Darum gehts
- Noè Ponti holt in Singapur WM-Silber über 50 m Delfin
- Nach dem Rennen verpasst er den Nörglern einen Seitenhieb
- Am Samstag greift er im Hunderter erneut nach den Sternen
Drei Hundertstel? Das ist nicht einmal ein Wimpernschlag. Noè Ponti (24) wurde im Final über 50 Meter Delfin um diese Winzigkeit geschlagen – von Maxime Grousset, dem zwei Jahre älteren Franzosen, der ihn bereits im Halbfinal auf den zweiten Platz verwiesen hatte.
Lange sah es so aus, als würde Ponti vorne liegen. Zwanzig kräftige Armzüge ohne zu atmen, der letzte Zug war entscheidend. Den machte der Franzose nicht mehr, er glitt stattdessen zum Anschlag und siegte – hauchdünn.
Was für ein toller Lauf! Sowohl Grousset, wie Ponti, wie der drittplatzierte Italiener Thomas Ceccon schwammen persönliche Bestzeiten. Ponti verbesserte den Schweizer Rekord um satte 14 Hundertstel. Es ist die sechstschnellste Zeit, die über diese Distanz je geschwommen wurde. Nur vier Athleten waren in der Geschichte des 50-Meter-Rennens auf der Langbahn bisher schneller als der Tessiner.
WM Budapest 2022*
23,04 Vorlauf
23,29 Halbfinal
als 13. der Halbfinals nicht für den Final qualifiziert
* WM wegen Covid von 2021 auf 2022 verschoben
WM Fukuoka 2023
23,13 Vorlauf
23,26 Halbfinal
als 13. der Halbfinals nicht für den Final qualifiziert
WM Singapur 2025
22,74 Vorlauf WM Singapur 2025
22,72 Halbfinal WM Singapur 2025
22,51 Final WM Singapur 2025
Silbermedaille mit Schweizer Rekord
Weltrekord:
22,27 geschwommen vom Ukrainer Andrii Govorov 2018 in Rom
WM Budapest 2022*
23,04 Vorlauf
23,29 Halbfinal
als 13. der Halbfinals nicht für den Final qualifiziert
* WM wegen Covid von 2021 auf 2022 verschoben
WM Fukuoka 2023
23,13 Vorlauf
23,26 Halbfinal
als 13. der Halbfinals nicht für den Final qualifiziert
WM Singapur 2025
22,74 Vorlauf WM Singapur 2025
22,72 Halbfinal WM Singapur 2025
22,51 Final WM Singapur 2025
Silbermedaille mit Schweizer Rekord
Weltrekord:
22,27 geschwommen vom Ukrainer Andrii Govorov 2018 in Rom
Ponti hat von Gold geträumt, Silber ist es geworden, glücklich ist er trotzdem: «Es geht mir sehr gut. Es war fast ein perfekter Lauf von mir. Darum bin ich sehr zufrieden. Klar ist es schade, wenn es so knapp ist, aber meine Zeit ist wirklich super.» Noch im Becken lagen sich Grousset und Ponti in den Armen. Sie haben für eine grandiose Show gesorgt.
Dem Druck standgehalten
Schon vor der WM wusste der Schweizer, dass es über diese kurze Distanz eng werden könnte. Bis zehn Schwimmer hat Ponti zu seinen Konkurrenten um eine Medaille gezählt. «Das ist nicht so einfach, wie man denkt. Um hier Gold zu gewinnen, müssen viele Faktoren zusammenstimmen. Die Leute können erwarten, was sie wollen, der einzige Druck, den ich habe, kommt von mir selber.» Er hat seinem eigenen Druck standgehalten.
Vergessen sind die bitteren Tränen, die er noch an der WM 2023 in Fukuoka (Japan) vergossen hatte, als er sich nicht für den 50er-Final qualifizieren konnte. Vergessen in diesem Moment die Leiden des knallharten Trainingsalltags eines Schwimmers, vergessen sogar die leise Enttäuschung, in Paris keine Olympiamedaille gewonnen zu haben.
Habe es allen gezeigt
Nach dem goldenen Herbst und Winter mit drei WM-Titeln auf der Kurzbahn (25-Meter-Becken), hat Ponti nun auch auf der sportlich relevanteren und prestigeträchtigeren Langbahn (50-Meter-Becken) geliefert. Es ist die Medaille, die ihm noch gefehlt hat in seiner Sammlung. Nach dem Rennen liess er dann doch einen tiefen Blick in seine Gefühlswelt zu und gibt den Nörglern einen kräftigen Nasenstüber. «Jetzt können die Leute nicht mehr sagen, ich sei schlecht auf der Langbahn und könne nur Kurzbahn.» Fakt ist: Der Schweizer gehört aktuell zu den Weltstars des Schwimmsports – egal in welchem Becken.
Silber
Dano Halsall, 50 m Freistil, Madrid 1986
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Fukuoka 2001
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Montreal 2005
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Melbourne 2007
Jérémy Desplanches, 200 m Lagen, Gwangju 2019
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Doha 2024
Noè Ponti, 50 m Delfin, Singapur 2025
Bronze
Marie-Thérèse Armentero, 50 m Freistil, Madrid 1986
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Fukuoka 2023
Silber
Dano Halsall, 50 m Freistil, Madrid 1986
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Fukuoka 2001
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Montreal 2005
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Melbourne 2007
Jérémy Desplanches, 200 m Lagen, Gwangju 2019
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Doha 2024
Noè Ponti, 50 m Delfin, Singapur 2025
Bronze
Marie-Thérèse Armentero, 50 m Freistil, Madrid 1986
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Fukuoka 2023
Drei Gründe für Gold
Und noch ist nicht Schluss in Singapur. Denn Pontis Paradedisziplin, in der er 2021 in Japan Olympiabronze gewonnen hatte, steht noch an. Am Samstag geht der Final über 100 m Delfin über die Bühne. Und vorausgeschaut könnte diese Silbermedaille über die Sprintdistanz, Gold wert sein. Denn erstens: Der Druck, in Singapur unbedingt eine Medaille zu gewinnen, ist weg. Zweitens: Die Zuversicht, dass die Form stimmt und er ganz nah dran ist, ist da. Drittens: In der Tauchphase nach Start und Wende kann Ponti den Unterschied machen, weil er da der Beste ist – über 100 Meter gibt es zwei Tauchphasen.
Am Samstag sind es vielleicht fünf Startende, die unter normalen Umständen um die Medaillen schwimmen werden. Grousset und Ceccon werden Ponti erneut fordern, die Kanadier Kharun und Liendo wollen auch mitreden. Pontis Trainer Massimo Meloni schätzt die Medaillenchancen über 100 m gleich gross ein wie über 50 m. Der Italiener sagt: «Wenn Noè mental parat ist, dann wird es sehr schwierig für die anderen, ihn zu stoppen.» Und Ponti ist parat. «Meine Form stimmt», sagt er bestens gelaunt. «Ich werde mich jetzt ein paar Tage ausruhen und dann neu fokussieren.» Niemand würde es überraschen, wenn er am Samstag als Weltmeister aus dem Wasser steigen würde.