Heimliches Aus nach 26 Jahren – gibt es weiteren Kebab-Stand?
Das älteste Bahnhofslädeli der Schweiz ist für immer zu

Der Kiosk-Betreiber Valora hat den Avec-Shop der ersten Stunde geschlossen – nach 26 Jahren. Die SBB suchen nun nach neuen Mietern für den traditionsreichen Bahnhofsladen im Seeland. Zieht dort bald ein Kebab-Stand ein?
Publiziert: 10:56 Uhr
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Aktualisiert: vor 41 Minuten
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Der geschichtsträchtige Avec-Shop am Bahnhof in Schüpfen BE ist geschlossen.
Foto: PD

Darum gehts

  • Ältester Avec-Shop der Schweiz in Schüpfen BE geschlossen
  • Valora zieht sich zurück, SBB sucht neue Mieter für Gastronomiefläche
  • Erster Avec-Shop öffnete 1999, war täglich von 6 bis 20 Uhr geöffnet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Schüpfen BE ist eine typische Schweizer Landgemeinde. 3800 Einwohner zählen das gleichnamige Dorf und seine Weiler aus dem Seeland. Dort wohnt, wer es ruhig mag, aber nicht zu weit von den urbanen Zentren Bern und Biel entfernt sein will. Die Restaurants tragen klassische Namen, es gibt den «Löwen» und das «Bahnhöfli». Und es hat Metzger, Beck und Apotheke – sowie einen Bahnhof. Genau dort wurde nun ein Stück Schweizer Lädeli-Geschichte beerdigt.

Der Kiosk-Betreiber Valora hat nämlich den Avec-Shop am Bahnhof Schüpfen geschlossen – still und heimlich, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Der Bahnhofladen ist der älteste der Schweiz – zusammen mit jenem im Bieler Vorort Brügg BE. An den beiden Standorten öffneten im April 1999 die ersten Avec-Shops der Schweiz. Im Herbst folgte dann ein weiterer Laden in Mettmenstetten ZH. Es war der Startschuss für Convenience-Läden an Schweizer Provinzbahnhöfen.

SBB belebten so ihre Kleinbahnhöfe

Im Jahr vor der Jahrtausendwende entstand das, was heutzutage schweizweit Standard ist: Am Morgen können sich die Pendler im Shop am Bahnhof mit Kafi und Zeitung eindecken. Und abends kaufen sie noch schnell die Lebensmittel für den Znacht. Früher gabs in den Lädeli auch noch Zugbillette.

Für das vor einem Vierteljahrhundert im Seeland lancierte Pionierprojekt spannten die Migros, Valora und die SBB zusammen. Für alle drei ging die Rechnung auf: Der orange Riese, der die Lebensmittel lieferte, konnte so sein Sortiment rund um die Uhr anbieten. Die Bahnhof-Shops waren schon damals täglich geöffnet, von 6 bis 20 Uhr. Der Kiosk-Konzern blieb an Bahnhöfen präsent. Dank der breiteren Produktepalette konnte er unrentable Geschäfte weiterführen. Und die Bundesbahnen hatten in ihren Liegenschaften ein Angebot, das ihre Bahnhöfe auf dem Land attraktiver machte. «So beleben wir Bahnhöfe, die sonst bald automatisiert und verlassen wären», sagte der frühere SBB-Chef Benedikt Weibel (79) damals zu Blick. Als zusätzlicher Partner machte auch das Telekom-Unternehmen Sunrise mit, das die ersten Avec-Shops auch zum Internet-Café machte.

Zieht nun ein Kebab-Laden ein?

Der Bahnhof-Shop in Schüpfen war seit der Eröffnung stets in Betrieb – lief aber nicht immer unter dem gleichen Namen. Zwischenzeitlich hatte die Migros mit ihrem Migrolino-Konzept übernommen. 2020 gewann Valora einen SBB-Bieterwettbewerb für schweizweit 260 Bahnhofsläden, auch für den Pionier-Shop in Schüpfen. Dort zog das Kiosk-Unternehmen mit seiner Marke Avec wieder ein – bis es jetzt die Reissleine gezogen hat. Valora begründete den Schritt gegenüber der «Berner Zeitung» mit einem Strategiewechsel. Man konzentriere sich fortan auf «Standorte mit mittlerer bis hoher Frequenz».

Die SBB suchen jetzt nach neuen Mietern. Einen Shop soll es künftig nicht mehr geben. Denn die Liegenschaft, bestehend aus insgesamt 128 Quadratmetern Gewerbefläche und einem zusätzlichen Lagerraum, ist auf verschiedenen Immobilienplattformen als «attraktive Gastronomiefläche» ausgeschrieben. Die Mietfläche eigne sich für ein «Restaurant mit Sitzmöglichkeiten im Bereich Quick Offer», heisst es in der Annonce. Sprich: Die SBB setzt lieber auf einen Imbiss. Gut möglich also, dass anstelle des ältesten Bahnhofshops bald ein neuer Kebab-Laden entsteht.

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