Budget von 68-jährigen Rentnerin
«Ich zahle nur 450 Franken für 5,5 Zimmer»

Für die Beobachter-Serie legen Menschen aus der Schweiz ihr Einkommen offen. Annette Honegger hat früh geerbt – und das Geld in ihre Altersvorsorge und eine eigene Wohnung gesteckt.
Publiziert: 28.06.2025 um 13:07 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2025 um 13:09 Uhr
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Seit der Scheidung lebt die 68-jährige Pensionärin Annette Honegger alleine. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Darum gehts

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Katrin Reichmuth
Beobachter

Annette Honegger, die in Wirklichkeit anders heisst, ist 68 Jahre alt und hat zwei erwachsene Kinder, 34 und 44, sowie zwei Enkelkinder. Von ihrem Ex-Mann hat sie sich vor acht Jahren getrennt. Ihr Partner hatte sich vor Honegger pensionieren lassen, sie arbeitete weiter. Damit kamen die beiden nicht zurecht. Trotzdem sind sie heute Freunde.

Honegger war über 40 Jahre lang erwerbstätig, meistens in der Nacht als Pflegefachfrau. Bis zur Geburt des zweiten Kindes arbeitete sie zu 80 Prozent. Einerseits brauchte die Familie das Geld, andererseits wollte Honegger eigenständig bleiben. Erst als das zweite Kind zur Welt kam, reduzierte sie ihr Arbeitspensum auf 60 Prozent.

Seit der Scheidung lebt die 68-Jährige allein in ihrer 120-Quadratmeter-Wohnung.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigt Annette Honegger ihren Kontoauszug – und erzählt, wie sie mit ihrem Budget lebt. Wie viel Geld steht ihr zur Verfügung? Wofür gibt sie es aus?

Einnahmen

Ich war über 40 Jahre erwerbstätig. Bis zur Geburt meines zweiten Kindes habe ich zu 80 Prozent gearbeitet, meistens in der Nacht als Pflegefachfrau. Wir brauchten das Geld, und ich wollte eigenständig bleiben. Als unser zweites Kind geboren wurde, reduzierte ich mein Arbeitspensum auf 60 Prozent.

Bereits mit 37 Jahren habe ich 600’000 Franken von meinen Eltern geerbt. 200’000 Franken investierte ich in eine Eigentumswohnung für unsere Familie. Nochmals zirka 250’000 Franken zahlte ich fortlaufend in die dritte Säule ein. Mit dem Rest habe ich die Wohnung unterhalten und punktuell renoviert.

Meine AHV-Rente beträgt monatlich 2217 Franken, meine Rente aus der Pensionskasse 1098 Franken. Die PK-Rente wäre eigentlich höher, aber wir haben vor vielen Jahren 50’000 Franken bezogen, damit mein Mann sich selbständig machen konnte.

Das Guthaben aus der Säule 3a habe ich vor vier Jahren bezogen. 120’000 Franken habe ich in den vergangenen drei Jahren in eine neue Küche und neue Fenster investiert.

Weiter vermiete ich regelmässig ein Zimmer an Auswärtige, die dringend etwas suchen und wenig Geld haben. Damit verdiene ich jährlich 900 Franken dazu.

Alles in allem habe ich monatlich 3390 Franken zur Verfügung. Vor der Pensionierung hatte ich einen Monatslohn von 4000 Franken – mein Einkommen war damals also fast gleich hoch.

Ausgaben

Wohnen: Meine Eigentumswohnung hat 5,5 Zimmer. Sie hat damals, vor 30 Jahren, 600’000 Franken gekostet, wovon ich einen Drittel, also 200’000 Franken, mit meinem Erbe finanzieren konnte. Für den Rest musste ich eine Hypothek aufnehmen. Heute beträgt der Hypothekarzins nur noch 453 Franken monatlich. Für Nebenkosten und den Erneuerungsfonds zahle ich nochmals 450 Franken monatlich auf ein Konto ein.

Zum Glück haben wir damals die Eigentumswohnung nur mit meinem Geld gekauft. So war die Rechtslage bei der Scheidung klar: Die Wohnung gehört mir.

Ich habe einen grossen Garten, den ich in Schwung halte. Den Apfel- und den Zwetschgenbaum sowie die Sträucher lasse ich jeweils professionell zurückschneiden. Das kostet mich ungefähr 1800 Franken.

Weiter miete ich eine Alphütte im Berner Oberland. Es gibt kein fliessend Wasser, keine Dusche und auch keinen Strom. Deshalb ist die Miete günstig, sie kostet mich 500 Franken pro Jahr. Dazu kommen noch 110 Franken für Holz. Die Aussicht ist traumhaft. Im Winter ist die Hütte nur mit den Skiern erreichbar. Zum Kochen und für eine gemütliche Atmosphäre muss zuerst der Ofen eingeheizt werden. Im Sommer führt eine schöne Wanderung zur Hütte.

Telefon, Internet und Abos: Für Handy, Festnetztelefon und TV zahle ich jeden Monat 109 Franken. Dazu kommt die jährliche Serafe-Gebühr von 335 Franken.

Musik höre ich über Spotify. Das Abo kostet mich 14 Franken monatlich. Ich höre alles, von Popsongs bis zu Latinorhythmen und klassischer Musik – nur mit Schlagern kann ich nichts anfangen. 

Ich habe viele Fotos und Videos von meinen Reisen und den Kindern. Für den zusätzlichen Speicherplatz zahle ich jeden Monat 3 Franken an Apple.

Versicherungen: Die Prämie für die Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung sowie die Gebäudehaftpflichtversicherung für meine Eigentumswohnung kostet jährlich 504 Franken. 

Separat habe ich eine Reiseversicherung, die meine Kosten übernimmt, wenn ich aufgrund eines Notfalls nicht reisen kann. Die jährliche Prämie beträgt 96 Franken. 

Gesundheit: Natürlich zwickt es mal im Rücken oder im Knie. Aber für mein Alter bin ich mit sehr guter Gesundheit gesegnet. Ich bin eine aktive Person und viel in der Natur, sei dies auf der Alp oder im Garten. Das tut Körper und Geist gut.

Trotzdem: Jünger werde ich nicht, ab und zu muss auch ich zum Arzt. Deshalb habe ich die tiefste Franchise gewählt, 300 Franken. Die Grund- und die Zusatzversicherung kosten mich monatlich 400 Franken.

Für Franchise, Selbstbehalt und weitere Gesundheitskosten wie Dentalhygiene oder Arzneimittel gebe ich jährlich nochmals 2000 Franken aus.

Mobilität: Ich habe ein altes Auto, das brauche ich vor allem zum Einkaufen. Es hatte auch schon die eine oder andere Panne, deshalb bin ich TCS-Mitglied. Dafür zahle ich 96 Franken im Jahr.

Ich lege mit dem Auto keine grossen Strecken zurück und brauche deshalb nicht viel Benzin. Viermal pro Jahr fülle ich den Tank. Das macht insgesamt 200 Franken.

Für die Motorhaftpflichtversicherung zahle ich jährlich 576 Franken und für die Automobilsteuer nochmals 200 Franken. 

Ansonsten bin ich entweder mit dem Velo oder den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Ich habe ein Halbtaxabo, 170 Franken pro Jahr. Dazu kommen ungefähr 500 Franken für Bus- und Zugbillette.

Haushalt: Für Lebensmittel und Hygieneartikel gebe ich geschätzt 300 Franken pro Monat aus. Alle drei Monate mache ich einen Grosseinkauf und fülle meine Regale mit Reis, Pasta, Öl und vielem mehr. Wenig einzukaufen, ist schwierig für mich, denn ich habe jahrelang für eine vierköpfige Familie eingekauft. Im Sommer koche ich Gemüse aus dem Garten. Zweimal pro Woche esse ich Fleisch, ansonsten habe ich keine Präferenzen.

Mein Luxus ist, dass ich jeden Abend ein Glas Rotwein zum Essen trinke. Das sind dann ungefähr acht Flaschen Wein pro Monat. Ich schaue auf Aktionen und mag Malbec oder Primitivo. Dafür budgetiere ich monatlich 65 Franken.

Ich esse fast nie auswärts. Das Geld gebe ich lieber für Ausflüge aus. Gerne lade ich auch Freunde zu mir nach Hause ein oder lasse mich einladen.

Meine Haare färbe ich nicht, sondern zeige meine grauen Haare. Alle drei Monate schneide ich die Spitzen. Schneiden und waschen kostet jeweils 60 Franken.

Kleidung und Schuhe: Mein Modestil ist sehr unkompliziert. Letzthin habe ich mir nach fünf Jahren wieder einmal neue Hosen gekauft, und zwar von der nachhaltigen Marke Armedangels. Sie haben 140 Franken gekostet. Mal schauen, ob sie wieder fünf Jahre halten.

Beim Schuhwerk wechsle ich zwischen Turn- und Wanderschuhen. Auf meiner letzten Spanienreise habe ich für 36 Franken ein Paar Turnschuhe gekauft. Anfang Jahr habe ich mir zudem neue Wanderschuhe für 200 Franken gekauft.

Wie viel ich tatsächlich für Mode ausgebe, weiss ich nicht. Wenn ich die obigen Einkäufe auf den Monat herunterbreche, komme ich auf 30 Franken pro Monat. 

Freizeit: Einen Tag in der Woche hüte ich meine Enkelkinder. An den anderen Tagen widme ich mich meinen Hobbys. Dazu gehören Spaziergänge, Lesen und Kaffeetrinken mit Freundinnen. Ich jasse auch gerne, und Gartenarbeiten stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste.

Einmal in der Woche gehe ich ins Pilates – die Jahresmitgliedschaft beträgt 85 Franken.

Für die Mitgliedschaft in der Wandergruppe zahle ich 25 Franken jährlich.

Ich bin auch Mitglied in einem Literaturclub. Für eine Jahresgebühr von 40 Franken kann ich an Lesungen teilnehmen und unterstütze so die örtliche Kultur. Zurzeit lese ich «Tabak und Schokolade» von Martin R. Dean.

Zeitungen, Zeitschriften: Ich lese jeden Tag Zeitung und informiere mich über das Weltgeschehen. Nach der Pensionierung wollte ich Kosten sparen und habe einige Zeitschriften gekündigt.

Geblieben sind der «K-Tipp», 50 Franken pro Jahr, und «Tages-Anzeiger» online, 229 Franken im Jahr. 

Geschenke: Meinen Enkelkindern schenke ich meine Zeit und kein Geld. Meinen Kindern schenke ich auch nichts Materielles. Deshalb fällt dieser Budgetposten nicht ins Gewicht.

Wenn ich zu einem Geburtstag einer Freundin oder eines Freundes eingeladen bin, bringe ich aber immer etwas mit. Das findet ungefähr alle zwei Monate statt, ich gebe dann jeweils so 20 Franken aus.

Spenden: Knapp 200 Franken spende ich jedes Jahr an verschiedene Institutionen. Dazu gehören ein regionales Museum, die Schweizerische Vogelwarte und ein Kinderheim. Ebenfalls habe ich eine Rega-Mitgliedschaft. 

Steuern: Ich lege jeden Monat 370 Franken für die Steuern zur Seite. Letztes Jahr hat das gereicht.

Sparen und Vermögen: Den Rest aus der Säule 3a möchte ich fürs Reisen ausgeben. Ich lebe jetzt und weiss nicht, was in drei Jahren ist.

Mein grösster Luxus

Ich habe schon drei lange Reisen nach Indien, Thailand und Sri Lanka gemacht. Dafür habe ich jeweils über 5000 Franken ausgegeben.

So fühle ich mich

Ich bin glücklich pensioniert. Die Arbeit in der Pflege ist hart und sehr anstrengend. Deshalb war ich froh, als ich in Rente gehen konnte. 

Finanziell komme ich gut durch, weil ich Geld von meiner dritten Säule auf der Seite habe und eine eigene Wohnung besitze. Irgendwann möchte ich sie dann meinen Kindern verkaufen, aber vorerst bleibe ich hier. Denn eine vergleichbare Wohnung für diesen Preis fände ich in unserer Region nicht. 

Für dieses Interview musste ich mich hinsetzen und ein Budget erstellen. Zuvor hatte ich keinen Überblick, wohin mein Geld fliesst. Es hat immer gereicht, aber jetzt sehe ich schwarz auf weiss, wie gross meine Ausgaben sind. 

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth 

Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung». 

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