Darum gehts
- Michelle Gisin startet als Leaderin des Schweizer Speed-Teams in St. Moritz
- Gisin übernimmt Verantwortung nach Verletzungen von Teamkolleginnen Gut-Behrami und Suter
- Im ersten Abfahrtstraining wird Gisin 13. mit 1,19 Sekunden Rückstand
Sie wuchs in Engelberg OW auf und hat ein Häuschen in Riva am Gardasee (It). Zur Welt kam Michelle Gisin aber vor 32 Jahren in Samedan GR. Und heute? Da gibt sie Auskunft. Im Hotel Cervus in St. Moritz GR, nur 13 Autominuten von ihrem Geburtsort entfernt. «Ich freue mich, dass es endlich losgeht», sagt sie. Und: «Es macht Spass, auf einer solchen Piste zu fahren.»
Alles wie gehabt also? Nein. 13 Jahre nach ihrem Weltcup-Debüt erlebt Gisin in ihrem vielleicht letzten Winter als Ski-Profi etwas Unerwartetes – sie ist Leaderin des Schweizer Speed-Teams. «Das wäre ich lieber nicht», sagt sie mit einem bitteren Lächeln.
Der Hintergrund: Mit Lara Gut-Behrami (34) und Corinne Suter (30) verletzten sich zwei Teamkolleginnen am Knie. «Das tut uns allen weh. Ich gebe alles, um selbst gut zu fahren. Aber auch, um den jüngeren Fahrerinnen zu helfen.»
Auch dank ihrer Erfahrung hat Gisin kein Problem mit dem zusätzlichen Druck. «Damit kann ich leben», sagt sie. Im ersten Training zur Abfahrt wird sie 13. mit 1,19 Sekunden Rückstand auf Lindsey Vonn (41). Keine andere Schweizerin ist besser. «Ich weiss, wo ich die Zeit auf Lindsey verloren habe», sagt sie. Wo? «In Kurve drei, beim grossen Masten.»
Cheftrainer enttäuscht: «Hätte mehr erwartet»
Fakt ist: Nach einem schwierigen Winter – Gisins bestes Resultat war ein achter Rang – fühlt sich Gisin wieder frei. Der Fokus auf Speed gab ihr Ruhe, die Freude am Skifahren kehrte zurück. In der Vorbereitung hörte man sehr Gutes, hinter Suter war Gisin meistens die schnellste Schweizerin. «Corinne war ein mega Zugpferd für alle. Sie fehlt extrem. Aber wir geben trotzdem alles.»
Im ersten Training klappt dies nur bei Gisin. Die anderen Schweizerinnen enttäuschen. Cheftrainer Beat Tschuor: «Wir haben drei Tage hier trainiert, konnten uns austoben. Bei einer fast identischen Kurssetzung. Da muss einfach mehr gehen. Wenn du heute zweieinhalb Sekunden verlierst, bist du übermorgen nicht vorne. Ich hätte mehr erwartet.»