Es gibt einen berühmten Schweizer, welcher sich ganz besonders über den ersten Weltcupsieg eines Tschechen freut. Die Rede ist vom vierfachen Gesamtweltcupsieger und Weltmeister Pirmin Zurbriggen (62, 40 Weltcupsiege). Hintergrund: Jan Zabystran ist wie der Walliser in den goldenen 80er Jahren auf Kästle-Ski unterwegs.
«Der Sieg von Jan könnte für Kästle nach schwierigen Jahren einen enormen Aufschwung bedeuten», hofft der Abfahrts-Olympisieger von 1988. Kurz nach Zurbriggens Rücktritt 1990 wird der Abstieg von Kästle im Rennsport durch den Verkauf an die italienische Firma Benetton eingeleitet. Nach den WM-Goldmedaillen von den Norwegern Tom Stiansen (Slalom) und Kjetil André Aamodt (Kombination) 1997 in Sestriere verschwindet das in Vorarlberg gegründete Unternehmen in der sportlichen Bedeutungslosigkeit.
Zurbriggen: «Erinnert mich an Stöckli vor Odermatt»
Das Comeback wird 2018 eingeleitet, als der Milliardär Tomas Nemec die Mehrheit der Kästle-Aktien übernimmt. Nemec, der sich einen Grossteil seines Vermögens mit einer Reifenfirma erarbeitete, investiert viel Geld in den Rennsport. 2023 beschert ihm die Slowenin Ilka Stuhec (35) den ersten Weltcupsieg seit dem Wiedereinstieg. Bei den Männern bleiben die grossen Erfolge aber aus.
Bis zu Zabystrans Sensationsfahrt auf der «Saslong»! «Das Ganze erinnert mich ein wenig an die Zeit von Stöckli vor der Ära Odermatt», sagt Zurbriggen, der seit vier Jahren offizieller Kästle-Botschafter ist. «Lange Zeit hat sich kein Abfahrer getraut, auf Stöckli-Ski zu wechseln, bis der junge Marco Odermatt in eindrücklicher Manier bewiesen hat, dass auch die Ski von einer kleineren Firma extrem schnell sind. Und nun hat Zabystran bewiesen, dass auch unser Material perfekt funktioniert.»
Tschechicher Fan rettet Gröden-OK
Kästles neuer Heilsbringer hat vor dem Rennstart nicht an einen Sieg geglaubt. «Ich habe die grandiose Fahrt von Odermatt im TV gesehen und war mir sicher, dass ihn an diesem Tag niemand schlagen kann.» Von Odermatt erhält Zabystran nach seinem unerwarteten Exploit dann auch den wertvollsten Lohn. «Als ich in die Leaderbox gekommen bin, hat mir Marco gesagt, dass ich richtig gut gefahren sei. Solche Worte aus dem Mund des besten Skirennfahrers der Gegenwart bedeuten mir besonders viel.»
Mit seinem Triumph erwischt Zabystran übrigens auch das Gröden-OK auf dem falschen Fuss. Vor der Siegerehrung wird deutlich, dass keine Tschechien-Fahne bereitliegt. Letztendlich ist es ein tschechischer Fan, welcher den Grödnern seine Flagge leiht.