Darum gehts
- Wendy Holdener kämpft mit Verletzungen und Rückschlägen in der Skisaison
- ORF-Expertin Nicole Hosp sieht Gründe für Holdeners Schwierigkeiten
- Holdener liegt 232 Punkte hinter Mikaela Shiffrin im Slalom-Weltcup
Wendy Holdener (32) muss derzeit viel einstecken. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vor dem Slalom in Levi (Fi) stürzte sie im Training und erwischte einen Schlag aufs Knie. In Tremblant (Ka) donnert sie kopfvoran in ein Tor. Und zuletzt in Courchevel (Fr) bleibt sie beim Abschwingen des ersten Laufs hängen, macht einen Salto und knallt mit voller Wucht auf den Schnee. Ein Schmerz-Hattrick, auf den Holdener gerne verzichtet hätte.
Es ist noch nicht Holdeners Winter. Dabei hatte sie vor dem Winter noch gesagt: «Ich sehne mich sehr nach dem nächsten Sieg.» Auch ein Podestplatz fehlt, die Schwyzerin wurde zweimal Vierte. «Bei Wendy sieht alles noch etwas grob aus. Es geht ihr noch nicht leicht von der Hand. Die Leichtigkeit fehlt», sagt ORF-Expertin Nicole Hosp (42).
Die schmerzhaften Zwischenfälle sind ein Grund dafür. Hosp vermutet, dass auch die Materialabstimmung noch nicht ideal sei. Sie weiss, dass Holdener am liebsten eisige Pisten mag. «Bislang war der Schnee aber immer sehr aggressiv, richtig griffig.»
Ein dritter Aspekt könnte gemäss der Riesenslalom-Weltmeisterin von 2007 sein, dass Holdener die Ausfälle im Team Spuren hinterlassen. «Jener von Gisin, mit der sie fast ihre ganze Karriere bestritt, nagt sicher an ihr.»
Olympia und Holdener? «Kann nur gut gehen»
Das Rennen in Couchevel (Fr) hinterlässt bei Holdener Spuren. Sie sprach von Schmerzen im Nacken, in den Schultern und im Knie. Dass sie trotzdem den zweiten Lauf bestritt und sich sogar noch um einen Rang (Platz 7) verbesserte, spricht für ihr immenses Kämpferherz. «Das ist schon grandios», sagt Hosp.
Die beiden fuhren einst auch gemeinsam Rennen – während die Tirolerin im letzten Drittel ihrer Karriere war, startete Holdener ihren Aufstieg. «Sie wusste schon in jungen Jahren genau, was sie will. Wendy hat sich an den Besten orientiert, aber trotzdem ihr eigenes Ding durchgezogen. Ich war und bin beeindruckt, mit wie viel Freude und Begeisterung sie bis heute dabei ist.»
Die Slalom-Kristallkugel muss Holdener nach vier von zehn Slaloms wohl bereits abschreiben. Sie liegt 232 Punkte hinter der überragenden Mikaela Shiffrin (30, USA). Sollte sie sich nicht verletzen, dürfte es an ihr kein Vorbeikommen geben.
Doch was ist mit den Olympischen Spielen in Cortina (It) im Februar? Da malt Hosp keineswegs schwarz. Im Gegenteil. «Wendy hat an Grossanlässen schon so viele Medaillen gewonnen – das kann nur gut gehen. Ich traue ihr alles zu.»
Und wer weiss, vielleicht wendet sich Holdeners Blatt schon am Semmering (Ö) zum Guten. Kurz vor Silvester steigt am Zauberberg der nächste Slalom. «Wendy ist eine tolle Fahrerin. Ich traue es ihr absolut zu, dass sie dann wieder vorne reinfährt», so Hosp.