Darum gehts
- Belinda Bencic zeigte 2025 ein Traum-Comebackjahr
- Trotzdem wurde sie für die Sports Awards nicht berücksichtigt
- Grosses Unverständnis im Bencic-Lager und der Schweizer Tennis-Szene
Sie verblüffte die Tenniswelt und wurde von Ikone Boris Becker (58) und zahlreichen Gegnerinnen geadelt: Belinda Bencic (28) blickt auf eine grossartige Saison zurück. Nach ihrer Schwangerschaftspause spielte sich Bencic blitzschnell wieder an die Weltspitze. Von Platz 487 im Januar auf Position 11(!), unter anderem dank ihres sensationellen Halbfinaleinzugs in Wimbledon. Und dank der zwei WTA-Titel in Abu Dhabi und Tokio. Die WTA wählte sie kürzlich zur Comeback-Spielerin des Jahres.
Man könnte meinen, das sollte locker reichen, auch bei den Sports Awards in die Kränze zu kommen. Doch Bencic war nicht einmal in der Vorauswahl unter den Nominierten aufgeführt, wie aus der Liste hervorgeht, die auch Blick als abstimmungsberechtigtes Medium vorliegt (siehe Box unten).
15 Athletinnen figurieren darauf. Alle, weil sie im vergangenen Jahr ohne Zweifel ebenfalls starke Leistungen zeigten. Sechs Sportlerinnen daraus sind nun per erstem Voting auserkoren worden – sie können in der SRF-Show vom 4. Januar gewählt werden. Aber warum war Bencic von Anfang an ausgeschlossen?
Alphabetisch sortiert nach Sportart:
Kanu: Alena Marx (Weltmeisterin Kajak-Cross-Einzelzeitfahren)
Langlauf: Nadine Fähndrich (WM-Bronze Sprint und Teamsprint)
Leichtathletik: Ditaji Kambundji (Weltmeisterin Hürden 100 m), Mujinga Kambundji (Hallen-Weltmeisterin 60 m) und Audrey Werro (Diamond-League-Siegerin)
Mountainbike: Alessandra Keller (Weltmeisterin Short-Track)
Orientierungslauf: Simona Aebersold (Weltmeisterin Langdistanz)
Rad: Marlen Reusser (Weltmeisterin Einzelzeitfahren)
Skibergsteigen: Marianne Fatton (Weltmeisterin Sprint)
Ski alpin: Lara Gut-Behrami (WM-Silber in Team-Kombi und kleine Kugel im Super-G) und Camille Rast (Weltmeisterin Slalom)
Ski-Freestyle: Mathilde Gremaud (Weltmeisterin Slopestyle), Sarah Höfflin (WM-Silber Big Air) und Fanny Smith (Weltmeisterin Skicross)
Wasserspringen: Michelle Heimberg (Europameisterin 3-m-Brett)
Alphabetisch sortiert nach Sportart:
Kanu: Alena Marx (Weltmeisterin Kajak-Cross-Einzelzeitfahren)
Langlauf: Nadine Fähndrich (WM-Bronze Sprint und Teamsprint)
Leichtathletik: Ditaji Kambundji (Weltmeisterin Hürden 100 m), Mujinga Kambundji (Hallen-Weltmeisterin 60 m) und Audrey Werro (Diamond-League-Siegerin)
Mountainbike: Alessandra Keller (Weltmeisterin Short-Track)
Orientierungslauf: Simona Aebersold (Weltmeisterin Langdistanz)
Rad: Marlen Reusser (Weltmeisterin Einzelzeitfahren)
Skibergsteigen: Marianne Fatton (Weltmeisterin Sprint)
Ski alpin: Lara Gut-Behrami (WM-Silber in Team-Kombi und kleine Kugel im Super-G) und Camille Rast (Weltmeisterin Slalom)
Ski-Freestyle: Mathilde Gremaud (Weltmeisterin Slopestyle), Sarah Höfflin (WM-Silber Big Air) und Fanny Smith (Weltmeisterin Skicross)
Wasserspringen: Michelle Heimberg (Europameisterin 3-m-Brett)
Die Frage, ob sie schlicht vergessen ging, kann mit Nein beantwortet werden. Denn ihre Personalie wurde im Wahlausschuss, bestehend aus Swiss Olympic, der Athletes Comission von Swiss Olympic, sportpress.ch und der SRG, sehr wohl diskutiert. Trotzdem kam dieser zum Schluss, die Sportlerin des Jahres 2021 aussen vor zu lassen.
Bencics Manager Marijn Bal gibt gegenüber Blick zu: «Ganz ehrlich, dass sie nicht nominiert wurde, war ein Schock und eine Enttäuschung für uns alle, inklusive Belinda.» Und dann sagt er: «Das ist für unsere Seite schwer verständlich – aber es ist alles gut. Belinda wird genauso weitermachen wie bis anhin. Solche Dinge beeinflussen sie nicht sonderlich. Wenn überhaupt, motivieren sie Belinda sogar noch mehr.»
Schwaller: «Entscheidung nicht leichtgefallen»
Auf Nachfrage nimmt auch Susan Schwaller, Chefredaktorin von SRF Sport und Mitglied des Wahlausschusses, Stellung. Sie erklärt, das Komitee habe sich «intensiv» mit vielen Sportlerinnen befasst, die in der massgebenden Zeitspanne (1. November 2024 bis 31. Oktober 2025) herausragende Leistungen erbracht haben: «Auch Belinda Bencic gehörte dazu und hatte zweifelsohne eine sehr erfolgreiche Saison. Das Feld der möglichen Nominierten war sehr gross. Auf Basis der im Wahlreglement definierten Nominationskriterien gelangte der Wahlausschuss jedoch zum Schluss, dass sich für die Wahlperiode andere Sportlerinnen noch mehr für die Auszeichnung Sportlerin des Jahres aufdrängten.»
Abschliessend lässt sie weiter verlauten: «Angesichts der enormen Breite im Schweizer Sport ist dem Wahlausschuss die Entscheidung nicht leichtgefallen.»
Klare Worte von Günthardt und Swiss Tennis
Wer für den Award mit einer Nomination in Frage kam, wurde schon vor Wochen in Kenntnis gesetzt – oder eben nicht. Dass Bencic weggelassen wurde, hat in der Tennis-Szene, gelinde gesagt, für Irritation gesorgt. Blick-Tennisexperte Heinz Günthardt (66), der Captain des Billie-Jean-King-Cup-Teams ist, dem auch Bencic angehört, sagt: «Nach so einem Jahr in einer Weltsportart sollte es Belinda zumindest unter die ersten 15 schaffen, alles andere ist absurd.»
Und auch für Swiss Tennis ist die Entscheidung «absolut nicht nachvollziehbar». Der Verband schreibt auf Anfrage von einer «eindrucksvollen Rückkehr an die Weltspitze» und davon, dass Bencics Ergebnisse «nicht hoch genug einzuordnen» seien: «Wir bedauern sehr, dass Belinda Bencic im Rahmen der Nominationen für die Sports Awards nicht die Anerkennung erhält, die sie für ihre herausragenden Leistungen verdient.»
Ärger wegen Nominationskriterien
Für Unverständnis sorgt in der Szene einerseits, dass Bencic im Vergleich zu allen anderen Nominierten gar nicht die Chance hatte, eine EM oder WM zu bestreiten, zumal der Modus im Tennis ein ganz anderer ist. Gleichzeitig glänzte sie in Wimbledon auf einer der prestigeträchtigsten Weltbühnen des Sports überhaupt – und holte zwei Titel der WTA-500-Formel, was (ins Männertennis übersetzt) gleichbedeutend damit wäre, wie wenn sie 2025 zweimal die Swiss Indoors Basel gewonnen hätte.
In den Nominationskriterien gäbe es hier den Passus «herausragende Leistungen an Anlässen», die ein hohes internationales Niveau erfüllen müssen. Ausserdem hätte der Wahlausschuss auch eine gewisse Freiheit, im eigenen Ermessen Wettkämpfe zu bestimmen.
Natürlich gäbe es die Möglichkeit, dass Bencic im Januar im Rahmen der Show für ihr Comebackjahr den Ehrenpreis erhalten könnte – auch das wäre eine schöne Würdigung. Doch als Rechtfertigung für eine Nicht-Nomination in der Frauen-Kategorie würde dies rein aus sportlicher Sicht immer noch nicht genügen.