Darum gehts
- Stöckli-Ski-Verkäufe in USA durch Trumps hohe Zölle auf Schweizer Produkte gefährdet
- Swissness wird zum Nachteil: Konkurrenten können US-Markt günstiger beliefern
- 85 Prozent der Ware für kommende Saison vor Zollerhöhung exportiert
Donald Trump (79) hat in jüngeren Jahren seinen Winterurlaub am liebsten in Aspen verbracht. In der mondänen Kleinstadt in Colorado ist der Milliardär aus New York zwar mit einem knallroten Overall aufgefallen, seine Skitechnik wurde von Experten aber als «bescheiden» bezeichnet.
Doch in seiner aktuellen Rolle als US-Präsident könnte dem wenig talentierten Skifahrer das gelingen, was selbst geniale Alpin-Stars wie Henrik Kristoffersen (No, Van Deer) oder Marco Schwarz (Ö, Atomic) nicht geschafft haben: Trump könnte die Erfolgsgeschichte von Marco Odermatts Skiausrüster Stöckli stoppen. Zumindest in Nordamerika.
Bis vor ein paar Monaten hat die Entwicklung auf dem US-Markt dem Luzerner Skihersteller noch sehr viel Spass bereitet. «Wir konnten unsere Skiverkäufe in den letzten vier Jahren in den Vereinigten Staaten verdoppeln», freute sich Stöckli-CEO Marc Gläser im letzten Dezember und fügte an, «dass diese tolle Entwicklung stark auf die grossen Erfolge von Marco Odermatt zurückzuführen ist».
Swissness wird zum grossen Nachteil für Stöckli
In der Zwischenzeit hat sich mit dem Freiburger Alexis Monney (25, Sieg in Bormio, Silber und Bronze bei der WM) ein weiterer Stöckli-Pilot zum Top Shot entwickelt. Und Thomas Tumler hat mit den Riesenlatten aus dem Entlebuch die Silbermedaille im WM-Riesenslalom eingefahren. Aber diese Erfolge dürften in Übersee in Zukunft nur noch schwer zu vermarkten sein, solange der umstrittene Mr. President am besonders hohen Zollsatz (39 Prozent) für «Swiss made»-Produkte festhält.
Das grösste Problem stellt für Stöckli die Tatsache dar, dass die stärksten Nebenbuhler Atomic, Head oder Rossignol den amerikanischen Markt unter den jetzigen Voraussetzungen deutlich günstiger beliefern können. «Die meisten unserer Konkurrenten produzieren in Osteuropa, wo die 15 Prozent EU-Zölle zur Anwendung kommen. Das ist neben dem Dollar-Sinkflug ein weiterer Nachteil», hält Gläser fest.
«Dann sind Preiserhöhungen unvermeidbar»
Eine gute Nachricht kann der Stöckli-Chef in dieser leidigen Angelegenheit dennoch verkünden: «Für die kommende Skisaison sind wir gut vorbereitet. Rund 85 Prozent unserer Ware konnten wir vorausschauend vor der enormen Zollerhöhung am 1. August in die USA exportieren und sind damit mit einem blauen Auge davongekommen.»
Für die verbleibenden 15 Prozent der Lieferung prüft Gläser mit seiner Crew derzeit verschiedene Optionen, wie die Nutzung eines Zollfreilagers.
Die Hoffnung lebt, dass Trump den Zollsatz für Schweizer Produkte schon bald senkt. Aber was ist, wenn der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika genau das nicht tun wird? «Wir verfolgen die Entwicklung natürlich sehr genau und prüfen bereits jetzt verschiedene Optionen, um die Auswirkungen für unsere Kunden in den USA wie auch für unser Unternehmen möglichst gering zu halten.»
Für Gläser ist jedoch auch klar: «Wenn die hohen Zölle für unsere Produkte über die nächste Saison bestehen bleiben sollten, wären signifikante Preisanpassungen in den USA unvermeidbar.»
Aktuell verkauft Stöckli rund 20 Prozent seiner Ski in Amerika. Und Marc Gläser macht deutlich, «dass wir hohe Wachstumserwartungen an diesen grössten Skimarkt der Welt haben.»
Aber wenn die Amis in Zukunft für einen Van-Deer-, Head- oder Atomic-Ski deutlich weniger bezahlen müssen als für einen Stöckli, wird der Wunsch von CEO Gläser kaum in Erfüllung gehen.