Darum gehts
- Nestlé-Präsident Paul Bulcke unter Druck. Investoren fordern vorzeitigen Rücktritt
- Bulcke entliess zwei CEOs innerhalb eines Jahres fristlos
- Nestlé-Aktienkurs so tief wie seit 2017 nicht mehr
Erst vor fünf Tagen feierte Paul Bulcke seinen 71. Geburtstag. Gross in Partylaune dürfte der Verwaltungsratspräsident von Nestlé aber nicht gewesen sein. Denn die Luft wird für den gebürtigen Belgier, der seit 45 Jahren im Dienst des Lebensmittelmultis steht, immer dünner. Der fristlose Rauswurf von nun Ex-CEO Laurent Freixe (63) war auch für Bulcke eine Niederlage. Schliesslich hatte er den Franzosen erst zwölf Monate zuvor zum Konzernchef gemacht. Gleichzeitig färbt die anhaltend schlechte Performance an der Börse negativ auf ihn ab. Der Nestlé-Aktienkurs ist derzeit so tief wie seit 2017 nicht mehr.
Damals, vor 8 Jahren, hatte Bulcke das Nestlé-Präsidium von Peter Brabeck (80) übernommen. Aktuell befindet er sich auf den letzten Metern seiner langen Karriere beim Schweizer Food-Giganten. Im April wird er abtreten, der aktuelle Vize Pablo Isla (61) übernimmt dann als Verwaltungsratspräsident. Kürzlich forderten aber bereits erste Stimmen am Kapitalmarkt den vorzeitigen Rücktritt: «Der muss weg, und zwar sofort», sagte ein Portfoliomanager vor wenigen Tagen zu Blick. Und jetzt blasen auch namhafte Nestlé-Investoren ins gleiche Horn, wie die «Financial Times» berichtet.
Bulckes Rolle beim Rücktritt von Freixe-Vorgänger
Im Bericht der britischen Wirtschaftszeitung kommen mehrere gewichtige Investoren zu Wort, die den Kopf des Nestlé-Kapitäns fordern. Es sei eine «Frage des Anstands und des Respekts», dass Bulcke mit seinem Abgang nicht bis im April warte, sage einer der 30 grössten Nestlé-Aktionäre. Und weiter: «Bulcke hat den Respekt und das Vertrauen der Investoren verloren.» Die Aktionäre kritisieren die Rolle, die der Präsident bei der Entlassung seines einstigen Vertrauten Freixe spielte. Der kürzlich geschasste CEO hatte mit einer Marketingfrau eine Nestlé-interne Liebesbeziehung, die er aber stets leugnete. Es brauchte zwei Untersuchungen, bis die Affäre aufflog.
Was zusätzliche Brisanz reinbringt: Freixe war bereits der zweite CEO, den Bulcke fristlos auf die Strasse stellte – innerhalb von bloss einem Jahr. Im August 2024 musste Freixe-Vorgänger Mark Schneider (60) per sofort gehen. Schon damals agierte der Präsident wenig überzeugend, wie es heisst. Bislang hat Bulcke dem Druck standgehalten, einen vorzeitigen Rücktritt hat er bisher stets abgelehnt.