Blick ins Budget eines Badmeisters (58)
«14’000 Franken für eine Uhr ist verrückt – aber man lebt ja nur einmal»

Lukas Kaufmann findet, er habe den richtigen Mittelweg zwischen «Sparen» und «Sich etwas gönnen» gefunden. Für die Beobachter-Serie legt er das Familienbudget offen.
Publiziert: 09.08.2025 um 15:44 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2025 um 15:45 Uhr
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Ein Badmeister legt für den «Beobachter» sein Budget offen. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Darum gehts

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Katrin Reichmuth
Beobachter

Lukas Kaufmann ist gelernter Heizungsinstallateur. Nach der Lehre reiste er um die Welt. Zurück in der Schweiz, arbeitete er als Rettungsschwimmer in der Badi. Heute ist der 58-Jährige Badmeister und Betriebsleiter eines Freibads im Kanton Thurgau. 

Kaufmann, der in Wirklichkeit anders heisst, ist bei der Gemeinde angestellt. Er hat sechs Mitarbeitende unter sich und ist dafür verantwortlich, dass der Badebetrieb einwandfrei läuft und das Freibad wirtschaftlich erfolgreich ist.

Zusammen mit seiner Partnerin (45) und den Kindern (7 und 9) lebt er in der Stadt St. Gallen. 

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigt Kaufmann seinen Kontoauszug und erzählt, wie er mit seinem Budget lebt. Wie viel Geld steht ihm zur Verfügung? Wofür gibt er es aus?

So teilen wir unser Geld auf

Meine Partnerin arbeitet 30 Prozent als Sozialarbeiterin und verdient monatlich 1950 Franken netto. Unter der Woche kümmert sie sich hauptsächlich um die Kinder. Wir haben nicht geheiratet, weil dieses letzte Stück Freiheit für uns wichtig ist. Rechtlich ist alles geregelt, insbesondere habe ich eine Lebensversicherung abgeschlossen. 

Unsere Konti sind getrennt. Ich zahle die Miete, die Krankenkassenprämien für die Kinder, alle Versicherungsprämien und trage die Kosten für den Haushalt. Bei Ferien, Freizeitaktivitäten und anderen Ausgaben übernehme ich meistens den grössten Teil. 

Einnahmen

Ich arbeite fünf Tage die Woche und verdiene monatlich 7855 Franken netto, inklusive 13. Monatslohn.

Ausgaben

Wohnen: Wir leben seit zehn Jahren in einer 4,5-Zimmer-Wohnung mit zwei Balkonen. Fenster, Küche und Badezimmer wurden bei Einzug renoviert. 

Der Mietzins ist 1500 Franken monatlich, dazu kommen 150 Franken für die Nebenkosten. Das ist für die Stadt St. Gallen sehr günstig. Unser Vermieter ist eine Privatperson und äusserst fair. Auch als der Referenzzins gestiegen ist, hat er die Miete nicht erhöht. 

Dazu kommt die Serafe-Gebühr von 335 Franken. Ich übernehme alle Kosten fürs Wohnen.

Telefon und Internet: Ich habe ein teures Handyabo, das ich jetzt endlich auf nächstes Jahr kündigen konnte. Zurzeit zahle ich monatlich 90 Franken, in ein paar Monaten nur noch 25 Franken, und das für die gleichen Leistungen. 

Die Kinder haben ein Smartphone und dürfen damit zu Hause 45 Minuten täglich spielen. Der Ältere hat zudem eine Prepaidkarte, damit er uns von auswärts anrufen kann.

Versicherungen: Ich gebe insgesamt 850 Franken jedes Jahr aus. Darin sind Hausrat- und Haftpflichtversicherung enthalten, ebenso eine Sportgeräteversicherung für die Velos, darunter ein Mountain- sowie ein Gravelbike. Beide Fahrräder sind damit gegen Beschädigung und Diebstahl bis maximal 6000 Franken versichert. 

Ich habe auch eine Rechtsschutzversicherung. So fühle ich mich rundum abgesichert.

Die jährliche Prämie für die Lebensversicherung beträgt 400 Franken.

Gesundheit: Ich habe die höchstmögliche Franchise, 2500 Franken. Die Grund- und die Zusatzversicherung kosten mich zusammen 290 Franken im Monat. 

Die Kinder haben noch keine Franchise. Jedoch beträgt der Selbstbehalt für sie 350 Franken pro Jahr. Die monatlichen Krankenkassenprämien für sie, inklusive Zahnversicherung, belaufen sich auf 360 Franken. 

Für Selbstbehalte, meine Dentalhygiene, Medikamente und andere Kosten kommen nochmals rund 2000 Franken jährlich hinzu. 

Insgesamt gebe ich monatlich also 820 Franken für den Posten Gesundheit aus. 

Mobilität: Mein Auto brauche ich hauptsächlich für die Arbeit. Der Weg ist 40 Minuten, mit dem ÖV wäre es das Doppelte. Ich muss einmal pro Woche Benzin tanken, das macht 40 Franken. Dazu kommen die Autoversicherung, die Verkehrsabgaben und der jährliche Service. Dafür lege ich 1100 Franken pro Jahr auf die Seite. 

Am Wochenende und für Ausflüge sind wir mehrheitlich mit Zug und Bus unterwegs. Ich habe ein Halbtaxabo und ein Zone-10-Abo für die Stadt St. Gallen und Umgebung. Für beides zusammen zahle ich jährlich 870 Franken. 

Haushalt: Ich überweise meiner Partnerin 2500 Franken für Lebensmittel und alles, was es sonst noch braucht. Vor 20 Jahren habe ich in einer WG gelebt, dort haben sich alle vegetarisch ernährt. Ich habe mich damals angepasst, und seither esse ich kein Fleisch mehr. Der Rest meiner Familie isst nicht vegetarisch. 

Unter der Woche kocht meistens meine Frau, vor allem im Sommer. Ist das Wetter warm und schön, bin ich nicht vor 19 Uhr zu Hause. Am Wochenende stelle ich mich gern hinter den Herd. Meinen Kindern schmeckt mein Essen zwar nicht so, ich sehe das aber nicht so eng. Bei Pasta mit Sugo kann man meiner Meinung nach nicht viel falsch machen. 

Für Körperpflege gebe ich rund 500 Franken im Jahr aus. Darin enthalten sind alle zwei Monate ein Coiffeurtermin für meine kurzen Haare, der etwa 40 Franken kostet. Auch meine Kinder gehen alle drei Monate zum Coiffeur, spätestens dann, wenn sie vor lauter Haaren nichts mehr sehen.

Verpflegung ausser Haus: Fürs Auswärtsessen gebe ich pro Jahr rund 3600 Franken aus. Das meiste davon für Mittagessen unter der Woche, meist 10 bis 20 Franken pro Tag, manchmal auch weniger. 

Ich achte auf gesunde Ernährung. Im Badi-Bistro wähle ich beispielsweise statt Pommes den Salat mit Beilage. 

Wenn es spät wird oder wir keine Lust haben, zu kochen, bestellen wir manchmal eine Pizza. Das bleibt aber die Ausnahme. Stattdessen packen wir lieber Essen ein und grillieren in der Natur. Für Restaurantbesuche geben wir als Familie höchstens 900 Franken im Jahr aus. 

Kleidung und Schuhe: Ich gehe nicht gern shoppen. Deshalb mache ich das auch so selten wie möglich. Ich kleide mich bequem, aber robust und bin so für jedes Wetter bereit. 

Bei Schuhen, Regen- und Skiartikeln schaue ich auf Qualität. Ich möchte keine Regenjacke, die nach einem Jahr nicht mehr dicht ist. Wir kaufen die Kleider meistens, wenn sie herabgesetzt sind. 

Meine Partnerin näht auch gern selber Kleider, repariert sie oder näht aus alten Kleidern etwas Neues. 

Ich weiss nicht genau, wie viel Geld ich für Kleidung und Schuhe für mich und die Kinder ausgebe. Schätzungsweise alle zwei Monate 300 Franken.

Freizeit: Unsere Wochenenden verbringen wir fast immer gemeinsam draussen. Wir gehen wandern, fahren Velo oder im Winter Ski. Die Ausrüstung haben wir schon, also zahlen wir für die Bergbahnen, ein Getränk oder für Essen ab und zu. Wer zahlt, ergibt sich einfach – mal ich, mal meine Partnerin. Im Winter gebe ich sicher mehr aus als im Sommer. Übers Jahr gerechnet, sind das monatlich 200 Franken. 

Ich lese gern, vor allem Biografien. Die Letzte war über Lisa Marie Presley und hat knapp 30 Franken gekostet. 

Zudem gehen die Kinder jedes Jahr in ein Sportcamp. Das macht für beide zusammen 900 Franken im Jahr.

Zeitungen: Ich versuche, regelmässig die NZZ zu lesen. Deshalb habe ich schon seit Jahren ein Abo, das mich jedes Jahr 550 Franken kostet. 

Mitgliedschaften: Ich bin Mitglied beim Badmeister-Verband. Dafür erhalte ich vier- bis fünfmal jährlich die Verbandszeitschrift, werde zu Versammlungen eingeladen und bin beruflich rechtlich abgesichert. Der Mitgliederbeitrag beträgt 160 Franken pro Jahr.

Ferien: Ich habe fünf Wochen Ferien. Im Herbst machen wir zwei Wochen Ferien. Letztes Jahr ging es ins Tessin. Dieses Jahr gönnen wir uns etwas. Wir fliegen nach Teneriffa. Normalerweise geben wir für zwei Wochen Herbstferien 2500 Franken aus, die diesjährigen Ferien kosten aber knapp 6000 Franken. Ich habe die Anzahlung von 4000 Franken gemacht, meine Partnerin zahlt den Rest. 

Im Winter fahren wir eine Woche nach Österreich. Fürs Hotel mit Vollpension und Skipässe für vier Personen gebe ich 2500 Franken aus. Das ist um einiges günstiger als in der Schweiz. 

Geschenke: Meist sind es spontane Kleinigkeiten wie eine schöne Jacke oder etwas für die Kinder, besonders zum Geburtstag. Ich schenke gern spontan, ohne gross zu planen. Schätzungsweise gebe ich dafür rund 600 Franken im Jahr aus. 

Spenden: Rund 450 Franken pro Jahr spende ich. 250 Franken davon gehen an die Vogelwarte. Ich habe mir vor Jahren ihre Arbeit angeschaut und fand sie sinnvoll, vor allem weil viele Vogelarten gefährdet sind und verletzte Tiere dort gepflegt werden.

Dann spende ich nochmals 150 Franken an Save the Children, weil ich irgendwo darüber gelesen habe und die Arbeit unterstützenswert finde. 

Und etwa 100 Franken gebe ich an eine Organisation, die aus alten Brillen neue macht. Für Menschen, deren Sehfähigkeit nachlässt, wie es auch bei mir langsam der Fall ist.

Altersvorsorge: 20 Jahre lang habe ich den Maximalbetrag in die Säule 3a eingezahlt. Seit ich Vater wurde, zahle ich jedes Jahr 600 Franken ein. Das gesparte Geld gebe ich lieber für Ferien mit der Familie aus. 

Ich werde in sechs Jahren pensioniert, würde aber gern weiterarbeiten. Nicht in meiner Position, vielleicht jeweils im Sommer als Stellvertreter. So oder so: Wenn ich jetzt wieder anfange, den Maximalbetrag einzuzahlen, würde das meine Altersrente nicht mehr erheblich erhöhen. 

Steuern: Weil wir nicht verheiratet sind, füllt jeder für sich seine Steuererklärung aus. Ich habe letztes Jahr 7800 Franken Steuern gezahlt. Deshalb lege ich dieses Jahr jeden Monat 650 Franken auf die Seite und zahle alle vier Monate eine Tranche im Voraus. 

Sparen und Vermögen: Ich habe 60’000 Franken auf der Seite. Mein Budget sagt mir, dass ich monatlich einen Überschuss von ungefähr 140 Franken habe. Das kommt ungefähr hin. 

Fürs Investieren interessiere ich mich nicht, und ich habe auch kein Händchen dafür. Vor langer Zeit habe ich mal ein bisschen Gold geerbt. Ein Bankberater hat mir damals geraten, ich solls sofort verkaufen. Schade, hab ichs gemacht, seit Jahren steigt der Goldpreis, und ich habe es damals zum Spottpreis verkauft.

Mein grösster Luxus

Meine Uhrensammlung. Ich habe zehn Stück und trage fast immer eine am Handgelenk. 

Letztes Jahr habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Ich habe eine seltene Rolex für 14’000 Franken gekauft. Als sie bestellt war, hatte ich kurz einen Schock – kann ich mir das leisten? Aber mein Lohn kommt schliesslich regelmässig rein, und irgendwann dachte ich einfach: Man lebt nur einmal. 

So fühle ich mich

Eigentlich ist immer genug da, und wir müssen uns keine Sorgen ums Geld machen. Es gibt Momente, in denen viele Rechnungen auf einmal kommen, meistens im Frühling. Dazu kommt dann meist der berufliche Stress. Etwa wenn das Personal für den Sommer noch nicht gesetzt ist. Kommt noch ein Schulproblem bei den Kindern dazu, spüre ich kurz einen Druck. 

Aber Bauchweh wegen Geld habe ich eigentlich nicht. Seit dem grösseren Uhrenkauf gebe ich weniger aus. Ich mache mir eher Gedanken darüber, wie ich den nächsten Lebensabschnitt gestalte – nicht materiell, sondern inhaltlich.

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth. 

Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung». 

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