Schmecken Passanten den Unterschied?
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Aldi oder Brot vom Edel-Beck:Schmecken Passanten den Unterschied?

Widerstand gegen Aldi und Co.
Jetzt gehts dem 99-Rappen-Pfünderli an den Kragen – Weko eingeschaltet

Schlappe 99 Rappen kostet das Pfünderli noch! Das schmeckt den Konsumenten. Nervt aber Bäcker und Bauern. Der Verein Faire Märkte Schweiz eilt ihnen nun zu Hilfe. Und fordert eine Untersuchung wegen möglicher Preisabsprachen im Brotmarkt.
Publiziert: 20:05 Uhr
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Aldi hat den Preis für ein Pfünderli auf 99 Rappen gesenkt.
Foto: GAETAN BALLY

Darum gehts

  • Aldi startet Preiskampf mit 99-Rappen-Brot, andere Händler ziehen nach
  • Verein Faire Märkte Schweiz fordert Weko-Untersuchung wegen möglicher Preisabsprachen
  • Laut Bäcker Silvan Hotz liegt fairer Preis für Pfundbrot bei vier Franken
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Die ganze Schweiz diskutiert kontrovers über ein ganz normales Pfünderli – und dessen Preis: Mitte Oktober hat Aldi mit dem Billigbrot für 99 Rappen ein neues Kapitel im Preiskampf zwischen den Detailhändlern aufgeschlagen. Kaum hatte der Discounter die Preissenkung angekündigt, zogen auch Lidl, Denner, Migros und Coop nach. Was die preissensible Konsumentin freut, nervt den Bäcker, der Tag für Tag ums Überleben kämpft. Bei diesen Preisen kann er schlicht nicht mithalten. Silvan Hotz von der Traditionsbäckerei Hotz Rust in Baar ZG: «Ein fairer Preis für ein Pfund Brot liegt bei vier Franken.»

Jetzt kommt Bewegung in die Sache. Der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) hat bei der Wettbewerbskommission (Weko) eine Untersuchung wegen möglicher Preisabsprachen im Brotmarkt verlangt. Dass jetzt alle Anbieter das beliebteste Brot der Schweiz für einen Franken anbieten, sei kein Zufall. Sondern ein klarer Hinweis auf «koordiniertes Marktverhalten». Das schreibt der Verein in einer Mitteilung. Für ihn steht fest: «Die Anhaltspunkte für Mengen- und Preisabreden im Brotsektor verdichten sich.»

«Unfaire Marktsituation entschärfen!»

FMS wirft den Detailhändlern vor, mit Dumpingpreisen und Marktmacht den Wettbewerb zu verzerren. Das Brot für 99 Rappen sei kein Erfolg effizienter Produktion, sondern ein Symbol für «strukturelles Marktversagen». Die Grossverteiler würden mit ihren eigenen Mühlen und Bäckereien grosse Teile der Wertschöpfungskette kontrollieren. Die Leidtragenden seien zum einen klassische Bäckereien, die ihre Brote nicht zu solch tiefen Preisen anbieten könnten. Aber auch Getreideproduzenten, deren Abnahmepreise weiter unter Druck gerieten.

Faire Märkte Schweiz verlangt nun von Politik und Behörden rasch konkrete Schritte. «Die unfaire Marktsituation ist zu entschärfen – und zwar bevor weiterer Schaden entsteht, indem gewerbliche Betriebe aus dem Markt gedrängt oder zusätzlicher Druck auf die inländischen Getreidepreise entsteht», heisst es in der Mitteilung.

Getreidepreise geraten unter Druck

Auch politisch schlägt das Billig-Brot der Grossverteiler hohe Wellen: In Bundesbern wird derzeit über eine Revision des Kartellgesetzes debattiert. Laut FMS drohe diese, «Kartelle sogar zu erleichtern». Hoffnung setze man da auf einen Vorstoss des Berner SVP-Nationalrats Hans Jörg Rüegsegger (55). Er fordert das Instrument einer Sektoruntersuchung. Es soll ermöglichen, solche strukturellen Wettbewerbsprobleme in bestimmten Branchen sektorweit zu untersuchen.

Klar ist: Die Bestrebungen, Bäckerinnen und Bäckern im Land zu helfen, brauchen Zeit. Man kann zudem nicht von heute auf morgen sicherstellen, dass die Getreidepreise weiter sinken. Bis die Bemühungen dereinst Früchte tragen, wird noch so manches Billig-Pfünderli für 99 Rappen über die Ladentheke gehen.

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