Alexandrowas Ball landet hinter der Grundlinie
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Bencic im Viertelfinal:Alexandrowas Ball landet hinter der Grundlinie

Tränen, Psychospielchen, Nervenkrimi
Das Protokoll von Bencics Wimbledon-Märchen

Vierzehneinhalb Monate nach der Geburt ihrer Tochter ist Belinda Bencic in Wimbledon so gut wie noch nie. Der Weg in ihren ersten Wimbledon-Viertelfinal der Karriere ist hochemotional.
Publiziert: 01:34 Uhr
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Belinda Bencic jubelt über ihren nächsten Wimbledon-Meilenstein.
Foto: Getty Images
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Marco PescioReporter Sport

Es ist das nächste eindrückliche Kapitel, das Belinda Bencic (28) in ihrer Comebacksaison schreibt. Die Ostschweizerin, die Ende April 2024 Mutter der kleinen Bella geworden war, steht erstmals in einem Wimbledon-Viertelfinal. Dabei standen die Vorzeichen alles andere als günstig. Das Protokoll ihres Wimbledon-Märchens als Tennis-Mami. 

Die Tränen für eine Freundin

Den Oberschenkel einbandagiert und am Arm eine Verletzung, auf die sie nicht genauer eingehen wollte. Das Fitness-Rätsel um Belinda Bencic bleibt offiziell bis heute ungelöst. Durchmarschiert ist sie nun trotzdem. Zum Turnierauftakt vergiesst sie zudem Tränen, weil ihre gute Freundin Petra Kvitova (35) ihren letzten grossen Wimbledon-Auftritt vor dem Karriereende hat. Es ist für sie doppelt berührend – auch die Tschechin wurde im Vorjahr Mutter. Bencic verfolgt den Abschied der zweimaligen Wimbledonsiegerin aus der Ferne – und gewinnt ihrerseits gegen Alycia Parks (USA, 24) 6:0, 6:3.

Die Psychospielchen ihrer Gegnerin

Über 13 Minuten blieb Zweitrundengegnerin Elsa Jacquemot (Fr, 22) nach dem zweiten Satz in der Garderobe. «Das hat mich schon angepisst», gab Bencic hinterher zu, liess sich vom Psychospielchen der Widersacherin aber nicht beeindrucken und erteilte dieser dafür zum Schluss eine Lektion. 4:6, 6:1, 6:2.

Die Energie ihres Ehemannes

In der gleichen Partie war Bencics Ehemann und Fitnesscoach Martin Hromkovic der Schlüssel zum Erfolg. Weil er – als Hauptverantwortlicher für die kleine Bella während Wimbledon – das Töchterchen für kurze Zeit jemandem abgeben konnte, setzte er sich nach dem verlorenen Startsatz in die Bencic-Box. Und feuerte seine Frau auf Slowakisch lautstark an. Diese wiederum sagte danach: «Er ist immer eine grosse Hilfe. Wir haben eine spezielle Verbindung.» Als Hromkovic wieder wegmusste, rief Bencic ihm zu: «Nein, bleib. Ich brauche deine Energie.» Nun, sie schaffte es letztlich auch ohne ihn, die Partie nach Hause zu schaukeln.

Viertelfinals in Wimbledon

Frauen

Sabalenka – Siegemund

Anisimova – Pavlyuchenkova

Andrejewa – Bencic

Swiatek – Samsonova

Männer

Sinner – Shelton

Cobolli – Djokovic

Fritz – Khachanov

Norrie – Alcaraz

Frauen

Sabalenka – Siegemund

Anisimova – Pavlyuchenkova

Andrejewa – Bencic

Swiatek – Samsonova

Männer

Sinner – Shelton

Cobolli – Djokovic

Fritz – Khachanov

Norrie – Alcaraz

Das Zittern nach dem Regen

Runde drei. Bencic gewinnt 6:4, 3:6, 7:6 (10:7), kommt nach einer Regenpause nach dem ersten Satz aber ins Wanken. Im dritten Durchgang liegt sie gegen Elisabetta Cocciaretto (It, 24) mit 2:4 hinten, kann das Spiel aber noch drehen. 

Der goldene sechste Matchball

Wieder ein Nervenkrimi. Bencic siegt im Achtelfinal gegen Jekaterina Alexandrowa (Rus, 30) 7:6 (7:4), 6:4, muss für ihr allererstes Viertelfinalticket bei ihrem Lieblingsturnier aber ordentlich leiden. Fünf Matchbälle lässt sie ungenutzt, ehe sie den sechsten ausgerechnet bei Aufschlag ihrer Gegnerin verwertet. Hinterher meint sie im Platzinterview lachend und erleichtert: «Für euch war das wohl unterhaltsam, für mich war es der grösste Stress!» Wieder vergiesst die Weltnummer 35 Tränen und sagt: «Ich bin so stolz auf mein Team und mich.» Ihre nächste Gegnerin ist am Mittwoch Mirra Andrejewa (18, WTA 7) aus Russland.

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