Darum gehts
Nicolas Egger studiert Design an der Zürcher Hochschule der Künste. Im Studium lernt er verschiedene Designmethoden, um Produkte wie Websites und Apps zu entwerfen.
Egger, der in Wirklichkeit anders heisst, ist in Neuenburg aufgewachsen und hat das Gymnasium in der Romandie gemacht. Danach hat er den Zivildienst absolviert und später im Spital gejobbt, um Geld für den gestalterischen Vorkurs zu verdienen – dieser war nötig für sein Studium.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
In der Beobachter-Serie «Die Abrechnung» zeigt der 26-Jährige seinen Kontoauszug und erzählt, wie er mit seinem Budget lebt. Wie viel Geld steht ihm zur Verfügung? Wofür gibt er es aus?
Einnahmen
Ich habe Anspruch auf ein staatliches Stipendium, weil meine Eltern finanzielle Schwierigkeiten haben und mich nicht unterstützen können.
Die Voraussetzungen dafür sind von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Auch die Höhe variiert nach Alter und Ausbildung. Die letzten beiden Semester habe ich je 12’000 Franken Stipendien erhalten. Das ist jeweils mit einem ziemlichen administrativen Aufwand verbunden. Ich habe letztes Jahr im Juli alle Dokumente eingereicht, aber erst im September wurde das Geld auf mein Konto eingezahlt.
Ich habe an jedem Wochentag Vorlesungen oder Seminare, und manchmal muss ich auch am Wochenende für Projekte arbeiten. Deshalb habe ich keine Zeit und Energie, neben dem Studium zu jobben und Geld zu verdienen. Ich schraube lieber meine Ausgaben runter, um mit dem Geld durchzukommen. Runtergerechnet, habe ich pro Monat 2000 Franken zur Verfügung.
Ausgaben
Wohnen: Ich lebe zusammen mit meiner Mitbewohnerin in einer Dreizimmerwohnung in der Stadt Zürich. Wir teilen uns das Wohnzimmer und die Küche. Zudem steht uns ein Gemeinschaftsgarten zur Verfügung. Jeder zahlt 638 Franken Miete.
Unsere Vermieterin ist eine Stiftung, die preisgünstigen Wohnraum zur Verfügung stellt. Meine Mitbewohnerin habe ich vor drei Jahren bei einem Nebenjob kennengelernt. Sie suchte einen Mitbewohner, und ich war verzweifelt auf der Suche nach einem WG-Zimmer. Das war mein Glück.
Die Serafe-Gebühr (335 Franken) sowie die separaten Stromkosten (360 Franken) machen nochmals 695 Franken pro Jahr aus. Das Haus wird mit Gas geheizt. Das zeigt sich in den Nebenkosten. Wir mussten dieses Jahr knapp 1000 Franken nachzahlen. Die Beiträge teilen wir uns.
Semestergebühren: 1440 Franken muss ich pro Jahr an meine Hochschule zahlen.
Dazu kommen noch 70 Franken Jahresbeitrag für den Akademischen Sportverband Zürich (ASVZ). Mit dem Abo können Studierende verschiedene Sportangebote gratis nutzen.
Telefon, Internet und Abos: Mein Handyabo ist günstig und hat unlimitiertes Internet. Pro Monat kostet es 18 Franken. Zudem teilen wir unser Internet mit unseren Nachbarn, das macht für mich 4 Franken jeden Monat.
Weiter habe ich mit vier Freunden zusammen einen Spotify-Family-Account. Ich zahle Fr. 3.30.
Versicherungen: Meine Mitbewohnerin und ich haben eine gemeinsame Hausrat- und Haftpflichtversicherung. Die Jahresprämie ist 350 Franken. Ich zahle 60 Franken mehr, da ich mich auch gegen Diebstahl auswärts versichern will.
Vor zwei Jahren wurde mein Laptop geklaut. Das war schlimm für mich, weil ich ihn fürs Studium brauche. Ich hatte keine Versicherung. Daraus habe ich gelernt. Meiner Mitbewohnerin ist das nicht wichtig.
Für Versicherungsprämien gebe ich also 205 Franken jährlich aus.
Gesundheit: Ich habe Anspruch auf Prämienverbilligung. Mit der tiefsten Franchise zahle ich monatlich 257 Franken für die Grundversicherung, das sind 280 Franken weniger, als ich ohne Reduktion zahlen würde.
Der Stress im Studium und die psychische Belastung zeigen sich bei mir auch körperlich. Ich bekomme immer mal wieder Hautausschläge, und im Winter hatte ich Gürtelrose. Das hat fast sechs Wochen gedauert. Für Franchise und Selbstbehalt gebe ich jährlich nochmals 1000 Franken aus.
32 Franken zahle ich für die Zusatzversicherung. Damit sind gewisse Zahnarztleistungen, Brillengläser und Spitalaufenthalte versichert. Wenn ich mir das so überlege, könnte ich mir das Geld aber wohl sparen. Ich trage nämlich keine Brille, und meine letzte Zahnarztrechnung wurde von der Versicherung nicht übernommen. Ich musste einen Zahn ziehen lassen, weil er sich entzündet hatte. Das hat mich 2000 Franken gekostet.
Mobilität: Ich bin gern mit Tram, Bus und Zug unterwegs. Auch wenn es in der Stadt oft einfacher wäre, einfach aufs Velo zu steigen, bleibe ich dem ÖV treu. Das ist Gewohnheit, und ich weiss genau, wo ich welche Tramlinie nehmen kann.
Für den öffentlichen Verkehr in der Stadt Zürich habe ich ein Monatsabo, das 89 Franken kostet. Vorher hatte ich das GA Night. Dafür bin ich jetzt zu alt. Das Monatsabo ist ein grosser Budgetposten. Ich möchte im Sommer zwei Monate keines lösen und auf das Velo umsteigen.
Ich habe auch ein Halbtaxabo, das kostet 190 Franken. Ich brauche es einmal alle zwei Monate, um Freunde in der Romandie zu besuchen. Zürich–Neuenburg hin und zurück macht 60 Franken.
Haushalt: Ich mache alle drei Tage einen Einkauf. Meistens gebe ich zwischen 40 und 60 Franken aus. Ich bin Vegi, liebe Käse und kaufe mir alle zwei Wochen 400 Gramm Gruyère. Gemüse kaufe ich in der Migros und schaue, dass es aus der Schweiz ist. Ab und zu kaufe ich auch Biolebensmittel, etwa Tomaten oder Pilze. Honig ist etwas, was ich mir zwei-, dreimal im Jahr gönne.
Abfallsäcke, Abwaschtabs oder Brot kaufen meine Mitbewohnerin und ich abwechslungsweise. Zu Beginn unserer WG-Zeit haben wir die gemeinsamen Ausgaben für Lebensmittel in einer App eingetragen und geteilt. Heute versuchen wir einfach, gleich viel einzukaufen.
Fürs Haareschneiden gebe ich kein Geld aus, weil eine Freundin sie mir schneidet.
Verpflegung ausser Haus: Zweimal in der Woche esse ich in der Mensa. Das Vegimenü kostet Fr. 8.50. Das Studienjahr hat zwei Semester an drei Monaten. Ich gebe für meine Mittagsverpflegung also monatlich 34 Franken aus.
Wenn es der Kontostand zulässt, kaufe ich mir einen Kaffee in der Mensa. Der kostet Fr. 3.10. Das Gleiche gilt bei Alkohol und Clubeintritten. Es gibt Monate, da sind die Haushaltsausgaben tiefer, und ich kann mir ein Bier und Ausgang leisten. An anderen Monaten muss ich den Gürtel enger schnallen, weil ich beispielsweise eine Arztrechnung bezahlen muss. Aber ich würde sagen, ein Kaffee pro Monat und zwei Bier liegen drin. Das sind dann ungefähr 12 Franken monatlich.
Kleidung und Schuhe: Ich kann an zwei Händen abzählen, wie viele Kleidungsstücke ich die letzten drei Jahre gekauft habe. Das letzte war eine Übergangsjacke für 80 Franken. Ich kaufe jeweils schlichte Stücke, damit ich sie kombinieren kann.
Ich kaufe mir alle zehn Monate ein neues Paar Schuhe. Das letzte Paar habe ich für 35 Franken secondhand gekauft, es war von Adidas. Meine Joggingschuhe habe ich auf Zalando Lounge für 80 Franken gekauft. Wenn ich das ausrechne, gebe ich jährlich maximal 120 Franken aus.
Geschenke: Ich überrasche Freundinnen und Freunde gern mit Kleinigkeiten, die ich irgendwo sehe und passend finde. Etwa ein Stickerset oder Ohrringe. Oder ich mache eine Zeichnung für sie. Etwas schenken, wenn jemand es nicht erwartet – das finde ich schön.
Meiner Freundin habe ich dieses Jahr zum Geburtstag eine Zeichnung gemacht und ein Airtag geschenkt.
Ich schätze, dass ich jährlich 80 Franken für Geschenke ausgebe.
Freizeit: Im Sommer treffe ich mich gern mit Freunden auf einer Wiese, und wir spielen Kartenspiele. Im Winter spiele ich öfter Videogames. Ich kaufe mir so zwei Spiele pro Jahr. Das kostet zusammen 120 Franken.
Ich male oder mache Skizzen. Für Papier, Stifte und sonstiges Material gebe ich ungefähr 10 Franken jeden Monat aus.
Ebenfalls fotografiere ich gern. Irgendwann hätte ich gern eine eigene Kamera. Aber solange ich studiere, kann ich sie bei der Schule ausleihen.
Ferien: Ich habe mir letztes Jahr das erste Mal erlaubt, Ferien zu machen. Seither lege ich monatlich 40 Franken auf die Seite. Einmal pro Jahr will ich künftig in die Ferien.
Letztes Jahr war ich knapp zwei Wochen in Griechenland. Das hat alles in allem ungefähr 800 Franken gekostet. Im Februar war ich mit meiner Freundin sieben Tage in Lyon. Für die Zugfahrt, Hostel und Essen habe ich 600 Franken ausgegeben.
Steuern: Ich habe kein Einkommen, und Stipendien müssen in der Regel nicht versteuert werden, wenn sie gesamthaft pro Jahr 24’000 Franken nicht übersteigen.
Ich zahle also nur die Personalsteuer. Bei mir sind es 24 Franken.
Altersvorsorge: Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.
Sparen und Vermögen: Ich habe jetzt 10’000 Franken auf meinem Konto. Das reicht mir ungefähr sieben bis neun Monate. Im ersten Semester kam ich finanziell an meine Grenzen, weil das Geld vom Stipendium noch nicht ausgezahlt wurde und ich fast nichts auf der Seite hatte. Ende Semester erhielt ich dann 12’000 Franken. Von diesem Geld habe ich nur 2000 Franken für einen neuen Laptop gebraucht.
Ich plane meine Finanzen gut. Auch im Notfall können mir meine Eltern nicht unter die Arme greifen. Wenn das Geld weg ist, verliere ich mein WG-Zimmer.
Mein grösster Luxus
Ein Bier trinken und dazu eine Pizza essen. Und: mir dabei keine Gedanken machen, ob das nun drinliegt oder nicht.
So fühle ich mich
Geld ist ein grosses Thema in meinem Leben. Vor dem Studium musste ich den Gürtel sehr eng schnallen. Dort kam ich mit knapp 1000 Franken pro Monat durch. Das war eine schwierige Zeit – auch meine Ernährung war dementsprechend unausgewogen. Ich habe eigentlich nur Pasta gegessen.
Mit dem Stipendium habe ich jeden Monat 1000 Franken mehr zur Verfügung. Das ist für mich viel. Ich bin sehr dankbar, dass ich finanzielle Unterstützung habe. So kann ich mich ausgewogen ernähren und auch mal zum Arzt gehen, wenn was ist.
Die meisten meiner Studifreunde leben in anderen finanziellen Verhältnissen. Wenn sie mich fragen, ob ich an ein Open Air oder an einen Ausflug mitkomme, muss ich gut überlegen. Gewisse Sachen kann ich nicht mitmachen, das würde mein Budget sprengen.
Ich freue mich auf eine Zeit, in der ich mir keine Sorgen machen muss, ob ich meine Freundin zum Essen einladen kann. Natürlich bin ich mir bewusst, dass es in meiner Branche wenig Stellen gibt und diese auch weniger gut bezahlt werden. Im Studium hat uns ein Dozent mal gesagt, ein Einstiegslohn nach dem Studium sollte zwischen 4000 und 5000 Franken sein. Damit kann ich gut leben. In den Sommermonaten werde ich mich auf Stellensuche machen. Mir würde die Arbeit in einem Museum gefallen oder im Bereich Werbung.
Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth
Hier finden Sie die bisherigen Folgen der Rubrik «Die Abrechnung».