Dettwiler wird auf Aufwärmrunde heftig abgeschossen
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Übler Crash in Malaysia:Dettwiler wird auf Aufwärmrunde heftig abgeschossen

Lüthi erlebte Töff-Horror um Dettwiler vor Ort mit
«Es war sehr schwierig für mich»

Fahrermentor und SRF-Experte Tom Lüthi ist vor Ort in Malaysia, als Noah Dettwiler lebensgefährlich verletzt wird. Jetzt redet der Ex-Weltmeister erstmals über die Stunden, als er dem schwer verunglückten Moto3-Fahrer beistand.
Publiziert: 12:25 Uhr
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Aktualisiert: vor 36 Minuten
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Noah Dettwiler (l.) und Tom Lüthi (2024 in Spielberg): Nach dem schweren Unfall kümmerte sich der Ex-Weltmeister um den verunfallten Youngster.
Foto: freshfocus

Darum gehts

  • Tom Lüthi erlebte Noah Dettwilers Unfall hautnah mit und unterstützte die Familie
  • Lüthi wartete vor dem OP-Saal und informierte Noahs Familie über seinen Zustand
  • Noah wurde um 4 Uhr nachts auf die Intensivstation zurückgebracht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Blick: Sie haben das Drama um Noah Dettwiler hautnah vor Ort miterlebt. Wie einfach fällt Ihnen die Rückkehr an die Rennstrecke an diesem Wochenende?

Tom Lüthi: Eigentlich nicht schwer. Ich habe einen Job an der Strecke und lege den Fokus da voll drauf. Aber natürlich fällt es auch leichter, weil es Noah wieder besser geht. Ich bin extrem froh, dass er nun in die Schweiz zurückkehren und weiter daran arbeiten kann, wieder 100-prozentig fit zu werden. 

Sie waren auch in Malaysia in ihrem Job als Fahrermentor im Moto2-Intact-Team vor Ort und so die einzige enge Bezugsperson von Dettwiler an der Strecke.
Ich war in unserer Box und habe mit einem Auge auf einem TV-Screen den Unfall gesehen. Auf den zweiten Blick habe ich realisiert, dass es Noah betraf. Ich bin sofort zum Medical-Center (Strecken-Spital, d. Red.) geeilt. 

Tom Lüthi persönlich

Exakt diesen Donnerstag vor 20 Jahren schreibt Tom Lüthi (39) Töff-Geschichte. Der damals 19-Jährige aus Linden BE wird in der 125-ccm-WM als dritter Schweizer Solo-Weltmeister. Den Titel als Schweizer Sportler des Jahres vor Roger Federer gabs später noch obendrauf. Lüthi ist mit 318 gefahrenen Rennen der Pilot mit den viertmeisten GPs der Töff-Geschichte, hat 17 davon gewonnen und wurde zweimal WM-Zweiter in der Moto2. Rücktritt 2021. Heute ist Lüthi fürs deutsche Intact-Team Fahrer-Mentor, sein Schützling Manuel Gonzalez fährt dieses Jahr um den Moto2-WM-Titel. Zudem ist er Experte bei SRF. Bei Noah Dettwiler war Lüthi zeitweise Manager, nun in einer Funktion auf freundschaftlicher Basis sein sportlicher Berater. (md)

Exakt diesen Donnerstag vor 20 Jahren schreibt Tom Lüthi (39) Töff-Geschichte. Der damals 19-Jährige aus Linden BE wird in der 125-ccm-WM als dritter Schweizer Solo-Weltmeister. Den Titel als Schweizer Sportler des Jahres vor Roger Federer gabs später noch obendrauf. Lüthi ist mit 318 gefahrenen Rennen der Pilot mit den viertmeisten GPs der Töff-Geschichte, hat 17 davon gewonnen und wurde zweimal WM-Zweiter in der Moto2. Rücktritt 2021. Heute ist Lüthi fürs deutsche Intact-Team Fahrer-Mentor, sein Schützling Manuel Gonzalez fährt dieses Jahr um den Moto2-WM-Titel. Zudem ist er Experte bei SRF. Bei Noah Dettwiler war Lüthi zeitweise Manager, nun in einer Funktion auf freundschaftlicher Basis sein sportlicher Berater. (md)

Was passierte dort?
Es dauerte und dauerte. Auch der Chefmechaniker von Noah wartete dort. Wir haben uns um Informationen bemüht, aber es gab keine. Es ist uns rasch klar geworden, dass es sehr ernst sein muss. Vor allem, als dann der Heli zur Unfallstelle flog und Noah direkt in ein Spital brachte. Das war sehr schwierig für mich. 

Dann ging das Programm einfach weiter, Ihr Team startete im Moto2-Rennen.
Unsere beiden Fahrer haben mich gefragt, wie es Noah geht. Ich musste die Situation etwas herunterspielen, weil sie ihr Rennen fahren mussten. Ich hatte den Kopf aber völlig bei Noah und wollte am Abend so schnell wie möglich zu ihm. 

Welche Situation haben Sie im Spital angetroffen?
Noah wurde gerade operiert. Es war hart, vor dem OP-Saal zu sitzen und einfach zu warten. Aber die Ärzte waren sehr hilfreich, sie sind immer wieder rausgekommen und schilderten die Lage. Die Infos habe ich dann jeweils sofort Noahs Familie weitergeschickt, die noch auf dem Weg nach Malaysia war. 

Vor viereinhalb Jahren mussten Sie sich im Spital von Jason Dupasquier verabschieden. Fühlten Sie sich in diesen Horror zurückversetzt?
Es ist in diesen Stunden sehr viel hochgekommen. Die Erinnerungen an Jason, aber auch an Marco Simoncelli, der ja auch in Malaysia verunglückte (2011 im MotoGP-Rennen, Lüthi gewann eine Stunde zuvor in der Moto2, d. Red.). Das waren keine schönen Gedanken. Aber bei Noah war es glücklicherweise so, dass eigentlich jede Nachricht der Ärzte positiv war. Es ist einfach megaschön, dass er es nun geschafft hat und so grosse Fortschritte macht.

Wann haben Sie ihn zu Gesicht bekommen?
In der Nacht kam er vom OP-Saal auf die Intensivstation zurück. Sein Chefmechaniker und ich durften ihn kurz sehen. Da war es etwa vier Uhr in der Nacht, wir sind dann zurück ins Hotel. Am Montag bin ich heimgeflogen. Der Chefmechaniker hatte einen späteren Flug, er hat die Familie noch kurz getroffen. 

Sie waren als Mann vor Ort in diesen schweren Stunden der wichtigste Kontakt für die Familie, mit der Sie durch Freundin Noëlle, der Schwester von Noah, auch privat verbunden sind.
Wir sind kein Paar mehr, das haben wir aber nie an die grosse Glocke gehängt. Es stand für mich in Malaysia ausser Frage, dass ich sofort mit den Eltern und auch mit Noëlle in engem Austausch stand und mich um Noah kümmerte. 

Mit Noah selber konnten Sie bisher nicht telefonieren?
Nein, das ist momentan nicht wichtig. Seine Genesung soll im Vordergrund stehen. Aber er hat mir über das Handy von Noëlle eine Sprachnachricht geschickt. 

Die beiden betroffenen Fahrer haben überlebt, doch der Unfall wird noch länger zu reden geben.
Dass es auf der Besichtigungsrunde passierte, ist eigentlich gar nicht so überraschend. In letzter Zeit wurde den Fahrern Trainingszeit gekürzt und das Warm-up am Sonntagmorgen gestrichen. So sind die Fahrer fast gezwungen, auch in den Besichtigungsrunden ans Limit zu gehen, wenn sie noch etwas testen wollen. Es ist falsch, dass die unerfahrenen Moto3-Piloten immer weniger Zeit auf der Rennstrecke bekommen. Da werde ich mich einbringen.

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