Darum gehts
- Schweizer Ski-Team trainiert in Chile trotz anfänglicher Probleme
- Thomas Tumler reist früher ab, Odermatt und Murisier finden gute Bedingungen
- Slalom-Gruppe um Daniel Yule trainiert in Neuseeland mit neuem Material
Die Schweizer Ski-Cracks feilen in diesen Tagen am anderen Ende der Welt an ihrer Top-Form für die neue Saison. Selbstverständlich ist das nicht, stand noch gerade das Trainings-Camp der Riesen-Truppe in Chile zeitweise unter einem ganz schlechten Stern.
Weil in El Colorado und La Parva in den ersten August-Wochen viel zu wenig Schnee lag, war im Swiss-Ski-Team sogar schon ernsthaft über eine Absage der Südamerika-Reise diskutiert worden.
Die Erlösung folgte dann ab dem 18. August: In den Anden begann es da richtig zu schneien, deshalb haben der vierfache Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt, Vize-Weltmeister Thomas Tumler und Beaver-Creek-Triumphator Justin Murisier vor zwei Wochen dann doch noch den Flieger in Richtung Santiago de Chile bestiegen.
Nach Wunsch liefs aber auch dann noch nicht: Kurz nach der Landung mussten die Schweizer den nächsten Rückschlag in Kauf nehmen – es hat mehrere Tage gedauert, bis die chilenischen Zöllner die Ski der Schweizer freigaben.
Tumler reist vor den Teamkollegen ab
Und jetzt dringt aus Chile eine weitere Nachricht durch, die sich ungut anhört: Thomas Tumler hat am Dienstag vorzeitig die Heimreise angetreten.
Gegenüber Blick macht der 35-jährige Bündner, der bei der WM in Saalbach Silber im Riesenslalom gewonnen hatte, aber klar, dass sein verfrühter Abgang keinen dramatischen Hintergrund hat: «Es war von Anfang an geplant, dass ich als reiner Riesenslalom-Spezialist nicht so lange wie die Allrounder Marco und Justin in Chile bleibe.»
Ursprünglich wollte Tumler am 11. September zurückfliegen. «Aber weil ich letzte Woche eine leichte Erkältung eingefangen habe und der Donnerstag-Flieger voll war, bin ich zwei Tage früher abgereist.»
Good News gibts von Odermatt und Murisier
Eine uneingeschränkt gute Nachricht gibt es nach den anfänglichen (Zoll-)Problemen von Superstar Marco Odermatt (27): «Wir finden in Chile super Trainingsbedingungen vor. Die Pisten beinhalten hier besonders aggressiven und trockenen Schnee. Das ist genau das, was wir uns vor der Anreise gewünscht haben.»
Justin Murisier (33) hat sich bis vor ein paar Wochen unabhängig von den Bedingungen ständig die Frage gestellt, ob für ihn die Reise in den südamerikanischen Winter wirklich Sinn macht. Hintergrund: Der Walliser hatte im Mai einen Bandscheibenvorfall erlitten und musste kurz danach operiert werden. «Deshalb hatte ich befürchtet, dass das Trainings-Camp in Chile für mich zu früh kommt.» Doch in der Zwischenzeit ist der heroische Kämpfer aus dem Val de Bagnes froh, dass er den langen Flug gemacht hat: «Ich habe in den letzten Tagen schöne Fortschritte erzielt.»
Und mit Blick auf seinen Team-Kumpel schiebt Murisier nach: «Ich bin zwar nicht so schnell wie Marco, der bereits wieder konstant starke Leistungen abliefert. Aber es geht mir aktuell viel besser als im Südamerika-Camp vor einem Jahr. Damals konnte ich keinen Lauf ohne Schmerzen absolvieren.»
Yule ist mit neuem Material gefordert
Rund zwölf Flugstunden von der Riesen- und Speedgruppe entfernt bereiten sich Weltmeister Loïc Meillard (28), Daniel Yule (32), Ramon Zenhäusern (33), Tanguy Nef (28), Marc Rochat (32) und Luca Aerni (32) auf Neuseelands Südinsel auf den Slalom-Winter vor. Nachdem die Equipe von Trainer Matteo Joris die erste Woche in Treble Cone verbracht hatte, sind unsere «Zickzacker» aktuell im Ski-Resort von Ohau. «Wir finden in dieser wunderschönen Landschaft nahezu perfekte Bedingungen vor», schwärmt Yule, der mit sieben Weltcupsiegen der erfolgreichste Slalom-Spezialist in der Swiss-Ski-Geschichte ist.
Weil der Walliser im letzten Frühling nach 19 Jahren mit Fischer-Ski auf Atomic gewechselt hat, ist er in Neuseeland besonders gefordert. «Mein neues Material ist top. Aber weil sich die Atomic-Ski teilweise komplett anders verhalten als die von Fischer, muss ich meinen Fahrstil anpassen.»
Yules Wiedersehen mit dem streitbaren Wikinger
Offenbar gelingt dies Yule schon ganz ordentlich. Mit den schnellsten Zeiten warten in den teaminternen Trainingsläufen in Neuseeland zwar regelmässig Meillard und Nef auf. Aber obwohl Yule noch nie ein Trainingsweltmeister war, halten sich seine Rückstände in Grenzen.
Neben den Schweizern und den Schweden weilt derzeit auch Norwegens Henrik Kristoffersen in Ohau. Zur Erinnerung: Im vergangenen Dezember waren Yule und Kristoffersen vor dem Slalom in Val d’Isère verbal aneinandergeraten. Ein Problem Down Under? Yule: «Henrik und ich haben schon längst keinen Streit mehr. Allzu viel zu sagen haben wir uns aber auch nicht.»