«Vielverdiener haben Angst vor Neid»
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Budget einer 29-jährigen Schweizerin
«Letztes Jahr habe ich 13’000 Franken für Ferien ausgegeben»

Für die Beobachter-Serie legen Leute ihr Einkommen offen. Anina Tóth, 29, schaut nicht gross auf ihre Ausgaben – will das jetzt aber ändern.
Publiziert: 21.06.2025 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2025 um 16:29 Uhr
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Wie viel gibt eine 29-jährige Frau in der Schweiz aus? In der Budget-Serie «Die Abrechnung» legen Menschen ihr Einkommen und ihre Ausgaben offen. (Symbolbild)
Foto: imago/imagebroker

Darum gehts

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Katrin Reichmuth
Beobachter

Anina Tóth zeigt in der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» ihren Kontoauszug und erzählt, wie sie mit ihrem Budget lebt. Wie viel Geld steht ihr zur Verfügung? Wofür gibt sie es aus?

Nach der Fachmittelschule studierte die 29-jährige Tóth, die in Wirklichkeit anders heisst, an der Fachhochschule in Bern Multimedia Production. Seit zwei Jahren arbeitet sie als Videojournalistin bei einer Schweizer News-Plattform, sie ist vor und hinter der Kamera als Redaktorin tätig.

Neben ihrem 80-Prozent-Pensum moderiert sie Events und legt als DJ auf. Sie lebt mit ihrer Mitbewohnerin in einer Dreizimmerwohnung in der Stadt Luzern.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Einnahmen

Als Videojournalistin verdiene ich in meinem 80-Prozent-Pensum jeden Monat 5300 Franken netto. Der 13. Monatslohn ist darin bereits enthalten.

Zusätzlich kommen monatlich im Schnitt 500 Franken von meinen Moderationen und DJ-Auftritten dazu. Wie viel ich für eine Moderation erhalte, hängt stark vom Event ab. Normalerweise zwischen 400 und 800 Franken. Ich habe aber auch schon 1500 Franken verdient.

Ausgaben

Wohnen: Mit 23 bin ich zu Hause ausgezogen. Zuerst ging es nach Bern fürs Studium. Seit vier Jahren lebe ich wieder in der Stadt Luzern, wo ich aufgewachsen bin. Ich lebe mit meiner Mitbewohnerin auf 70 Quadratmetern. Wir haben eine hübsche Altbauwohnung mit Balkon, grosser Küche und Wohnzimmer.

Die Miete teilen wir uns. Das macht für jede 782 Franken. Darin sind alle Nebenkosten inbegriffen, auch die externen Stromkosten. Wir müssen auch nichts extra fürs Waschen bezahlen. Unser Vermieter ist eine Privatperson und sehr fair. Vor einigen Monaten haben wir eine neue Küche bekommen, dafür hat er keinen Rappen mehr Miete verlangt.

Telefon, Internet und Abos: Die Kosten fürs Internet und die Serafe-Gebühren teilen wir uns. Das macht monatlich 34 Franken für jede von uns.

Mein Handyabo kostet 30 Franken im Monat. Zurzeit schaue ich gerade die Serie «The White Lotus». Deshalb habe ich ein Sky-Abo. Das macht monatlich 12 Franken. Sobald ich fertig bin, kündige ich wieder und suche mir eine andere Serie.

Versicherungen: Die Hausrat- und Haftpflichtversicherung läuft ebenfalls auf uns beide. Das lohnt sich vom Preis her. Die jährliche Prämie beträgt 280 Franken.

Vor meiner letzten grösseren Reise nach Asien habe ich eine Reiseversicherung abgeschlossen. Dafür gebe ich jährlich 269 Franken aus. Wenn ich so überlege, ist das schon viel Geld, und ich weiss nicht, ob die Versicherung wirklich alles abdeckt.

Weiter zahle ich dem TCS jährlich 113 Franken für die Pannenhilfe. Ich sollte wohl ebenfalls einmal abklären, ob ich das überhaupt noch brauche. Ein eigenes Auto habe ich nämlich nicht. Die Pannenhilfe habe ich nur für den Fall, dass ich mit dem geliehenen Auto einer Kollegin eine Panne habe.

Gesundheit: Für die Grund- und Zusatzversicherung zahle ich 450 Franken im Monat. Ich habe die höchste Franchise, denn beim Hausarzt war ich schon ewig nicht mehr. Wichtig ist mir hingegen die jährliche Kontrolle bei der Gynäkologin. Es ärgert mich, dass die Krankenkasse das nur alle drei Jahre übernimmt. Pro Besuch kostet mich das ungefähr 250 Franken inklusive Laborkosten. Dazu muss ich dieses Jahr die Hormonspirale wechseln.

Die Zusatzversicherung beanspruche ich zweimal pro Jahr für eine medizinische Massage. Das gönne ich mir und meinem Körper. Ich muss pro Massage knapp 40 Franken übernehmen.

Insgesamt kommen jährlich für Massage, Verhütungsmittel und Frauenärztin zirka 1000 Franken an Gesundheitskosten zu den Krankenkassenprämien hinzu.

Mobilität: Ich bin viel in der Schweiz unterwegs, privat wie auch beruflich. Ein Generalabo der SBB lohnt sich also für mich, das kostet 3995 Franken pro Jahr. Mein Arbeitgeber beteiligt sich mit 500 Franken an den Kosten.

Vor drei Jahren habe ich mir ein Occasions-Stadtvelo gekauft. Das Velo bekommt viel Liebe von mir. Trotzdem benötigt es zweimal pro Jahr einen Service, was insgesamt 200 Franken kostet.

Ab und zu leihe ich das Auto eines Freundes oder meiner Eltern aus. Ich fülle danach jeweils Benzin nach. Dafür habe ich 300 Franken pro Jahr budgetiert.

Haushalt: Einmal pro Woche mache ich einen grösseren Einkauf. Das macht pro Monat ungefähr 250 Franken, grob geschätzt. Meine Mitbewohnerin geht ebenfalls einkaufen. Wir handhaben das sehr unkompliziert. Einmal kauft sie neue Seife, ein anderes Mal kaufe ich neue Waschtabs. Was wir immer haben in unsere Küche: Hüttenkäse, Reiswaffeln und Vegi-Fleischersatz. Unser Kosten-teilen-Modell funktioniert so gut, weil wir beide ähnlich einkaufen und auf das Gleiche Wert legen. Bio zum Beispiel ist für uns ein Muss, möglichst überall, vom Gemüse über die Milch bis zu den Putz- und Waschmitteln. So können wir wenigstens einen kleinen Beitrag an die Umwelt leisten. Zudem essen wir zu Hause kein Fleisch.

Meine Haare schneide ich zweimal pro Jahr. Pro Coiffeurbesuch gebe ich 150 Franken aus. Hin und wieder färbe ich mir meine Haare selber etwas dunkler, also von braun zu dunkelbraun. Die Tönung kostet ungefähr 20 Franken. Ich bin kein grosser Fan von Kosmetikprodukten. Ausser Mascara und Puder besitze ich kaum Schminkzeug. Für Coiffeur und Hygieneprodukte budgetiere ich monatlich 50 Franken.

Verpflegung ausser Haus: Das ist sehr schwierig zu beziffern. Ich versuchs mal: An zwei Tagen pro Woche bin ich im Büro. Das Mittagsmenü inklusive Getränk kostet 15 Franken. Das macht pro Monat bereits 120 Franken.

Daneben gehe ich mindestens zweimal pro Woche mit Freunden essen. Das kann Pizza sein oder auch Fine Dining. Dementsprechend beträgt die Rechnung mal 20 Franken, mal 150 Franken. Ehrlich gesagt mache ich mir beim Auswärtsessen keine Gedanken. 300 Franken gebe ich für diese Abende pro Monat sicher aus.

Drinks dürfen natürlich auch nicht fehlen. Ich schätze, dass ich monatlich 130 Franken für Bier und Cocktails ausgebe. Im Winter ist es weniger, im Sommer mehr.

Kleidung und Schuhe: Das mache ich nicht so gut. Leider bin ich zu oft am Handy und verfalle irgendwelchen Angeboten. Etwa einem stylishen Turnschuh, den ich gar nicht brauche, oder einem tollen Sommertop, in dessen Stil ich bereits eines habe.

So gebe ich mindestens 300 Franken pro Monat für Mode aus. Das ärgert mich, weil ich ja eigentlich genug Kleider habe. Mein Ziel ist es, in den nächsten Monaten diesen Budgetposten auf die Hälfte zu reduzieren.

Freizeit: Ich bin viel mit Freunden unterwegs. Fast jedes Wochenende gehts an ein Konzert, eine Party, in den Apéro oder in eine Bar. Das kostet natürlich Geld. Allein für Eintritte und Konzerttickets gebe ich monatlich 400 Franken aus.

Zudem mache ich selber Musik. Ich habe mir dieses Jahr einen Laptop, Lautsprecher und Turntables angeschafft, allerdings alles Occasionen. So kostete alles zusammen nur 500 Franken.

Ich unternehme aber auch gern Dinge allein, zum Beispiel Yoga oder Spinning. Ich löse jeweils Zehnerabos, das kostet fürs Yoga 200 Franken und fürs Spinning 350 Franken. Letztes Jahr habe ich knapp 1000 Franken für Sportabos ausgegeben.

Ausflüge und Ferien: Ich geniesse meine freie Zeit extrem. Dazu gehören Ausflüge, Ferien und Backpacker-Reisen. Gemäss meiner Kreditkartenabrechnung habe ich letztes Jahr 13’000 Franken für Unterkünfte, Flüge, geführte Touren und so weiter ausgegeben.

Meine fünf Wochen Ferien verbringe ich immer weg von daheim. Letztes Jahr war ich vier Wochen in Asien und eine Woche in der Toskana. Dazu kamen noch drei, vier Wochenendausflüge, unter anderem nach Berlin und in die Berge.

Geschenke: Meiner Familie und meinen besten Freundinnen schenke ich nichts. Das haben wir so abgemacht. Mein Freund und ich hingegen haben diese Regel nicht. Wir beschenken uns gern, meistens mit etwas, das wir zusammen unternehmen wie eine Übernachtung oder ein Abendessen. Das kostet schnell 300 Franken, und das zweimal pro Jahr, zum Geburtstag und an Weihnachten.

Spenden: Ich unterstütze mit 120 Franken pro Jahr den lokalen Journalismus in der Stadt Luzern. Es ist mir ein Anliegen, dass kleine Zeitungen eine Stimme haben. Zudem habe ich den SP-Frauen 80 Franken gespendet.

Mitgliedschaften: Meine Eltern haben eine WWF- und Paraplegiker-Mitgliedschaft. Das sind zwei Stiftungen, die auch ich jetzt unterstütze. Zusammen macht das knapp 130 Franken jedes Jahr.

Steuern: Letztes Jahr habe ich 5610 Franken bezahlt. Was ich als selbständige Moderatorin verdiene, muss ich in der Steuererklärung angeben und als Einkommen versteuern.

Bisher habe ich abgewartet, bis die Steuerrechnung kommt, und dann das Geld von meinem Sparkonto genommen. Das möchte ich nun ändern, und zwar mit einem monatlichen Dauerauftrag auf mein Sparkonto.

Altersvorsorge: Die letzten zwei Jahre habe ich jeweils 3500 Franken in meine dritte Säule einbezahlt. Das möchte ich auch dieses Jahr tun. Klar könnte ich mehr sparen fürs Alter, aber ich bin jung und möchte mein Geld lieber für Erlebnisse im Hier und Jetzt ausgeben.

Sparen und Vermögen: Ich habe knapp 15'000 Franken auf der Seite. Nicht weil ich so viel gespart habe. Nein, bei meinem Sparkonto tut sich nicht viel. Vor ein paar Jahren habe ich bei einer grossen Werbekampagne mitgemacht – das hat mir einige Tausend Franken eingebracht.

Mein grösster Luxus

Reisen. Das ist meine grosse Leidenschaft.

So fühle ich mich

Ich befinde mich finanziell in einer guten Lage und kann mir so ziemlich alles leisten, was ich möchte. Doch mit fast 30 Jahren spüre ich den Wunsch, mehr auf der hohen Kante zu haben. Mein Budget habe ich bisher nicht wirklich kontrolliert – ein Luxusproblem, ich weiss –, aber das soll sich ändern. Ich habe mir dafür die BudgetCH-App von der Budgetberatung Schweiz zugelegt.

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth 

Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung» 

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