Darum gehts
- Marlen Reusser gewinnt Einzelzeitfahren, weitere Rennen stehen bevor
- Reusser ist Botschafterin für Velafrica, unterstützt Organisation mit Spenden
- Schweizer Sextett für Mixed-Teamzeitfahren besteht aus 6 Athleten
Soll man die Feste feiern, wie sie fallen? Eigentlich schon, findet Weltmeisterin Marlen Reusser (34). Bloss: Nach ihrem Sieg im Einzelzeitfahren geht es gleich weiter – am Mittwoch steht in Kigali (Ruanda) das Mixed-Teamzeitfahren an und am Samstag das Strassenrennen.
Als wäre dies nicht genug, steigt in einer Woche schon das EM-Zeitfahren in Frankreich. «Das ist die Krux. Ich hatte ein wunderschönes Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich habe nicht viel geschlafen. Und dann dieses wahnsinnig harte Rennen. Es fällt mir nicht einfach, zurück in den Rennmodus zu kommen.»
Fakt ist: Um eine Medaille im Mixed-Teamzeitfahren zu gewinnen, ist die Schweiz auf Reusser angewiesen. «Sie ist unser Extra-Joker», sagt Stefan Küng (31). «Eine der weltbesten Velofahrerinnen, nicht nur im Zeitfahren. Marlen bringt dem Team extrem viel.» Der Thurgauer bildet mit Reusser, den jungen Noemi Rüegg (24) und Jasmine Liechti (22), Mauro Schmid (25) und Jan Christen (21) das Schweizer Sextett. Küng: «Bei den Männern sind die Leistungsunterschiede im internationalen Vergleich kleiner als bei den Frauen. Darum würde ich Marlen bei uns schon herausheben.»
Aber wie fit wird die Olympia-Zweite und mehrfache Europameisterin sein? Eine Prognose ist schwierig. Vielleicht reitet sie weiter auf ihrer Welle des Erfolgs. Und wer weiss, womöglich gibt ihr die Umgebung rund um Kigali einen Motivationsschub. «Es hat sehr viele Leute und alle sind sehr nett. Es kommt mir vor wie ein menschlicher Ameisenhaufen», sagt sie schmunzelnd.
Reusser bekommt für ihre Hilfe kein Geld
Was viele nicht wissen: Obwohl Reusser erstmals überhaupt in Afrika ist, hat sie seit 2021 eine Verbindung zum Kontinent – sie ist Botschafterin für Velafrica. Die Non-Profit-Organisation setzt sich mit Schweizer Occassion-Velos für einen nachhaltigen, vereinfachten Zugang zu Bildung, Arbeitsplätzen und Gesundheitsversorgung in sieben verschiedenen Ländern in Afrika ein. Reusser: «Velos können helfen, dass junge Frauen zur Schule gehen und eine Ausbildung absolvieren. Das verbessert die Chancen, dass sie ihr Leben dereinst selber gestalten und unabhängig führen können.»
Velafrica-Sprecherin Ladina Caprez verrät, dass Reusser die Organisation auch schon privat mit Velo- und Kleiderspenden unterstützt hat. An die grosse Glocke hängte sie dies aber nicht.
«Marlens ehrenamtliches Engagement ist für uns sehr wertvoll, weil wir die gleichen Werte teilen und es thematisch so gut passt.» Trotz Müdigkeit glaubt Caprez, dass Reusser für weitere grosse Taten fähig sein wird, «weil sie stets bewiesen hat, dass sie kämpfen kann und will.»