Darum gehts
- Luzerner Wohnungsmarkt angespannt, aber 20 von 40 Wohnungen im «Cervelatpalast» leer
- Sanierte Wohnungen, aber nicht gross, mit kleinen Küchen wie aus den 1950er-Jahren
- Mieten nach Sanierung bis zu 82 Prozent höher, etwa 3190 Franken für 68 Quadratmeter
Der Wohnungsmarkt in Luzern ist ausgetrocknet. Und doch stehen in zwei Blöcken am Bundesplatz 20 der 40 Wohnungen leer, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Die Apartments liegen im «Cervelatpalast», wie der markante Rundbau in der Luzerner Neustadt im Volksmund genannt wird. Die Liegenschaft an bester Innenstadt-Lage, fünf Gehminuten vom Luzerner Hauptbahnhof entfernt, gehört der Zürich Versicherung. Sie hat die Wohnungen während Monaten für viel Geld total saniert.
Die Gerüste sind abmontiert, die Handwerker weg – jetzt zeigt sich: Die Apartments kommen edel daher, doch grösser geworden sind sie nicht. Gut zu sehen an den Küchen. Modernste Geräte, alles frisch. Doch für mehr als ein kleines Tischchen und zwei kleine Stühle reicht der Platz nicht. So hat man Küchen in den 1950er-Jahren konzipiert.
3190 Franken für 68 Quadratmeter
Die Wohnungen sind aber deutlich teurer geworden. Zwei Beispiele: 2830 Franken kostet eine 2,5-Zimmer-Wohnung mit 58 Quadratmetern. Eine 3,5-Zimmer-Wohnung mit 68 Quadratmetern gibts für 3190 Franken im Monat. Das ist bis zu 82 Prozent mehr als vor der Totalsanierung. Und lässt sich offenbar nicht mehr so einfach vermieten.
Auch der Luzerner Mieterverband hält die von der Zürich Versicherung neu ausgerufenen Mietpreise für überrissen. Er hat für die «Luzerner Zeitung» genau nachgerechnet und kommt zum Schluss: Ein Aufschlag von 385 Franken pro Wohnung wäre nach der Sanierung gerechtfertigt. Der Verband geht dabei von einer Investitionssumme von acht Millionen Franken aus und rechnet mit marktüblichen Zinssätzen, Amortisation und Unterhaltskosten.
«Ortsübliche Mieten»
Die Eigentümerin argumentiert, die Mieten seien «ortsüblich». Ein Sprecher sagt zu Blick: «Es handelt sich um eine aufwendige, umfassende Totalsanierung, die nach dem Minergie-Systemerneuerungs-Label umgesetzt worden ist.» So habe man den Bau aus dem Jahr 1951 erdbebensicher gemacht und die Leitungen erneuert. Zudem sei die Gebäudehülle energetisch saniert und mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgerüstet worden.