung und den Einsatz von Billigmehl zurückzuführen sei, was sich letztlich in einer geringeren Frische zeigen könnte.
Beide Bäcker sind sich einig: Tiefe Discountpreise für Brot schaden dem Gewerbe. Traditionsbäcker Hotz befürchtet nun: «Wenn es so weitergeht, wird der Kunde nicht mehr zu uns kommen, und dann werden wir unsere Angestellten aus der Region nicht mehr beschäftigen können.»
Der Schweizerische Bäcker-Confiseurmeister-Verband (SBC) betont, dass hiesige artisanale Bäckereien ihre Brote eben noch vor Ort herstellten. «Es handelt sich in der Regel um Lebensmittel, die einiges an Fachwissen erfordern und qualitativ hochwertige Rohstoffe enthalten, die oftmals aus der Region stammen. Der dafür notwendige Zeitaufwand, die personellen Kosten, die Rohstoffpreise – all dies schlägt sich verständlicherweise auf den Verkaufspreis nieder», so Vizedirektorin Claudia Vernocchi zu Blick.
Die Bäcker appellieren an die Konsumenten, vor lauter Discountpreisen den Beck im Quartier nicht zu vergessen und fair gegenüber dem Handwerk zu sein.