Darum gehts
- Russische Drohnen und Kampfjets tauchen überall auf, sorgen für Verunsicherung
- Angst ist eine natürliche Reaktion des Gehirns auf potenzielle Bedrohungen
- Drei Schritte im Gehirn: Amygdala, Hippocampus und präfrontaler Cortex reagieren
Die Meldungen häufen sich: Russische Drohnen und Kampfjets scheinen gerade überall aufzutauchen. Polen, Estland, Dänemark und zuletzt sogar in München (D). Kein Zufall.
Dahinter wird eine perfide Taktik von Kreml-Chef Wladimir Putin (72) vermutet. «Es fällt kein Schuss, aber es gibt Provokationen», sagte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (65) am Montag. Bislang sei das nur Säbelrasseln. Eine konkrete Bedrohung gehe davon nicht aus. Aber «natürlich verstehe ich die Verunsicherung».
«Eine natürliche Reaktion unseres Gehirns»
Die Drohnen- und Kampfjet-Sichtungen sorgen tatsächlich für mächtig Wirbel. Die europäischen Nato-Staaten diskutieren sogar über einen «Drohenwall». Ein unsichtbarer Schutzschirm aus Sensoren, Störsendern und Hightech-Kanonen.
Was lösen die aktuellen Nachrichten in uns aus? Und wie können wir mit der Angst umgehen?
«Dass solche Nachrichten eine allgemeine Angst und Unsicherheit auslösen, ist eine natürliche Reaktion unseres Gehirns auf eine potenzielle Bedrohung», sagt Birgit Kleim, Professorin an der Universität Zürich für Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie, zu Blick.
Angst ist eine urmenschliche Emotion
Unser Körper ist in Alarmbereitschaft, selbst, wenn es sich erstmal um eine theoretische und keine akute Bedrohung handelt. Im Fall der Drohnen-Sichtungen gibt es zudem erstmal keine Möglichkeit etwas zu tun, dadurch kann die gefühlte Bedrohung und der damit einhergehende Kontrollverlust, Angst hervorrufen.
Angst ist eine urmenschliche Emotion, die uns vor Gefahren schützt. Selbst wenn wir wissen, dass keine echte Bedrohung für uns vorliegt, können wir Angst empfinden.
Zum Beispiel ist das so bei Horrorfilmen. Die Macher spielen mit unserer Angst. Weil wir dabei aber zu Hause auf dem Sofa sitzen oder im Kino, können wir das geniessen.
«Zuerst reagiert die Amygdala»
Es gibt unterschiedliche Formen und Ausprägungen von Angst, aber der Ablauf im Gehirn läuft dabei immer gleich ab – und zwar in drei Schritten.
Expertin Kleim: «Zuerst reagiert die Amygdala, unser Angstzentrum. Anschliessend kommt der Hippocampus dazu. Er versucht, die Angst einzuordnen, Kontext zu schaffen.» Also: Was ist es für eine Bedrohung?
«Zu guter Letzt folgt der präfrontale Cortex, der sich zuschaltet. Dabei wird versucht, eine rationale Reaktion auf die Emotion Angst zu finden.» Was bedeutet die Bedrohung für mich? Wie schlimm ist es?
Wissen gegen die Angst
Diese Schritte passieren nicht in grossen zeitlichen Abständen, sondern blitzschnell. «Und es gibt Unterschiede in der Ausprägung. Nicht jeder hat gleich viel Angst, wenn er von den Drohnen hört. Manche können extrem reagieren, andere weniger.»
Was kann ich tun, wenn ich durch den Drohnen-Terror Russlands Angst bekomme? Kleim: «Was helfen kann, ist, sich über die Vorfälle zu informieren und rational die Situation einzuschätzen. Was genau ist passiert? Wie haben die Länder reagiert? Und was wird geplant? Mehr Wissen kann dazu führen, dass das Gehirn rational die Angst abschwächt.»