Darum gehts
Ob Teppichmesser, Zollstock, Schlagklotz oder Spachtel: Dania Allenbach beherrscht alles. Vor kurzem hat das 18-jährige Ski-Talent ihre Lehre als Bodenlegerin mit einer 5 abgeschlossen. «Die Prüfungen liefen zwar nicht ganz wie erhofft, aber ich bin zufrieden», sagt sie.
Es ist fast wie beim Skifahren. Auch da will die junge Frau aus Gstaad BE so erfolgreich wie möglich sein – sie weiss aber auch, dass ihre Karriere kein Sprint ist. Ihr Lehrmeister der Firma Tapistore, Kurt Reichenbach, ist von Allenbach begeistert. «Dania ist unser Power-Mädel. Sie packt an, kann etwas durchziehen. Und den Ehrgeiz des Skifahrens hat sie auch als Bodenlegerin.»
Allenbach ist eines der grössten Ski-Talente der Schweiz. Sie wurde Schweizer U16-Jugendmeisterin im Slalom und Zweite im Riesenslalom, mit 17 schaffte sie es bereits ins C-Kader von Swiss-Ski und ist nun mit erst 18 Jahren die jüngste aller Athletinnen im B-Kader.
Den Teppich unter den Füssen verliert die Bodenlegerin aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht – auch jetzt nicht, da sie sich voll aufs Skifahren konzentrieren kann. «Wenn es mit dem Skifahren nicht klappt oder wenn meine Karriere mal vorbei ist, kann ich mir schon vorstellen, zu Tapistore zurückzukehren. Dann gehe ich wieder bödele. Das gefällt mir, es ist eine coole Arbeit. Und wenn die Kunden strahlen, weil sie glücklich sind, geht mir das Herz auf.»
Lehrmeister sagt: «Vor Dania hatte ich nur Jungs»
Während es bei den Männern immer wieder Ski-Hoffnungen gibt, die einen handwerklichen Beruf lernen, wählen Frauen häufiger eine KV-Lehre oder machen eine Sportschule. «Vor Dania hatte ich nur Jungs», bestätigt Lehrmeister Reichenbach.
Für sie sei dies aber genau richtig gewesen, so Allenbach. «Ich mag es, mich zu bewegen und zu sehen, was ich am Ende gemacht habe. Das Gymnasium wäre nichts für mich gewesen.» Dass sie einen Lehrbetrieb fand, der sie im Beruf und im Sport voll unterstützte, sei ein Privileg gewesen. «Dafür bin ich wirklich sehr dankbar», sagt sie.
Klettern, spielen, schnell Ski fahren
Allenbach wuchs als eines von fünf Kindern in Bissen, etwas oberhalb von Gstaad, auf. Vater Paul war Metallbauer und hatte selbst einen Hof mit Milchkühen. Seit dem Tod eines Nachbarn kümmert er sich um insgesamt 40 Tiere – 21 davon sind Milchkühe. «Mein Bruder ist auch Bodenleger, in Frutigen. Dania hat da geschnuppert und hatte Spass. Sie ist eine, die gerne anpackt», so Paul Allenbach.
Das war schon immer so – ihr Bett baute sie selbst aus Paletten. «Die habe ich Papa aus der Werkstatt geklaut», erzählt sie lachend. Mutter Judith berichtet: «Dania war ein sehr liebes, aber intensives Kind. Eine Draufgängerin halt. Sie kletterte ständig auf Bäumen herum. Und am Wasserngrat, wo sie das Skifahren lernte, mussten wir sie mit einem Gstältli bremsen, sonst wäre sie gerade runtergefahren.»
«Optimale Bedingungen» in Argentinien
Allenbachs beste Disziplin ist der Riesenslalom. Sie mag aber auch das Tempo. Der Super-G und die Abfahrt haben es ihr ebenfalls angetan. Derzeit ist sie mit der Europacup-Technikgruppe von Trainer Christoph Kienzl in Ushuaia (ARG). «Ich bin das erste Mal in Südamerika und darf hier viele positive Eindrücke mitnehmen. Wir treffen hier auf optimale Bedingungen und können die Materialabstimmung verfeinern», meldet sie.
Sicher ist: Ihre Liebsten freuen sich schon jetzt auf ihre Rückkehr am kommenden Freitag.