Lustrinellis beste Anekdoten über die Kult-Trainer Latour, Kuhn und Hitzfeld
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«Ich muss Wein holen»:Lustrinellis Anekdoten über Latour, Kuhn und Hitzfeld

Kult-Trainer Latour über Thun und eine alarmierende Tendenz
«Es wird schwer, diesen FC Thun zu schlagen!»

Trainer-Kultfigur Hanspeter Latour (78) ist von der Spielkunst des Super-League-Leaders Thun begeistert. Er schwärmt von Mauro Lustrinelli und prognostiziert einen langen Höhenflug. Der Konkurrenz redet der Altmeister ins Gewissen: «Die Alarmglocken müssten läuten!»
Publiziert: 00:01 Uhr
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Hanspeter Latour – Kult und Passion zugleich. Während 126 Spielen führte er den FC Thun, 2004 erstmals vorübergehend an die Spitze der Super League.
Foto: Imago

Darum gehts

  • Hanspeter Latour schwärmt vom FC Thun und Trainer Mauro Lustrinelli
  • Latour kritisiert Entwicklung im Schweizer Fussball und warnt vor Qualitätsverlust
  • FC Thun führte 2004 erstmals in 100-jähriger Klubgeschichte die Super League an
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven SchochReporter Sport

Der Bergbach rauscht im Hintergrund, als Blick den Thuner Kult-Coach Hanspeter Latour (78) erreicht: «Ich fotografiere gerade Schmetterlinge, das kleine Ochsenauge fliegt los. Moment, vor mir kriecht eine Waldeidechse. Faszinierend! Aber darum geht es Ihnen vermutlich nicht.» 

Der passionierte Naturliebhaber lacht und schwenkt sofort auf sein altes Fussball-Metier um. Der FC Thun macht ihm Freude. 

Während 126 Spielen gab der legendäre Trainer einst selber den Takt vor und sorgte im Spätsommer 2004 für einen ersten nationalen Höhenflug. Die aktuelle Euphoriewelle des famosen Super-League-Aufsteigers weckt persönliche Erinnerungen: «Sie spielen einen wunderbaren Fussball – wie wir damals!»

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Dank Lustrinelli gabs Läckerli im Berner Oberland

Den Weg von Baumeister Mauro Lustrinelli verfolgt Latour mit grossem Interesse. «Ich habe Mauro einst von Wil nach Thun geholt. Er war ein grandioser Spieler. Ein intelligenter, spannender Mann. Er hat sich für alles und jeden interessiert», schwärmt Latour am Telefon. 

In jedem Satz, bei jeder Anekdote ist die Energie von einst wieder spürbar. «Lustri war ein schlauer Fuchs, er machte sogar Kopfballtore. Eines gegen den grossen FC Basel mit Zubi (Zuberbühler) und Muri (Yakin). Danach verteilten wir im ganzen Berner Oberland Läckerli. Es war herrlich und unvergesslich!»

Lustrinelli sei mit seiner Art und seiner Klasse massgeblich am beeindruckendsten Aufschwung Thuns seit der Rückkehr auf oberstem Liga-Level beteiligt gewesen. «Wir führten 2004 erstmals in der 100-jährigen Klubgeschichte die Tabelle der Super League an – dank Lustrinelli!» Etwas mehr als zwei Dekaden später wiederholt sich die Story – und wieder nimmt der Südschweizer eine zentrale Rolle ein. «Er hat sich zu 100 Prozent mit der Oberländer Mentalität arrangiert und fühlt sich einfach wohl», meldet einer der populärsten Vertreter der Thuner Sportgeschichte. 

«Ich mag es ihm extrem gönnen, dass es aktuell so gut läuft. Ab und zu schicken wir uns noch eine SMS. Ins Stadion gehe ich relativ selten, bei mir läuft meistens ein anderes Programm.» Von ungefähr komme der perfekte Saisonstart nicht, so Latour: «Die Mannschaft hat zwei, drei sehr gute Challenge-Jahre hinter sich und ist kontinuierlich gewachsen. Es wird auch in den kommenden Wochen und Monaten sehr schwer, diesen FC Thun zu schlagen!» 

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Fundamentale Kritik Latours

Dann will sich der frühere Bundesliga-Trainer wieder seiner Leidenschaft zuwenden, das Naturschauspiel im Wald zu dokumentieren, ehe er erst einen Satz nachschiebt und später noch viel mehr: «Ganz ehrlich. Für mich ist es gar nicht überraschend, dass Thun so gut dasteht. Ich bin überzeugt davon, dass sich die erstklassige Lage nicht so schnell ändern wird. Was in Thun gerade passiert, sollte bei anderen Klubs im Vorstand sämtliche Alarmglocken läuten lassen!»

Erfolg in Thun, Alarmzustand beim Rest der Liga? «Genau! Wir waren schon zu meinen Zeiten eine Ausbildungsliga. Aber wir waren in erster Linie dafür da, einen starken Teamkern zu bilden, ein Gerüst, das funktioniert. Wir haben versucht, eine Mannschaft aufzubauen – mit sieben, acht qualifizierten und bestandenen Leuten. Darum herum wurden drei, vier Perspektivspieler aufgebaut!» Heute sei das Gegenteil der Fall, kritisiert Latour: «Drei, vier gehören zum Stamm, der Rest sind sogenannte Mehrwertspieler. Die Teams zerfallen regelrecht. Für Spieler ab 26 ist es mittlerweile schwierig, überhaupt noch einen Job zu finden im Fussball – da heisst es sofort: Den nehmen wir nicht, der bietet zu wenig Potenzial für Mehrwert!»

Qualitätsverlust macht Sorgen

Latour spricht im Blick-Telefonat von einer «schrecklichen Entwicklung» und warnt: «Wenn wir so weiterfahren, werden wir international den Anschluss verlieren.» Im Tagesgeschäft gehe diese Tendenz allenfalls unter, «mir aus der Distanz fällt sie auf. Wir haben kaum mehr stabile Teams. Viele stellen ihre Kader viel zu kurzfristig um. Ausserhalb von Thun reicht teilweise das geringste Problem, um eine flächendeckende Instabilität auszulösen.»

Der Qualitätsverlust mache ihm Sorgen, sagt Latour. «Beim Einsatz der Jungen gibt es oft ganz andere Beweggründe. Man will nicht den Teamwert steigern, sondern Geld machen. Da müssten die betroffenen Trainer mal ein Signal aussenden oder auch die Liga. Es gibt genügend, die in der Verantwortung stehen.» Er polarisiere, aber es sei nötig, das mal anzusprechen: «Da lasse ich sogar ausnahmsweise die Vögel und Schmetterlinge etwas zur Seite.»

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