Blick ins Budget eines Anwältin-Lehrer-Paars
«Wir möchten Kinder und sparen dafür monatlich 8000 Franken»

Für die «Beobachter»-Serie legen Leute ihr Einkommen offen. Lea Perren und ihr Mann zeigen auf, wie viel Geld einem Akademiker-Paar in der Schweiz zur Verfügung steht, wenn beide voll arbeiten.
Publiziert: 12:19 Uhr
|
Aktualisiert: 13:49 Uhr
Teilen
Schenken
Anhören
Kommentieren
Für den «Beobachter» legt ein Akademiker-Paar das Budget offen.
Foto: imago/imagebroker

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
katrin_reichmuth.jpeg
Katrin Reichmuth
Beobachter

Lea Perren und ihr Mann zeigen in der «Beobachter»-Serie «Die Abrechnung» ihren Kontoauszug und erzählen, wie sie mit ihrem Budget leben. Wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung? Wofür geben sie es aus?

Die 32-jährige Lea Perren arbeitet als Anwältin in einer Zürcher Kanzlei. In Wirklichkeit heisst sie anders.

Ihr Mann ist 37 Jahre alt, hat Naturwissenschaften studiert und unterrichtet an einem Gymnasium im Aargau. Seit zwei Jahren sind die beiden verheiratet.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

So teilen wir unser Geld auf

Mein Mann und ich haben seit der Heirat nur noch gemeinsame Konti. Das passt für uns, weil wir ähnlich viel Geld ausgeben und hinter dem Konsumverhalten des anderen stehen. 

Wir haben ein Lohnkonto, davon zahlen wir alle fixen Beträge wie Miete und Krankenkassenprämien. Auch die Ferien und Anschaffungen für die Wohnung bezahlen wir von dort. Für die Steuern und die Säule 3a haben wir ein weiteres Konto, für das wir einen Dauerauftrag eingerichtet haben. Zudem gehen fix 3000 Franken auf unser Sparkonto. 

Ich habe eine Kreditkarte für meine laufenden Kosten wie Einkäufe und Restaurantbesuche. So habe ich einen Überblick, was ich monatlich ausgebe. 

Einnahmen

Ich arbeite 100 Prozent und verdiene 10'500 Franken netto im Monat. Letztes Jahr bekam ich keinen Bonus, weil ich noch nicht bonusberechtigt war. Ich hoffe, dass ich dieses Jahr etwas bekomme. Wie viel das sein wird, kann ich nicht einschätzen. Es kommt darauf an, wie viel ich arbeite. 

Mein Mann arbeitet ebenfalls 100 Prozent und verdient 9600 Franken netto – und das 13-mal im Jahr. Zudem hat er vor fünf Jahren angefangen, in Wertpapiere zu investieren. Er hat bei Swissquote und True Wealth Anlagekonti im Wert von circa 175'000 Franken. Der grösste Teil des Anlagekapitals ist in breit diversifizierten ETFs angelegt. Letztes Jahr ergab das einen Anlagegewinn von 4800 Franken. 

Übers Jahr gerechnet, verdienen mein Mann und ich also fast gleich viel. Auf den Monat heruntergerechnet, macht das zusammen 21'300 Franken. 

Ausgaben

Wohnen: Wir sind vor vier Jahren in eine 3,5-Zimmer-Wohnung in der Stadt Zürich gezogen. 

Die Küche und das Badezimmer wurden damals renoviert. Der Rest der Wohnung ist im Altbaustil. Leider haben wir keinen Balkon. Für unsere 75-Quadratmeter-Wohnung zahlen wir monatlich 2700 Franken, inklusive Nebenkosten. 

Dazu kommen die Serafe-Gebühr von 335 Franken und die externen Stromkosten. Wir erhalten alle drei Monate eine Rechnung von circa 85 Franken. 

Telefon, Internet und Abos: Wir haben vor Jahren am Black Friday bei Yallo ein Kombiabo abgeschlossen. Das war ein sehr günstiges Angebot. Seither zahlen wir monatlich 97 Franken. Darin enthalten sind zwei Handyabos, Internet und TV. 

Wir schauen gern Filme und Serien, vor allem im Winter. Deshalb haben wir ein Netflix-Abo. Das kostet pro Monat knapp 21 Franken. 

Versicherungen: Beim Einzug in die gemeinsame Wohnung haben wir eine Rundum-Kombiversicherung für Hausrat und Haftpflicht abgeschlossen. Die jährliche Prämie ist 446 Franken. Das ist die einzige Sachversicherung, die wir haben. Zudem hat unsere Kreditkarte eine Reiseversicherung inklusive. Mehr brauchen wir zurzeit nicht. Wir sparen uns lieber die Kosten und legen Geld auf die Seite. 

Gesundheit: Für sämtliche Krankenversicherungen (Grund- und Zusatzversicherung) zahlen wir 806 Franken. Meine Police kostet monatlich 418 Franken, diejenige meines Mannes 388 Franken. Wir haben beide die höchste Franchise von 2500 Franken. Das lohnt sich für uns, weil wir sehr wenig zum Arzt müssen – zum Glück. 

Meine Zusatzversicherung zahlt alle drei Jahre 500 Franken an meine Brille oder für Kontaktlinsen. Diesen Betrag rechne ich entweder an die Rechnung für meine Kontaktlinsen oder eine neue Brille an. Unter der Woche trage ich eine Brille, an den Wochenenden meistens Kontaktlinsen. Für Kontaktlinsen und Linsenmittel gebe ich monatlich 30 Franken aus. 

Für den jährlichen Besuch bei der Dentalhygiene und die Jahreskontrolle bei der Gynäkologin geben wir 500 Franken aus. Dazu kommen nochmals ein Arztbesuch pro Person jedes Jahr und ein paar Schmerzmittel oder Vitamine. Ich denke, das macht ungefähr 600 Franken im Jahr. 

Mobilität: Ich fahre mit dem Velo ins Büro, und auch sonst sind mein Mann und ich häufig mit dem Velo unterwegs. Letztes Jahr habe ich mir ein neues Citybike für 600 Franken gekauft. Im Winter nehme ich öfter das Tram. Auch sonst kaufe ich ab und zu ein Bus- oder Zugbillett. Deshalb habe ich ein Halbtaxabo und ein Halbtax Plus mit einem bezahlten Guthaben von 800 Franken. 

Mein Mann fährt mit Bus und Zug zur Arbeit. Für den öffentlichen Verkehr hat er ein Halbtaxabo und ein Zonenabo. Beides zusammen macht 1740 Franken pro Jahr. Dazu kommen nochmals 400 Franken für weitere Zug- und Busbillette.

Haushalt: Ich bezahle alles mit meiner Kreditkarte. In der dazugehörigen App gibt es eine laufende Übersicht, wie viel Geld ich in Lebensmittelläden ausgegeben habe. Im Schnitt sind das monatlich 350 Franken. Das habe ich dann mal zwei gerechnet, weil mein Mann und ich abwechselnd einkaufen gehen. Meistens derjenige, der zuerst an einem Laden vorbeiläuft. Denn wir kaufen jeden Tag ein, ausser am Wochenende. 

Unter der Woche kochen wir einfache Gerichte. Wir essen viel Gemüse und Pastagerichte, ab und zu auch mit Fleisch. 

Ich lasse mir meine Bein- und Achselhaare mit einem Laser dauerhaft entfernen. Dafür zahle ich alle drei Monate 450 Franken. Zum Coiffeur gehe ich zweimal pro Jahr und gebe für Schneiden und Waschen 120 Franken aus. 

Verpflegung ausser Haus: Ich gehe fast jeden Mittag auswärts essen oder hole mir etwas beim Take-away. Je nachdem, wo ich esse oder was ich hole, gebe ich zwischen 10 und 25 Franken pro Mittagessen aus. 

Eigentlich würde ich gern häufiger mein Mittagessen von zu Hause mitnehmen. Das wäre gesünder und günstiger. Aber ich nehme mir die Zeit zum Vorkochen nicht.

Bei meinem Mann sieht es ähnlich aus. Er holt sich in der Regel auch etwas to go und isst es dann im Lehrerzimmer. 

Hingegen geben wir am Abend oder am Wochenende vergleichsweise wenig Geld fürs Auswärtsessen aus, meistens einmal pro Woche, und dann kostet es uns 80 bis 100 Franken. Wir gehen selten in teure Restaurants, sondern lieber in eine Pizzeria oder in ein asiatisches Lokal. Teures Essen mit Weinbegleitung gönnen wir uns in den Ferien.

Konsequent verzichte ich auf Kaffee to go. Das habe ich nie angefangen. Lange hatte ich dafür kein Geld, und jetzt möchte ich es nicht, da ich es oftmals als Geldverschwendung ansehe. Wenn ich mit Freundinnen eins trinken gehe, nehme ich meistens ein Bier und keinen teuren Cocktail.

Kleidung und Schuhe: Ich mag Läden wie American Vintage, Massimo Dutti oder COS. Mein Mann kauft in der Regel online und mag Marken wie Obey, Carhartt oder Nike. Wir kaufen nicht jeden Monat neue Kleider. Im Durchschnitt geben wir zusammen 600 Franken für diesen Budgetposten aus. 

Freizeit: Unter der Woche unternehme ich nicht viel, meist bin ich lange am Arbeiten. Wenn ich mal früher fertig machen kann, gehe ich ins Fitnessstudio. Ich brauche den Ausgleich zum Bürojob. Mein Mann hat mehr Bewegung in seinem Alltag. Trotzdem geht er häufig ins Gym und spielt Fussball. Unsere beiden Fitnessabos kosten zusammen 1800 Franken im Jahr, wobei meine Zusatzversicherung davon 700 Franken übernimmt. Zusätzlich gehen wir beide öfter Tennis spielen, zusammen oder mit Freunden. Für die Plätze geben wir im Jahr etwa 1500 Franken aus. 

Im Sommer gehen wir so häufig wie möglich ans Wasser, aber nur selten in eine eintrittspflichtige Badi. Ein Eintritt kostet 8 Franken. Das macht nochmals etwa 80 pro Jahr. 

Am Wochenende sind wir meistens mit Freunden unterwegs. Manchmal gehen wir an ein Konzert, oder wir treffen uns in einer Bar. Ich denke, wenn wir mit monatlich 400 Franken für Konzerttickets oder sonstige Freizeitaktivitäten rechnen, geht das auf. 

Zeitungen, Zeitschriften: Vor Jahren hat mir mein Mann ein Abo für die Modezeitschrift «Elle» geschenkt. Das habe ich seither nie mehr abbestellt. Ich habe ein günstiges Abo zum Vorzugspreis und zahle pro Jahr 60 Franken. Das Magazin ist eine leichte Lektüre für die Badi oder für eine Zugfahrt. 

Andere Zeitungen haben wir nicht abonniert. Wir informieren uns online und schauen jeden Abend die «Tagesschau» und die «Züri News» auf Tele Züri.

Geschenke: Für diesen Posten schätze ich unsere Ausgaben auf 600 Franken im Jahr. Mein Mann und ich schenken uns jeweils zum Geburtstag und zu Weihnachten etwas. Seit wir unsere Konti zusammengelegt haben, geht es uns eher um die Geste. Sprich: sich Gedanken machen, was dem anderen gefallen könnte. 

Letztes Jahr hat mich mein Partner zum Geburtstag mit einem Dyson-Haarföhn überrascht – etwas, was ich mir selbst nie gegönnt hätte. Auch in meiner Familie, vor allem bei meinem Bruder, gehört ein Geburtstagsgeschenk von ungefähr 50 Franken einfach dazu. 

Ferien und Ausflüge: Ich habe fünf Wochen Ferien, mein Mann als Lehrer fast das Dreifache an unterrichtsfreier Zeit. Wir gönnen uns eigentlich immer fünf Wochen Ferien. Das bedeutet für uns: raus aus dem Alltag, ans Meer, Sonne tanken und einfach abschalten. Wenn ich mir die Budget-App meiner Kreditkarten anschaue, haben wir letztes Jahr etwa 20'000 Franken für Flüge, Unterkünfte und Essen im Ausland ausgegeben. 

Dazu kommen noch vier Wochenendtrips mit Freunden, die jeweils so um die 1000 Franken kosten, und ein Yogawochenende, das mich ungefähr 900 Franken kostet. Im Winter gehts mindestens noch zwei Wochenenden in die Berge. Ich denke, das macht nochmals 300 Franken pro Trip. 

Spenden: Ich habe ein Patenkind, das ich seit über zehn Jahren mit 360 Franken finanziell unterstütze. Das Geld fliesst direkt an das Kind. So kann ich etwas weitergeben. Das haben mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben. 

Altersvorsorge: Mein Mann zahlt schon seit zehn Jahren den Maximalbetrag in die dritte Säule ein, ich erst seit zwei Jahren. 

Vorher hatte ich jeweils versucht, 1000 bis 1500 Franken pro Jahr einzuzahlen. Mehr ging nicht, weil ich entweder studiert habe oder Geld für die Anwaltsprüfung auf die Seite legen musste. Meine Eltern haben ebenfalls 2000 Franken jedes Jahr in meine dritte Säule eingezahlt. Das fanden sie sinnvoll, unter anderem damit ich das bei meinen Steuern abziehen konnte.

Letztes Jahr haben wir beide zusätzlich insgesamt 20’000 Franken freiwillig in die Pensionskasse eingezahlt, vor allem um Steuern zu sparen.

Steuern: Wir haben im letzten Jahr 30'000 Franken gezahlt, das sind 4500 Franken mehr, als wenn wir unverheiratet wären. Das habe ich aus Interesse mal ausgerechnet.

Sparen und Vermögen: Auf unserem gemeinsamen Sparkonto befinden sich zurzeit 30'000 Franken. Mein Mann hat, wie erwähnt, 175'000 Franken in Wertschriften investiert. 

Wir arbeiten beide Vollzeit und können ungefähr 8000 Franken monatlich auf die Seite legen. Irgendwann möchten wir Kinder. Deshalb legen wir etwas Geld auf die Seite. Das geht wohl nie mehr so einfach wie jetzt.

Mein grösster Luxus

Ferien und Wochenendausflüge geniessen wir, ohne auf das Geld zu schauen. Zumindest was Auswärtsessen, Wein und Shopping angeht. Bei den Flügen und Unterkünften schauen wir schon auf den Preis. In der Regel zahlen wir pro Übernachtung 300 Franken. Es kam aber auch schon vor, dass wir für ein Hotel 600 Franken ausgaben.

So fühle ich mich

Ich fühle mich gut, weil ich meine Finanzen im Griff habe. Meine Arbeitstage sind lang, und ich habe das Gefühl, dass ich unter der Woche im Vergleich zu meinen Freundinnen wenig Geld ausgebe. Auch am Wochenende halten sich unsere Ausgaben in Grenzen. Anders sieht es, wie gesagt, in den Ferien und in Sachen Mode aus.

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth 

Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung». 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.