Tanguy Nef (29) ist gut gelaunt, als er zum Gespräch kommt. «Das war gut», sagt er. Und meint seine konstanten Läufe, die ihm Platz 5 einbringen.
Müde wirkt Nef nicht, aber gezeichnet. Der Grund? Gleich neben dem linken Auge hat er eine Schramme. Diese verdankt er Teamkollege Loïc Meillard (28). «Ich habe in der Team-Hospitality meditiert, als er vorbeilief und mir den Stock an den Kopf schlug», schmunzelt er. «Ein Unfall. Kann passieren. Nicht weiter schlimm.»
Vor dem zweiten Lauf auf der steilen Kirchenkar-Piste meditiert Nef zwar nicht, er muss seine Nerven aber im Zaum halten. Als Halbzeit-Dritter winkt das Podest. Es wäre ein Novum. 15 Mal fuhr Nef in die Top 10 – fürs Treppchen reichte es ihm aber nie. «Ich war ziemlich nervös», gibt er zu.
«Habe es nicht immer geschafft, die Gedanken zu kontrollieren»
Seine Fahrt ist sehr solide, die Fesseln kann er aber nicht ganz lösen. «Im Steilhang habe ich etwas den Fuss vom Gaspedal genommen.» Er seit mit 90 Prozent Risiko gefahren. Bereute er es, dass es nicht 100 waren?? «Nein. Ich habe es früher nicht immer geschafft, meine Gedanken zu kontrollieren und bin ausgefallen. Zu viel Risiko ist nie eine gute Lösung.»
Man merkt: Nefs Slalom-Pflänzchen ist noch zart, obwohl er seine beste Saison hinter sich hat. «Ich bin nicht wie Marcel Hirscher. Er hat am Ende seiner ersten Karriere immer so viel Risiko genommen im zweiten Lauf und oft gewonnen. Aber er hatte vorher auch acht Kugeln gewonnen und unzählige Podestplätze geholt. Dann kann man das schon wagen.» Nefs Gurgl-Fazit? «Ich hatte das Podium in den Beinen, aber noch nicht im Kopf.»
Der Sieg geht an Paco Rassat, Platz 2 an Armand Marchant. Beides kommt überraschend. Weder der Franzose noch der Belgier fuhren jemals aufs Podest. Bis heute. Nef gönnt den beiden 27-Jährigen den Exploit: «Wir sind Freunde und sie haben grosses Herz gezeigt.»
Yule nach Marken-Wechsel: «Kann entspannter fahren»
Und die weiteren Schweizer? Nur Daniel Yule (32) holt noch Punkte. Er wird mit 98 Hundertstel Rückstand Elfter. Das zeigt, wie eng die Spitze im Männer-Slalom ist. Aber auch, dass Yule nach dem Frust in Levi (Rang 22) den Tritt langsam findet. «Der Grundspeed ist da. Nur das Nachdrücken am Ende der Kurven muss ich abstellen.» Der Wechsel von Fischer zu Atomic könnte sich bald auszahlen. «Ich komme immer besser zurecht, kann entspannter fahren.»
Entspannt? Das ist Slalom-Weltmeister Loïc Meillard (29) nicht. Nach zwei 14. Plätzen (Sölden und Levi) wird er im ersten Lauf nur 20. und meint im SRF: «Eine Katastrophe. Es gab keine Kurve, die ich ziehen konnte. So macht es keinen Spass.» Am Nachmittag wirds noch schlimmer, er scheidet aus und meint: «Ich brauche ein paar Stunden, um das zu verarbeiten.»