Elias Pirkheim ist mit seinen 95 Kilogramm ein schwingerisches Leichtgewicht. Aber er hat schon Brocken wie Sven Schurtenberger auf den Rücken gelegt. Vor zwei Jahren hat er auf dem Stoos seinen ersten Bergkranz gewonnen. Er steht bei neun Kranzgewinnen und ist auch beim Eidgenössischen in Mollis für den Berner Verband im Einsatz.
Pirkheim stammt aus einer Schwinger-Dynastie. Otto Salzmann, sein Grossvater mütterlicherseits, ist zweifacher Eidgenosse. Er ist sein grosses Vorbild. Elias Pirkheim besucht in Bern das Gymnasium und ist dort als Schwinger ein Exot. Dann macht er eine Lehre als Landwirt. Nach einer Weltreise beginnt er im letzten Sommer sein Jura-Studium.
Der Berner Schwinger wohnt mit seinen Eltern und Geschwistern auf einem Bauernhof. Dort gibt es Pferde, es gibt Schafe, es gibt Hasen, Gänse und Hühner. Und es gibt die Katze Rita. Pirkheim sagt: «Es ist so etwas wie ein Lebenshof, der selbsttragend sein soll, aber keinen Profit abwerfen muss. Es ist unsere Oase für Tier und Mensch.»
Jetzt ist Pirkheim Protagonist einer märchenhaften vorweihnachtlichen Geschichte. Es geht um Rita, die Katze, die ihm und der ganzen Familie ans Herz gewachsen ist.
Anfang Juni kommt ein Freund aus dem Kanton Aargau mit seinem umgebauten Bus zu Besuch auf den Hof in Bern. Rita klettert unbemerkt in den Bus und macht es sich gemütlich. Und tritt dann als blinder Passagier die Reise in den Aargau an.
Im Aargau angekommen öffnet der Fahrer des Busses die Heckklappe. Rita springt heraus und flüchtet über eine Wiese Richtung Wald. Der Fahrer meldet sich und schildert den Vorfall der Familie. Elias fährt mit seinem Bruder und einem Kollegen die 100 Kilometer in den Aargau und macht sich auf die Suche nach seiner Katze. Erfolglos.
Doch das Schicksal ist Rita wohlgesinnt. Zwar bleibt sie den ganzen Sommer verschollen. Aber nach ihrem fünfmonatigen Streifzug durch die Aargauer Provinz entdeckt Ende Oktober eine aufmerksame Katzenfreundin das Tier zwei Dörfer weiter auf einer Wiese. Ganz in der Nähe eines Bauernhofs, wo sich die Katze offenbar ein Winterquartier sucht.
Sie fotografiert Rita und stellt das Bild auf die Homepage der Schweizerischen Tiermeldezentrale. Dort entdeckt Pirkheim seine Katze. «Sie hat immer Mäuse gefangen und nach Hause gebracht. Ich habe gehofft, dass sie auch in freier Wildbahn überlebt», sagt er.
Er setzt sich wieder ins Auto und fährt nochmals die 100 Kilometer auf besagten Bauernhof im Aargau, in dessen Nähe Rita gesichtet wurde. Dort spaziert er herum, ruft immer wieder den Namen seiner Katze. Und plötzlich springt das Tier in seine Arme. In gutem körperlichen Zustand.
Der glückliche Pirkheim chauffiert seine Rita zurück in ihr Berner Zuhause. Getreu dem Sprichwort: «Katzen sind nicht unsere Haustiere. Wir sind ihr Personal.»
Als Jungschwinger hat Pirkheim einst ein Kaninchen gewonnen. Ansonsten hat er noch nie mit einem Lebendpreis ein Schwingfest verlassen. Auch in Mollis nicht.
Jetzt hat er seine Rita wieder. Die würde er auch gegen den Siegermuni von Mollis nicht eintauschen.