Laurent Freixe (63) entlassen
Nestlé-CEO stolpert über Affäre am Arbeitsplatz

Nestlé entlässt seinen CEO Laurent Freixe. Ihm wird eine Liebesbeziehung zu einer Untergebenen zum Verhängnis, wie der Lebensmittelmulti am Abend mitteilt. Nachfolger wird ein Schweizer, Philipp Navratil übernimmt.
Publiziert: 01.09.2025 um 19:09 Uhr
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Aktualisiert: 13:46 Uhr
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Der Franzose Laurent Freixe ist nicht mehr CEO von Nestlé.
Foto: PD

Paukenschlag beim Schweizer Lebensmittelriesen: Der Verwaltungsrat von Nestlé hat CEO Laurent Freixe (63) mit sofortiger Wirkung entlassen. Nach nur einem Jahr an der Spitze beim grössten Lebensmittelkonzern der Welt muss das Nestlé-Urgestein – er arbeitete seit 1986 für das Unternehmen – gehen. Der Grund: Eine interne Untersuchung mit der Unterstützung einer unabhängigen externen Rechtsberatung brachte eine «nicht offengelegte romantische Beziehung mit einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin» ans Licht. Ein klarer Verstoss gegen den Code of Business Conduct des Konzerns.

«Das war eine notwendige Entscheidung», erklärt Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke (70) in einer Mitteilung nach Börsenschluss. Nestlé wolle seine Werte und die strengen Governance-Regeln nicht kompromittieren.

Freixe verlässt das Unternehmen abrupt. Aber nicht ohne Nachfolger.

Philipp Navratil übernimmt per sofort

Denn im Chefbüro nimmt neu und per sofort Nespresso-Chef Philipp Navratil (48) Platz – ein Nestlé-Eigengewächs. Der Schweizer trat 2001 als interner Revisor bei Nestlé ein und machte Karriere über Stationen in Honduras, Mexiko und der globalen Kaffee-Sparte. Seit Juli 2024 leitete er Nespresso und wurde Anfang 2025 in die Konzernleitung berufen.

Bulcke lobt Navratil als «dynamischen Leader mit inklusivem Managementstil». Der neue CEO soll die laufende Strategie unverändert fortführen – mit Fokus auf Wachstum, Effizienz und die Stärkung von Marken wie Nescafé und Nespresso. Navratil zeigt sich in der Mitteilung geehrt: «Es ist ein Privileg, Nestlé in die Zukunft zu führen. Ich werde eng mit dem Verwaltungsrat und dem Führungsteam zusammenarbeiten, um unsere Pläne mit voller Intensität umzusetzen.»

Nun übernimmt Navratil das Ruder des Lebensmittelgiganten mit Sitz in Vevey am Genfersee.

Schon Vorgänger Schneider per sofort weg

Die Turbulenzen bei Nestlé begannen spätestens mit dem Rauswurf von Mark Schneider (59). Acht Jahre hielt sich der Freixe-Vorgänger an der Nestlé-Spitze. Wie gegenwärtig beim geschassten Freixe meldete der Konzern kurz nach Börsenschluss am 1. September 2024 den Abgang des Deutschen. Per sofort. Schneider war 2017 als Externer zu Nestlé gestossen. Er galt beim Amtsantritt als Hoffnungsträger und überzeugte zu Beginn mit seinen strategischen Schritten.

In den letzten Quartalen seiner Amtszeit enttäuschte der Nahrungsmittelmulti aber zum Teil mit den Zahlen. Zudem stiessen seine Vorstösse in neue Produktfelder wie Nahrungsergänzungsmittel intern auf immer weniger Anklang. Sie hätten «das Gefüge der Organisation geschwächt», sagte Freixe nur wenige Wochen, nachdem er den CEO-Posten übernommen hatte. Und dass die Diversifizierung unter Schneider dazu geführt habe, dass Nestlés Kerngeschäft vernachlässigt worden sei.

Der neuste Chefwechsel kommt für Nestlé im dümmsten Moment. Nach einem schwachen 2024 hatten die Nestlé-Aktien zwar ein sehr starkes erstes Quartal 2025. Die Papiere waren für längere Zeit grösster Gewinner des Aktienindexes SMI. Mittlerweile haben die Papiere aber einen grossen Teil der Gewinne wieder eingebüsst.

In der einjährigen Amtszeit von Freixe hat Nestlé an der Börse fast 16 Prozent an Wert verloren. So tief wie in diesen Tagen lag der Aktienkurs zuletzt vor fast 10 Jahren. Die sofortige Beförderung von Nespresso-Chef Navratil auf den CEO-Posten dürfte an der Börse kaum für eine unmittelbare Trendwende sorgen. Ob Navratil den Tanker Nestlé durch die stürmische See in ruhigere Gewässer navigieren kann? Das wird man sich am Dienstag nicht nur an der Börse fragen.

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