Lucas Ferreira (18) ist eine Frohnatur. So zeigt er sich auch bei seinem ersten grossen Blick-Interview. Sein herzhaftes Lächeln ist ansteckend. Seine zwei Bling-Bling-Ohrringe blitzen im Licht, und man merkt sofort: Dieser Teenager sprüht vor Energie. Da wundert es nicht, dass ihn alle in seinem Umfeld «den Liebling von allen» nennen.
«Vor einem halben Jahr kannte mich noch niemand. Jetzt heisst es, ich sei ein Shootingstar. Das ist schon crazy», sagt Ferreira. Selbst sieht er sich gar nicht so. «Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich noch gar nicht wie ein richtiger Profi. Ich spüre immer noch das Kind in mir.»
«Ich schätze das sehr»
Ferreiras Ausbeute lässt sich trotzdem bereits sehen: vier Tore in elf Spielen als offensiver Mittelfeldspieler. Dabei war er im Sommer gar nicht für das Profiteam vorgesehen. Doch Trainer Mario Frick (51) hatte zu wenige Spieler für das Trainingslager und holte ihn aus seinen Ferien auf Malta. Von da an nahm alles seinen Lauf.
Heute fühlt sich Ferreira beim FCL pudelwohl. «Das Team ist ausgezeichnet – auf allen Ebenen, auch menschlich. Mein Mentor ist Vaso Vasic. Dann sind da noch Sandro Wyss und Andrej Vasovic, die ich seit vielen Jahren kenne.» Auch Frick spielt eine wichtige Rolle. «Das Vertrauen, das er uns Jungen gibt, ist bemerkenswert. Ich schätze das sehr», sagt er über Frick. An das erste Gespräch mit dem Liechtensteiner erinnert er sich gut: «Er sagte mir, dass es für ihn im Fussball kein Alter gibt.»
Es kommt zum Wiedersehen mit GC
Für manche klingt das wie eine Floskel. In Luzern ist es gelebte Realität. Im ersten Saisonspiel gegen GC darf Ferreira ab der 63. Minute ran. Sechs Minuten später krönt er sein Profidebüt mit dem spielentscheidenden Tor. Das erste Profitor. «Ich werde es nie vergessen», sagt er. Am Sonntag, knapp drei Monate später, steht das Wiedersehen mit den Hoppers an. «Ich freue mich darauf. Die Spiele gegen GC werden für mich immer eine spezielle Bedeutung haben.»
Sein erstes Profitor war die Belohnung für jahrelange harte Arbeit. Davon hatte Ferreira tatsächlich genug. Zwar war er schon immer technisch versiert, körperlich aber lange unterlegen – ein klassischer Spätentwickler. Deshalb musste er in der Jugend einen Jahrgang wiederholen. «Mental war es sehr hart und frustrierend für mich. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war es aber etwas Gutes. Es hat mir mehr Zeit gegeben, um an mir zu arbeiten und daran zu wachsen.»
Die spezielle Bindung zum Grossvater
Immer wieder half ihm der Gedanke an seinen verstorbenen Grossvater Domingos Silva. Ferreira spricht leise, fast ehrfürchtig, wenn er von ihm erzählt. «Als Kind habe ich ihm versprochen, dass ich Fussballer werde», sagt er. «Mit niemandem hatte ich je so eine Verbindung.» Die Erinnerung an ihn, berührt ihn tief.
Auch deshalb steht auf seinem Trikot «Silva» – ein stilles Versprechen an den Mann, der ihn fürs Leben geprägt hat. «Wenn wir nach Portugal in die Ferien fuhren, waren mein Bruder und ich immer nur mit ihm zusammen. Im Garten spielten wir mit ihm Fussball – er in Flipflops. Wir begleiteten ihn in die Cafés und tanzten gemeinsam an den vielen Dorffesten.»
Der Grossvater spielte einst selbst professionell Fussball. «Dieser Sport bedeutete ihm alles.» Man kann sich nur vorstellen, wie stolz er heute auf seinen Enkel wäre. Auch als Ferreira – der zwei Jahre alt war, als seine Eltern in die Schweiz auswanderten – jüngst für die portugiesische U20-Nati aufgelaufen ist. «Während die Hymne lief, wurde ich emotional. Ich sah meine ganze Familie auf der Tribüne, gleichzeitig dachte ich daran, dass mir mein Grossvater von oben zuschaut.»
Kürzlich traf er sein Idol
Die Emotionen begleiteten Ferreira im Nati-Camp auch aus einem anderen Grund: Dort traf er erstmals sein Idol Cristiano Ronaldo (40). «Ein Selfie haben wir zwar nicht gemacht. Dieser Moment, ihn zu sehen, wird mir deshalb aber wohl noch besser in Erinnerung bleiben, weil ich ihn bewusster wahrgenommen habe.»
Wie für ganz Portugal ist Ronaldo auch für Ferreira ein Fussballgott. «Seine Mentalität, jeden Tag besser zu werden, sucht ihresgleichen.» Der Lebensweg von CR7, der auch aus einfachen Familienverhältnissen stammt, inspiriert ihn bis heute. «Mein Vater erzählte mir als Kind viele Sachen über Ronaldo. Geblieben ist mir, dass er es trotz schwieriger Zeiten ganz nach oben geschafft hat.»
So viel Ferreira sich bei Ronaldo abgeschaut hat, eines würde er nie kopieren: dessen Jubel. «Aus Respekt. Es ist sein Markenzeichen.» Ideen für eigene Torjubel hat er trotzdem genug. «Als Kind habe ich beim Fifa-Gamen alle möglichen Tastenkombinationen gedrückt, um lustige Torjubel auszuprobieren.»
«Möchte zuerst meine Karriere im Griff haben»
Irgendwann sei sogar ein Rückwärtssalto als Torjubel denkbar, verrät Ferreira. Keine Überraschung, wenn man weiss, dass er in der Primarschule Parkour trainierte – eine Sportart, in der es gilt, Hindernisse möglichst schnell sowie ohne Hilfsmittel zu überwinden. «Oft bin ich auf die Schnauze gefallen. Gott sei Dank habe ich mir nie etwas gebrochen», erzählt er lachend.
Heute dreht sich bei Ferreira alles um den Fussball. Selbst das Autofahrenlernen wartet. «Ich möchte zuerst meine Karriere im Griff haben», sagt der bald 19-Jährige. In einem weiteren Schritt wird er sich dann entscheiden müssen, für welche A-Nationalmannschaft er auflaufen möchte. Zumal sein Einbürgerungsverfahren in der Schweiz läuft.
Immer derselbe Ablauf vor den Spielen
«Aktuell liebe ich es einfach, Fussball zu spielen», sagt er und erzählt von seinem Traum, irgendwann die Rückennummer 10 zu tragen. Da sie beim FCL vergeben war, musste er kreativ werden. «Also habe ich 7 plus 3 genommen – ergibt 10. Die 73 gefällt mir sehr gut und passt irgendwie zu mir.»
Wie immer wird Ferreira sie auch am Sonntag tragen. Schon Stunden vor dem Anpfiff läuft bei ihm alles nach Ritual: Aus den Kopfhörern dröhnt Brasil-Funk. «Diese Musikrichtung macht mich glücklich und nimmt mir die Nervosität.» Dann, kurz bevor es ernst wird, richtet er den Blick zur Tribüne, winkt Familie und Freunden zu.
Und wenn der Ball rollt, zeigt Ferreira, warum alle von ihm sprechen: mit Technik, Tempo – und diesen besonderen Momenten, die ein Spiel unvergesslich machen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | 12 | 11 | 28 | ||
2 | 12 | 11 | 21 | ||
3 | 11 | 7 | 21 | ||
4 | 12 | 0 | 19 | ||
5 | 12 | 3 | 18 | ||
6 | 11 | -1 | 18 | ||
7 | 12 | 4 | 15 | ||
8 | 11 | -1 | 14 | ||
9 | 12 | -4 | 14 | ||
10 | 12 | -7 | 13 | ||
11 | 11 | -4 | 10 | ||
12 | 12 | -19 | 6 |


