René Weiler kritisiert Strukturen in Schweizer Klubs
«Hier reden Laien in leitenden Positionen mit»

Zerfallserscheinungen, Instabilität, falscher Fokus: Gegenüber Blick hatte Kulttrainer Hanspeter Latour sich besorgt über die Schweizer Fussballklubs gezeigt. Nun äussert Insider René Weiler seine brisante Meinung zu dem Thema. Aber es gibt auch eine Gegenstimme.
Publiziert: 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 18:05 Uhr
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Einst Seite an Seite beim FC St. Gallen: René Weiler als Sportchef, Rolf Fringer als Trainer im April 2006.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Nächste prominente Stimmen nach Latours Liga-Sorgen
  • René Weiler deckt Probleme bei Super-League-Klubs auf
  • Durch Rolf Fringers Statement entsteht kontroverse Diskussion
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Im Schweizer Fussball ist eine neue Kontroverse entbrannt. Die Personalpolitik der Super League wird heiss diskutiert. 

Losgetreten hatte die Debatte Kulttrainer Hanspeter Latour (78) im Blick. Seine Kritik am Zustand vieler Super-League-Teams fiel fundamental aus. Früher habe man versucht, «mit sieben, acht qualifizierten Leuten» eine Mannschaft aufzubauen. Heute sei oft das Gegenteil der Fall: «Die Teams zerfallen ja regelrecht. Beim Einsatz der Jungen gibt es oft ganz andere Beweggründe. Man will nicht den Teamwert steigern, sondern Geld machen.»

Der renommierte Schweizer Coach René Weiler teilt nun Hanspeter Latours Kritik – und geht sogar noch einen Schritt weiter: «Teilweise reden Laien in leitenden Positionen mit», so sein Vorwurf.

«Haben keine Liebe fürs Spiel und Spieler»

In einer anderen Zeitzone, aber mit einem ähnlichen Blickwinkel äussert sich René Weiler zur Entwicklung in der Schweiz. Der 51-Jährige ist im letzten Frühling abrupt aus dem Servette-Projekt ausgestiegen. Seit ein paar Wochen coacht er die MLS-Equipe von D.C. United in Washington und hat gleich zum Auftakt seiner Amtszeit eine Serie von sieben Fehltritten beendet. Er stellt im Quervergleich mit dem Ausland fest, dass die Schweiz schlecht dasteht. 

Weiler, 2024 als Coach Cupsieger mit Servette und ein Jahr später Zweiter in seiner Funktion als Sportchef, resignierte am Lac Léman auch deshalb, weil es ihm zuwider war, «mit Sachunkundigen über weitreichende Entscheide» diskutieren zu müssen. «Im Erfolgsfall wollen viele gesehen und gehört werden. Umgekehrt werden jene dann nicht geschützt, die einen Fehler begehen.» Weiler denkt dabei an die Branchenkollegen an der Linie, die beim geringsten Widerstand ihren Job verlieren. 

«So führen Menschen, welche keinen Sinn und keine Liebe für das Spiel und die Spieler haben. Menschen, welche andere Interessen verfolgen als die wichtigsten. Nämlich wie das Wort bereits besagt, mit Profis das Business zu professionalisieren.» 

Fringer verteidigt Klubs – der Brötchen-Vergleich

Liegt wirklich derart viel im Argen?

Rolf Fringer (68) sieht es anders. Der zweifache Meistertrainer (1993 Aarau, 1998 GC) und heutige TV-Experte nimmt die Klubs in Schutz, die Jahr für Jahr ihr Kader umwälzen. «Früher wurden die gestandenen Spieler nicht immer weggekauft. Es gab Zeiten, wo in der Schweiz Spieler wie Günter Netzer, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Stielike engagiert waren – was heute undenkbar wäre. Das bestätigt, dass wir heutzutage kleinere Brötchen backen.» 

Mittlerweile sei es sogar lukrativer, aus der Schweiz in die 2. Bundesliga oder nach Griechenland zu gehen, argumentiert Fringer. Es sei viel schwieriger geworden, einen festen Kern aufzubauen. «Die Entwicklung hat mit dem vielen Geld zu tun, das heute im Fussball steckt. Es ist der Markt, der reguliert.»

Die grosse Schwierigkeit: «Wenn ein Angebot kommt, kannst du als Schweizer Klub den Spielern nicht einfach vor der Sonne stehen.» Im Gegenteil: «Du solltest denen, die teuer verkauft werden können, gratulieren, sie zum Flughafen führen und das Geld nehmen. Ansonsten hast du einen Klumpen am Bein.»

Er nennt als Beispiel YB, das in der jüngeren Vergangenheit den einen oder anderen Spieler erst zurückgehalten hat, anstatt ihn gehen zu lassen und frühzeitig für eine Blutauffrischung zu sorgen.

Wird das Thuner Modell der neue Trend?

Aber was ist mit dem FC Thun, dem Musterbeispiel à la Latour? Der Aufsteiger konnte alle Schlüsselspieler halten und hat nur punktuelle Verstärkungen statt viele Jungtalente geholt – und ist nun Leader. Aber auch hier platziert Fringer eine Gegenstimme.

«Der Aufsteiger hat immer eine etwas andere Konstellation», meint er. «Man hat sicher sehr vieles richtig gemacht. Aber das heisst noch lange nicht, dass es mit einem Trend zu erklären ist, der Schule machen sollte. Es wird spannend zu sehen sein, was in Thun nach einer guten Super-League-Saison passiert, wenn die Spieler ebenfalls interessanter werden auf dem Markt.»

Die kontroverse Debatte um das Treiben der Super-League-Klubs ist um prominente Stimmen reicher.

Brack Super League 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
5
7
13
2
5
9
12
3
5
2
9
4
5
1
8
4
5
1
8
6
4
4
7
7
5
-2
7
8
5
-2
3
9
4
-2
3
10
4
-5
3
11
4
-5
2
12
5
-8
2
Meisterschaftsrunde
Abstiegsrunde
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