Darum gehts
Eine Olympiamedaille für Albanien? Gab es noch nie – zumindest nicht bei Winterspielen. Bald könnte es aber so weit sein. «Ich denke lieber nicht an Cortina. Im Hier und Jetzt zu bleiben, funktioniert für mich besser», sagt Lara Colturi (18).
Man kann es der gebürtigen Italienerin nicht verdenken. Wunderkind, Jahrhunderttalent, Bald-Superstar – all das hat man sie schon genannt. Der Druck von aussen kommt gratis dazu.
Immerhin: Der Wirbel um ihren Nationenwechsel hat sich gelegt. «Albanien zu repräsentieren, ist sehr positiv. Unser Verband hat kaum eine Skitradition, er unterstützt mich aber hervorragend. Ich würde mich freuen, wenn ich neue albanische Skifahrer und Fans inspirieren könnte.»
Der neue Coach führte schon die Mama zu Gold
Würde Colturi noch für Italien fahren, wären die Olympia-Erwartungen der Tifosi im Februar riesig. Kein Wunder: Mit zwei zweiten und einem dritten Platz im letzten Winter zählt sie längst zur Weltspitze. Dazu fehlt Superstar Federica Brignone (35) vielleicht, oder sie wird nicht in Topform sein – Ersatz ist also willkommen. Und: Colturis Mutter und Trainerin Daniela Ceccarelli (50) gewann 2002 Olympiagold im Super-G. Ein neues Märchen dieser Art sähe man in Italien gern.
Lara Colturi ist es wohl in ihrer Haut. Sie wirkt ruhig, schüchtern gar – ganz anders als auf den Ski. Das ist auch vor dem Saisonauftakt in Sölden (Ö) so. «Mein Sommer war ziemlich gut», sagt sie. Wetter und Schnee in Neuseeland spielten meist mit – aber auch in der Skihalle von Vilnius (Lit) und beim Training in Sölden lief es gut.
Auch mit dem neuen Coach Alessandro Schiasselloni läuft es bestens. Er führte vor 23 Jahren ihre Mutter zu Gold. Colturi: «Ich habe im Sommer alles trainiert. Vielleicht bin ich etwas mehr Velo gefahren, sonst war aber nichts Besonderes.»
Gut-Behrami? – «Habe mit ihr darüber gesprochen»
Sieben Betreuer stehen Colturi inzwischen zur Seite. Ein Privatteam, das an die Anfänge von Lara Gut-Behrami (34) erinnert. «Ich habe mit ihr ein paarmal darüber gesprochen – auch auf dem langen Rückflug aus den USA letzten Winter.»
Wie bei der Tessinerin spielen die Eltern eine zentrale Rolle. «Wir sind fast immer unterwegs. Trotzdem fühle ich mich wie zu Hause, weil sie dabei sind.»
Für das Wochenende in Sölden sind Minusgrade angesagt. Colturi stört das nicht. Im Gegenteil. Sie war lange Eiskunstläuferin, nahm an Wettkämpfen teil.
«Ich habe die Schlittschuhe immer dabei und nutze sie, wann immer ich kann. Vielleicht hilft mir dieses Gefühl auch auf den Ski. Auf eisigen Pisten habe ich mich immer wohlgefühlt», sagt sie.