Darum gehts
Der FCZ ist dringend auf ein Erfolgserlebnis angewiesen. Zu schwer wiegen die zuletzt fünf Niederlagen in Folge. Nun wartet am Samstag der FC Luzern. Ausgerechnet die Zentralschweizer, ist man versucht zu sagen. Zumal die Zürcher in einer Sache gerne wie die Luzerner wären. Stichwort: Nachwuchsarbeit.
Der FCL hat sich in Sachen Jugendarbeit zur Schweizer Top-Adresse gemausert. Inzwischen ist das auch im Ausland bekannt. Für Ardon Jashari (22), Luca Jaquez (22) und Sascha Britschgi (19) haben die Luzerner über 15 Millionen Franken kassiert. Es ist der Beweis, dass der eingeschlagene Weg stimmt.
FCZ wie Barcelona
Der FCZ würde das liebend gerne auch von sich behaupten. Eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit ist aber ein Langzeitprojekt. Das zeigt das Beispiel Luzern. Vor bald zehn Jahren hat man dort mit Sportchef Remo Meyer (44) den Grundstein gelegt. Erst jetzt ernten sie die Früchte. In Zürich will man dagegen alles auf Biegen und Brechen erreichen.
Ab der Saison 2023/24, in der Milos Malenovic (40) das Amt des Sportchefs übernommen hat, sind beim FCZ dreizehn und beim FCL elf Nachwuchsspieler in der Super League zu ihrem Profidebüt gekommen. Das sind eindrückliche Zahlen. Damit halten sie sogar mit der wohl weltweit besten Akademie von Barcelona mit, die in diesem Zeitraum dreizehn Eigengewächsen das Debüt ermöglicht hat.
In Luzern sind sie geduldiger
Schaut man die Entwicklung der Debütanten beim FCZ und FCL aber genauer an, zeigt sich ein spannender Kontrast in der Talentförderung. Während der FCZ seine Talente besonders früh auf die grosse Bühne schickt – teilweise schon mit 15 oder 16 Jahren –, bekommen sie meist nur kurze Bewährungsproben. Viele sammeln ein paar Minuten, ehe sie wieder in den Nachwuchsteams verschwinden.
Einige verlieren sogar den Anschluss. Parfait Coulibaly (16), Gian Stork (18), Norbu Lhakpa (17) und Daniel Ihendu (20) sind aktuell alle in der U21, kommen aber kaum zu Einsätzen. Anders in Luzern: Dort debütieren die Talente im Schnitt etwas später (mit 18,5 Jahren), erhalten im Schnitt mehr Minuten und werden dann konsequent eingebaut. Spieler wie Bung Meng Freimann (19), Levin Winkler (22) oder Lucas Ferreira (18) sind längst zu festen Grössen geworden, einige haben über 2000 Spielminuten gesammelt.
Paradebeispiel Tyron Owusu
In Luzern wirkt es, als ob hinter jedem Nachwuchsspieler ein klarer Plan steckte. Wer den Sprung ins Fanionteam schafft, bleibt in der Regel auch dort – Schritt für Schritt aufgebaut, mit Vertrauen und Verantwortung. Wer dagegen noch nicht bereit ist für die 1. Mannschaft, geht in die U21 und sammelt dort das Wichtigste für einen jungen Spieler: Spielpraxis.
Ein Paradebeispiel ist Tyron Owusu (22): Er feierte sein Debüt bereits vor fünf Jahren – am 16. Juli 2020. Aus verschiedenen Gründen startet er erst in der laufenden Saison richtig durch. Ein solch langfristiger Entwicklungsweg scheint in Zürich derzeit unmöglich. Dort werden Talente eher ins kalte Wasser geworfen, in der Hoffnung, dass sie sofort schwimmen – und sich am besten gleich auf dem Transfermarkt vergolden lassen. Ein riskantes Spiel, das manchmal aufgeht, wie bei Daniel Denoon (21), oft aber auch nicht.
Ganz ohne positive Beispiele steht der FCZ aber nicht da. Mit Cheveyo Tsawa (18) hat sich ein Eigengewächs in kürzester Zeit zur festen Grösse im Mittelfeld entwickelt. Und auch Miguel Reichmuth (21) war vor seiner Fussverletzung ein wichtiger Bestandteil des Teams. Wäre er fit geblieben, hätte er sich wohl längst als Stammspieler etabliert.
Nicht jedes Talent ist ein Eigengewächs
Nicht berücksichtigt in dieser Auswertung sind Jahnoah Markelo (22), Damienus Reverson (22) und Vincent Nvendo (22). Wie Winkler beim FCL oder Isaiah Okafor (20) und Daniel Ihendu beim FCZ waren sie ursprünglich für die U21 verpflichtet worden. Der Unterschied ist aber, dass insbesondere die beiden Erstgenannten effektiv nur für wenige Spiele Teil der U21 waren und zum Zeitpunkt des Transfers zum FCZ alle drei schon den 21. Geburtstag hinter sich hatten und somit nicht mehr als klassische Eigengewächse durchgehen.
Im Grossen und Ganzen zeigt Luzern derzeit den nachhaltigeren Weg mit Talenten: weniger Spektakel, mehr Substanz. Am Samstagabend geht es vorerst aber wieder um die drei Punkte auf dem Platz – und von denen haben die Zentralschweizer in dieser Saison bisher mehr gesammelt als die Stadtzürcher. Für den FCZ heisst es also: verlieren verboten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | 12 | 11 | 28 | ||
2 | 12 | 7 | 22 | ||
3 | 11 | 12 | 21 | ||
4 | 12 | -1 | 19 | ||
5 | 12 | 3 | 18 | ||
6 | 12 | 5 | 17 | ||
7 | 11 | -1 | 16 | ||
8 | 12 | 4 | 15 | ||
9 | 12 | -4 | 14 | ||
10 | 12 | -7 | 13 | ||
11 | 12 | -10 | 10 | ||
12 | 12 | -19 | 6 |


