Darum gehts
- Mietwohnungs-Projekte bleiben trotz hoher Nachfrage leer. Wohnungsnot bleibt bestehen
- Experte: Situation für Mittelstand weiterhin angespannt, nur Wohlstandsflackern am oberen Preisrand
- Durchschnitts-Mietpreis für 100-Quadratmeter-Wohnung: 3750 Franken pro Monat
In jüngster Zeit häufen sich die Fälle grösserer Bauprojekte, deren Anbieter den neuen Wohnraum nur mit Mühe loswerden.
Blick berichtete etwa über den «Cervelatpalast» in Luzern, den die Eigentümerin Zurich Anlagestiftung kürzlich sanierte. Die Preise schossen nach der Fertigstellung um bis zu 82 Prozent in die Höhe, vorerst blieb die Hälfte der Wohnungen unvermietet.
Anderes Beispiel Zürich: die Überbauung Tilia in Altstetten, erbaut von den Stararchitekten Herzog & De Meuron. Auch dort blieben viele Mietwohnungen leer. Die Hochhaus-Überbauung Alto, ebenfalls in Altstetten, oder das berühmte frühere Swissôtel beim Bahnhof Oerlikon, das neu «Oerlikon One» heisst, bekommen die Wohnungen laut «InsideParadeplatz» nur langsam los.
Die Obergrenze scheint langsam erreicht
Laut Immo-Experte Donato Scognamiglio (55) handelt es sich «nur um ein Wohlstandsflackern». Heisst: Am oberen Preisband des Wohnungsmarktes sei allmählich eine Grenze erreicht.
«Viele Firmen sind nicht mehr bereit, für angestellte Expats Fantasie-Mietpreise zu bezahlen, während Schweizer, die sich solche Preise leisten könnten, dank der tiefen Zinsen eher kaufen als mieten wollen», sagt Scognamiglio.
Zum Hochhaus in Oerlikon meint der Experte zudem: «Das Modell mit vielen Kleinwohnungen ist nicht mehr ganz neu.» Mit solchen lassen sich zwar höhere Preise pro Quadratmeter erzielen. Doch es gebe dafür schon ein ziemliches Angebot.
Situation bleibt für den Mittelstand angespannt
Eine Kehrtwende im Mietmarkt seien die genannten Entwicklungen aber keineswegs: «Davon spreche ich erst, wenn die Mieten unabhängig der Zinsschwankungen nicht mehr dauernd steigen.» Diese wenigen leer bleibenden Wohnungen im hohen Preissegment seien für den Mittelstand «irrelevant».
Denn die Situation sei weiterhin extrem angespannt. Noch immer liege der Durchschnitts-Mietpreis für eine 100-Quadratmeter-Wohnung auf den gängigen Plattformen bei 45'000 Franken pro Jahr oder 3750 Franken pro Monat. Dazu sei die Leerwohnungsquote gerade in Kanton (0,4 Prozent) und Stadt (0,06 Prozent) Zürich immer noch extrem tief. Deshalb spiele der Markt nicht richtig.
Scognamiglio interpretiert die genannten Beispiele als Zeichen dafür, dass für Immobilienunternehmer «die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen.» Aber die Wohnungsnot bleibt.
Die Lage im Luxus-Mietsegment sei «ein Hemd, bei dem alle Knöpfe extrem spannen, und nun lässt sich vielleicht der oberste Knopf nicht mehr schliessen, aber ansonsten gibt es keine Entspannung.»