Es ist eine Instagram-Story, die Fragen aufwirft. Beachvolleyballerin Anouk Vergé-Dépré (33) zeigt auf ihrem Kanal die Lieferung und den Einbau einer neuen WC-Schüssel und schreibt dazu: «Alle Medaillengewinner der Spiele von Tokio 2021 haben eine Toilette gewonnen. Ein bisschen spät, aber jetzt ist die Zeit für die Installation gekommen.»
Moment mal. Eine WC-Schüssel als Preis für einen Medaillengewinn? Die Einlösung erst vier Jahre nach dem sensationellen Bronze-Gewinn zusammen mit Joana Mäder (34, damals unter Ledigname Heidrich)?
Nicht alle Medaillengewinnerinnen haben die Aktion genutzt
Nachfrage beim Lieferanten. Stefan Zihlmann, Leiter Marketing Operations bei Geberit Markt Schweiz, bestätigt die spezielle Aktion des Swiss-Olympic-Partners für die 13 Medaillengewinnerinnen und -gewinner aus der Schweiz. Er ergänzt: «Schliesslich hatten sie in Japan, dem Land mit der höchsten Dusch-WC-Verbreitung, sicher die Vorzüge der Reinigung mit Wasser kennengelernt. Dieses Hygiene- und Frischegefühl wollten wir ihnen auch zu Hause schenken.»
So weit, so gut. Auch Olympia-Helden müssen halt mal. Aber eben – kurz nach der Rückkehr aus Tokio daheim umgehend das stille Örtchen umbauen zu lassen, entpuppte sich beim einen oder der anderen als eher grössere Übung.
Ganz zu schweigen vom Problem, dass längst nicht alle Athletinnen und Athleten ein Eigenheim besitzen. So zögerte offensichtlich auch Vergé-Dépré jahrelang – bis es nun Bedarf für ein neues WC gab. Stefan Zihlmann dazu: «Sie hatte sich auf unser Anschreiben im Jahr 2021 nicht gemeldet. Nun, ein paar Jährchen später, schon. Wir haben es ihr gerne nachgeliefert.»
Schwimmer Desplanches wohnte damals in Frankreich
Eine Blick-Umfrage unter einigen Tokio-Medaillengewinnerinnen und -gewinnern zeigt: Auch andere wie Radstar Marlen Reusser haben zugewartet, bis ein Einbau Sinn machte. Olympiasiegerin Jolanda Neff hingegen meldet, sie habe ihr Exemplar schon vor vier Jahren erhalten. Auch Silber-Kollegin Sina Frei und Bronze-Schwimmer Noè Ponti haben die vielleicht skurrilste Prämie der Olympia-Geschichte längst eingeheimst – während Gold-Heldin Nina Christen ihren Gutschein nach wie vor uneingelöst daheim hat.
Das gilt auch für Schwimmer Jérémy Desplanches. Er sagt: «Als Medaillengewinner bekommt man einige eher skurrile Geschenke. Zum Beispiel Leckereien von Ricola und vom Läckerlihaus. Beim WC habe ich hingegen abgesagt, da ich damals in Frankreich gelebt habe und die Lieferung nicht möglich war. Mittlerweile hätte ich eigentlich Bedarf!»
Geht da vielleicht noch was beim zurückgetretenen Genfer, liebe WC-Firma?