Darum gehts
Sie haben nach dem samstäglichen 1:4-Debakel gegen St. Gallen die Köpfe zusammengesteckt. Nicht erstmals, nur noch enger. Und am Sonntag erneut. Sie, das ist die Sportkommission des Servette FC. Mit Aufstiegstrainer und Servette-Legende Alain Geiger und dem Franzosen Alain Bonneau, der diese Funktion schon von 2018 bis 2021 innehatte und zuvor jahrelang Transferverantwortlicher beim Ligue-1-Spitzenklub Lyon war. Geiger war damals Coach. Das Duo hat also schon damals bestens harmoniert.
Ein Europacup-Out ist auch in Genf ein Sakrileg
Einziges Thema der Krisengespräche: Ist Thomas Häberli in der Lage, das havarierte Servette-Schiffchen noch auf Vordermann zu bringen? Die Antwort: Nein. Warum er bereits nach zwei Spieltagen in der Super League entlassen wurde.
Der Luzerner war schon vor dem ernüchternden 1:4 gegen die Espen schwer angeschlagen. Denn das Out gegen Viktoria Pilsen nach einem wundersamen 1:0-Auswärtssieg und der Führung zu Hause lag schwer auf dem Magen. Da hat Servette durch unglaubliche Eigenfehler (Patzer von Goalie Joël Mall, dämliches Gelb-Rot von Innenverteidiger Yoan Severin, naives Penaltyfoul von Aussenverteidiger Théo Magnin) Millionen in den Sand gesteckt. Trotz Rolex im Rücken: Derart viel Geld derart fahrlässig zu verlieren, ist selbst beim reichen Klub aus der Weltstadt Genf ein Sakrileg.
Und das war es schon vor einem Jahr gewesen, als die Genfer dasselbe Schicksal erlitten: In der dritten Qualifikationsrunde der Europa League das knappe Aus gegen die Portugiesen von Braga. Und in den Playoffs zur Conference League das rabenschwarze Pech gegen Chelsea, den späteren Sieger dieses Wettbewerbs, antreten zu müssen. Und die Feststellung: Auch ein knappes Verpassen einer Gruppenphase ist ein Verpassen. Dieses Schicksal droht auch jetzt, denn nun treffen die Genfer auf Utrecht. Das Hinspiel steigt schon am Donnerstag in Genf. Häberli traute man nicht zu, das Team gegen die starken Holländer auf Vordermann zu bringen.
Scheitert man an Utrecht, gehts in die Conference-League-Playoffs. Was das bedeutet, davon kann nicht nur Servette ein Liedchen singen, sondern auch YB. Denn die Berner scheiterten auch schon. 2022 an Anderlecht. Der Servette-Gegner, das ist auch seit Montag klar, heisst entweder Panathinaikos Athen oder Schachtar Donezk. Bonne nuit ...
Er war der Mann von René Weiler
Wenn man es ganz genau anschaut, so war Häberli sogar schon vor dem ersten Anstoss in dieser Saison ein Coach auf Bewährung. Was vor allem daran lang, dass er der Mann von René Weiler war. Dem Sportchef, der sich schon im Januar mit dem Gedanken trug, Servette zu verlassen. Der Zürcher wird – Wink des Schicksals – wohl heute seinen Kontrakt bei MLS-Verein D.C. United in Washington finalisieren. Und ohne Weiler, dessen Protegé er war, würde es für Häberli in Genf nichts vertragen können.
Und auch die strengen Genfer Medien hatten sich schon vor der neuen Saison auf Häberli eingeschossen, den Bauernsohn aus Ballwil im Luzerner Hinterland. Das ist nicht die Vita, die man sich für einen Coach des mondänen Servette FC wünscht. Da half nicht mal, dass Häberli den Vizemeistertitel hinter dem letzte Saison unantastbaren FC Basel geholt hat. Ein zweiter Platz, den der Klub in seinem Communiqué als «wunderbar» taxierte. Dazu zeigte sich Häberli als stur und beratungsresistent.
Vertrauensbasis auf Hoffnung basierend
Als er mehrmals darauf hinwies, dass die Pilsen- und St.-Gallen-Eigenfehler nichts mit dem System zu tun hätten, war es bereits zu spät. Der Schaden irreparabel. Es hiess da nur noch: Das hat Häberli verbockt. Dies auch. Falsche Aufstellung. Auch mit dem mystischen Rotationsprinzip seiner beiden schlingernden Goalies Mall und Jérémy Frick. Vielsagend die Antwort von Bonneau in einem Vor-Saison-Interview auf die Frage, ob es ein Problem sein könne, dass Häberli Weilers Mann sei? «Ich hoffe nicht!» Wenn die Vertrauensbasis des Coaches bei seinen Bossen einzig auf Hoffnung basierte, dann war sie ganz dünn. Jetzt ist sie schon ganz früh eingestürzt.
Stellt sich jetzt die Frage: Wie weiter? Ein Comeback von Geiger, der den Klub 2019 nach Jahren des Challenge-League-Fegefeuers in die Elite zurückgeführt und dort etabliert hat, wäre natürlich die naheliegendste Lösung. Ad interim wird es sie aber nicht geben, denn die Geschicke des Teams liegen vorderhand in den Händen von Stürmertrainer Alexandre Alphonse und Assistent Bojan Dimic. Was ganz bestimmt ein Indiz gegen eine Rückkehr von Geiger an die Seitenlinie ist. Vielmehr wird der Job des Wallisers nun sein, den neuen Mann zu finden, der Servette mittelfristig wieder auf Kurs bringt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 5 | 6 | ||
2 | 2 | 4 | 6 | ||
3 | 2 | 2 | 6 | ||
4 | 2 | 2 | 4 | ||
5 | 2 | 1 | 4 | ||
6 | 2 | 0 | 3 | ||
7 | 2 | 0 | 3 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
10 | 2 | -2 | 0 | ||
11 | 2 | -5 | 0 | ||
12 | 2 | -5 | 0 |