Odermatt-Geständnis nach extremen Bedingungen in Gröden
«Ich habe schier in die Hosen geschissen»

Das erste Training in Gröden stellt die Fahrer vor besondere Herausforderungen. Vorjahressieger Marco Odermatt liefert nach der ersten Probefahrt ein besonderes Geständnis ab.
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Darum gehts

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Die Saslong zeigt im ersten Abfahrtstraining ihr hässliches Gesicht. Bei Schneefall und abschnittsweise nicht existenter Sicht stürzen bereits die ersten beiden Vorfahrer nach dem Sprung über die berüchtigten Kamelbuckel. Später kommt auch der Österreicher Stefan Babinsky (29) zu Fall.

Einer wartet aber selbst bei diesen extrem schwierigen Bedingungen mit einer hervorragenden Fahrt auf: Marco Odermatt (28). Der Nidwaldner, der im Vorjahr seinen ersten Sieg auf der Saslong-Abfahrt geholt hat, fährt sieben Zehntel schneller als der Lokalmatador Dominik Paris, der im Ziel als Zweitschnellster abschwingt.

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Marco Odermatt schaut während der Besichtigung der Saslong-Abfahrt dem ersten Training mit Skepsis entgegen ...
Foto: Sven Thomann

Es hat in dieser Probe aber einen Moment gegeben, der auch dem grossen Odermatt brutal eingefahren ist. Gegenüber Blick wählt er klare Worte: «Nach dem Absprung auf dem Kamelbuckel habe ich schier in die Hose geschissen.» Verständlich, denn: Der Ausnahmeathlet mit 49 Weltcupsiegen hatte beim Flug über diese tierischen Buckel einen Luftstand von rund acht Metern.

Passivität wird bei diesen Buckeln böse bestraft

«Die Kamelbuckel sind für mich die gefürchtetste Stelle im ganzen Weltcup-Zirkus», gesteht Odermatt. «Vor jeder anderen Schlüsselstelle kannst du in einem ersten Training kurz bremsen. Genau das funktioniert hier nicht. Wenn du bei diesem Absprung nicht voll durchziehst, knallts.»

Das war auch das Problem bei den beiden Vorfahrern und Stefan Babinsky: Nach einem zu passiven Absprung hatten sie zu wenig Höhe, um den zweiten und dritten Buckel in einem Satz zu überspringen. Stattdessen sind sie in den letzten Buckel hineingeflogen. 

Von Allmen mit Riesenrückstand

Abgeflogen ist in der vergangenen Woche Franjo von Allmen (24) beim Super-G in Beaver Creek. Weil der Berner Oberländer bei der Landung im Fangzaun Prellungen am Schienbein erlitten hat, war unklar, ob er in Gröden schon wieder auf seinem höchsten Niveau fahren kann. Schaut man auf die Trainingsrangliste, müsste die Frage mit «Nein» beantwortet werden. Der Abfahrtsweltmeister fungiert mit 6,24 Sekunden Rückstand an 61. Stelle.

Aber: Bei der letzten Zwischenzeit war von Allmen sieben Zehntel schneller als der zweifache Saslong-Triumphator Bryce Bennett (33), welcher diese Probe mit der siebtbesten Zeit beendet.

Von Allmen hat weit vor dem Ziel schon abgeschwungen. Nicht etwa aufgrund von körperlichen Beschwerden. «Ich habe nach dem Sturz in Beaver Creek den Ratschlag von meiner Physio befolgt und eine Woche lang wirklich gar nichts gemacht. Das war offensichtlich die richtige Strategie, mein Schienbein fühlt sich nach dieser Trainingsfahrt erstaunlich gut an», sagt der 24-Jährige sichtlich erleichtert. Die Schutzschiene, die sich von Allmen vor der Anreise ins Südtirol hat anfertigen lassen, wird er deshalb wohl nicht benötigen. «Nachdem es im Training gut ohne diese Schienen funktioniert hat, werde ich voraussichtlich auch in den Rennen ohne fahren.»

«Das ist kein schönes Gefühl»

Abgesehen von der erfreulichen Entwicklung seines Schienbeins, kam dieses Training aber auch für von Allmen phasenweise einem Schocker gleich. «Im obersten Abschnitt habe ich fast gar nichts gesehen. Es ist kein schönes Gefühl, wenn du über die erste Welle fliegst und nicht weisst, wann du landest.»

Ein ähnlich mieses Gefühl droht den Abfahrern auch im zweiten Training – die Meteorologen sagen für den Mittwoch in Gröden erneut Schneefall vorher. Dafür sind die Wetterprognosen für die verkürzte Abfahrt vom Donnerstag, den Super-G am Freitag und die Originalabfahrt am Samstag gut. Mut wird es aber auch dann brauchen.

Saisonende für Stefan Eichberger

Richtig bitter endet der Tag für Stefan Eichberger (25). Für die Speed-Hoffnung aus der Steiermark war der erste Auftritt auf der Saslong im Olympia-Winter sogleich der letzte. Da der 25-Jährige beim Absprung nicht genug Tempo hatte, landete er direkt im Gegenhang der Landung. In der Folge musste Eichberger mit grossen Knieschmerzen abschwingen, während er vor Schmerz schreit. 

Wenige Stunden nach dem Vorfall nun die schmerzliche Gewissheit: Eichberger reisst sich bei der harten Landung Kreuzband und Meniskus. Zwar kann er nach dem Abschwingen noch selber ins Ziel fahren, doch die Saison, die für den schnellen Österreicher so gut gestartet hat (in Beaver Creek Platz sechs im Super-G und Platz sieben in der Abfahrt), ist somit bereits zu Ende.

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