100'000 Fr Umsatz verloren
Kult-Veloladen in Basel vor dem Aus – wegen Baustelle

Der Basler Velohändler Thomas Ammann verliert stetig Kunden, weil die Stadt seit eineinhalb Jahren direkt vor seinem Laden die Strasse erneuert. 100'000 Franken an Umsatz hat er eingebüsst. Seinem Geschäft droht das Ende. Jetzt zieht Ammann vor Gericht.
Publiziert: 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 15:14 Uhr
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Thomas Ammann hat vor fünf Jahren einen Veloladen in Basel übernommen.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Basler Veloladen kämpft um Existenz wegen Baustelle vor dem Geschäft
  • Ladenbesitzer zieht vor Gericht und hofft auf Unterstützung
  • 100'000 Franken Umsatzverlust, ein Viertel des Jahresumsatzes
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Es brummt und rattert, ist laut und Abschrankungen versperren den Weg. Eine Baustelle vor seinem Veloladen macht Thomas Ammann (41) das Leben schwer – seit eineinhalb Jahren. Darum kommen deutlich weniger Kundinnen und Kunden in sein Geschäft, das nordwestlich vom Basler Stadtzentrum liegt, wenige hundert Meter von der Grenze zu Frankreich weg. «Wir haben deshalb 100'000 Franken an Umsatz verloren», sagt Ammann zu Blick. Das ist ein Viertel seines Jahresumsatzes. Mehrere Basler Medien berichteten zuerst, darunter die «Basler Zeitung». 

Jetzt zieht Ammann vor Gericht. Am Freitagvormittag hatte er noch einen Termin beim Anwalt, nächste Woche soll es losgehen. «Ich hoffe, dass ich immerhin die Hälfte, also 50'000 Franken, zurückbekomme», so Ammann, der den Veloladen vor fünf Jahren übernommen hat. Doch bis er endlich Geld sieht, könnte es mehrere Jahre dauern.

Basel bietet keine Unterstützung

Bisher lehnte der Kanton Basel-Stadt jegliche Unterstützung ab, was Ammann ziemlich ärgert. Er weist deshalb auf das Problem mit einem Transparent hin, das über dem Ladeneingang hängt. Darauf steht: «Hilfe! Wir brauchen eure Unterstützung! Es geht um unsere Existenz.» 

Überleben kann Ammann dank eines zinslosen Darlehens eines guten Kollegen: «Das wollte ich eigentlich zuerst nicht annehmen. Es kann ja nicht sein, dass eine Privatperson ein KMU unterstützen muss». Doch es ging nicht anders.

So kann der Betrieb über den jetzigen Winter weiterlaufen – trotz der Einbussen. «Im Sommer müssen wir eigentlich doppelt so viel Umsatz machen, dass wir den Winter kompensieren können», erklärt Ammann gegenüber Blick. Doch wegen der Baustelle kam das Geld nicht rein, die Reserven sind bereits aufgebraucht. 

Solidarität der Kundinnen und Kunden

In den 15 Jahren Arbeit im Veloladen an der Basler Burgfelderstrasse ist Ammann die Kundschaft sehr ans Herz gewachsen. «Es ist sehr schön, wenn man einem Kind das erste Velo verkauft», so Ammann. Und die Kundschaft zeigt sich auch solidarisch: In einem Spendenkässeli sammelt Ammann Geld für den Gang vors Gericht. 950 Franken hat die Kundschaft bereits für die Anwaltskosten gespendet. Ammann freuts: «Damit sind die ersten drei Stunden schon bezahlt». 

Ob der Basler Veloladen-Betreiber vor Gericht erfolgreich sein wird, ist alles andere als sicher. Das beweist ein Fall aus Zürich. Dort verklagte das Bäcker-Paar Ellen und Reto Hausammann die Stadt und forderte 170'000 Franken. Ebenfalls wegen einer Baustelle direkt vor der Ladentür. Doch die zwei Betreiber des Zürcher Zopf-Beck blitzten vor Gericht ab

Kommt doch noch Hilfe von der Politik?

In Basel schöpft Ammann aber Hoffnung aus einem kürzlichen Entscheid des Grossen Rates. Am Mittwoch hiess das Parlament eine Motion gut, die die Schaffung eines Unterstützungsfonds für baustellenbetroffene Unternehmen verlangt. Nun hat die Regierung bis im Februar 2026 Zeit, eine Vorlage auszuarbeiten. 

Trotzdem fühlt sich Ammann von der Politik im Stich gelassen. Er kritisiert die fehlende Kommunikation zwischen der Baustellen-Planung und den Geschäften an der Strasse. «Von einer auf die andere Sekunden sind sie mit dem Bagger gekommen und haben die Strasse aufgerissen», so Ammann. «Dann sind wir und auch andere Bewohner des Hauses mit dem Auto nicht mehr weggekommen.» Er hofft, dass die Zusammenarbeit in Zukunft besser läuft – und er auch für andere KMU etwas erreichen kann. 

Immerhin: Die ersten Absperrungen der Baustelle sind mittlerweile weg. Nächstes Jahr hofft Ammann, wieder wie gewohnt wirtschaften zu können. «Unser Geschäft muss einfach erhalten bleiben», findet der Chef. Schliesslich bildet der Basler Kult-Veloladen seit 60 Jahren Lehrlinge aus.

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