Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Schrebergarten-Aviatiker oder Wladimir Putin?

Die Drohne bringt Angst und Schrecken. Sie ist aber auch ein Sportgerät. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 11:24 Uhr
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Eine Drohne in Aktion. Gibts bald wieder eine professionelle Rennserie in der Schweiz?
Foto: Keystone

Die moderne Drohne wird 1935 im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs erfunden. Bekannt werden diese fliegenden Untertassen einem breiten Publikum aber erst im Jahr 2013. Damals wird die Drohne zum Spiel-, Spass- und Sportgerät. Statt Frisbee und Boomerang surren einem plötzlich Drohnen um die Ohren. 

Die Drohne wird zum luftigen Träumchen für Hobbypiloten, zum Spielzeug für kleine und grosse Buben. Das ferngesteuerte Flugobjekt, das seinen Namen von der männlichen Honigbiene hat, wird zum Massenphänomen.

Wer schauen will, ob in der Nachbarschaft jemand oben ohne sünnelet, kauft sich eine Drohne. Das giftige Surren, das man bis dahin nur vom Zahnarztbesuch kennt, wird Teil des öffentlichen Lebens.

Die Drohne wird zum Sportgerät

Die Drohne ist im Aufwind und im Steigflug. Und wird auch zum Sportgerät. In der Schweiz wird 2018 die erste europäische Drohnenliga gegründet. Die Swiss Drone League will zur Formel E der Lüfte werden. Die Pläne sind hochtrabend.

Die Airline Swiss, deren Flugzeuge wegen der Drohnen bald am Boden stehen könnten, ist einer der Sponsoren. Die Drohnenrennen werden live übertragen.

Aber bald ist die Euphorie im Sinne des Wortes verflogen. Die Sponsoren bleiben aus, die hohen Kosten für die Erfüllung der Auflagen erledigen den Rest. Die Swiss Drone League streicht 2023 die Segel. Es gibt mittlerweile nur noch eine abgespeckte Rennserie in der Schweiz.

Joris Zahnd hat die Swiss Drone League einst gegründet und ist in der Szene noch immer aktiv. «Die jüngste Entwicklung hilft unserem Sport natürlich nicht. Die Stimmung in Zusammenhang mit Drohnen ist schon sehr sensibel geworden», sagt er.

Die Wandlung zum Werkzeug des Teufels

Denn aus Spass ist längst blutiger Ernst geworden. Die Drohne ist auch in der öffentlichen Wahrnehmung zum Werkzeug des Teufels mutiert. Drohnen versetzen halb Europa in Angst und Schrecken. Sie terrorisieren die ukrainische Bevölkerung, verletzen Lufträume, legen Flughäfen lahm und breiten sich in der hybriden Kriegsführung aus wie eine surrende Heuschreckenplage in Afrika.

Taucht eine Drohne auf, weiss man nicht, ob ein Schrebergarten-Aviatiker oder Wladimir Putin an der Fernsteuerung sitzt.

Da erstaunt es, dass man in der Schweiz über die Wiederaufnahme einer professionellen Drohnenliga diskutiert. Joris Zahnd hat dafür Argumente. «Es ist doch besser, wenn die Piloten in geordnetem Rahmen ihrem Hobby nachgehen. Wir mussten schon früher Vorschriften von 30 Seiten Papier einhalten, um eine Rennbewilligung zu erhalten. Und ganz grundsätzlich: Mit Drohnen über Menschen zu fliegen, ist schon seit jeher verboten.»

Vielleicht können die motorisierten männlichen Honigbienen vermehrt auch anders eingesetzt werden.

Denn mit Hochdruckreinigungssystemen ausgerüstete Drohnen können auch Fassaden und Fenster von Hochhäusern putzen.

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