Darum gehts
- YB-Trainer Giorgio Contini unter Druck nach 0:5-Niederlage gegen Lausanne
- Taktische Entscheidungen und Rotationen des Trainers werden hinterfragt
- YB liegt trotz allem nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Thun
Schon letzte Saison tat Lausanne dem Berner Bären gewaltig weh. Es war auch unter Trainer Giorgio Contini, als man fünf Runden vor Schluss im Waadtland 2:3 verlor und sogar das Minimalziel Europa plötzlich infrage gestellt war.
Der Trainer war damals absolut kein Thema. Nur die Spieler. Viele würden gehen müssen, so der Plan.
Contini war auch während des holprigen Starts in die neue Saison unantastbar. Als der Primärfokus auf der Umsetzung dieses Plans der radikalen Blutauffrischung lag. Das ist nun passiert. Seit Schliessung des Transferfensters steht das neue YB.
Die Schonfrist zur Beurteilung des Trainerjobs war damit auch vorbei. Und YB wurde immer besser. Beispiel 2:1-Sieg in Luzern. Nach diesem Spiel sagte FCL-Coach Mario Frick, das «beste YB in seiner Ära» gesehen zu haben. Jetzt kommen die so richtig ins Rollen. Dachte man.
Contini wird schon nach dem Cup-Out in Aarau erstmals angezählt
Doch was passiert? YB verliert im Cup in Aarau und schmeisst das erste erklärte Saisonziel «Cupsieg» fast schon leichtfertig weg. Und in der Woche darauf gibts zum Start in die Europa League eine heftige Heim-Klatsche gegen Panathinaikos Athen.
Bereits im Vorfeld dieses Spiels wurde andernorts die Frage gestellt, ob Contini der richtige Mann für YB mit seinen hohen Ansprüchen sei. Und präsentierte bereits einen Namen als möglichen Nachfolger.
Nicht grundlos. Denn in der YB-Führungsetage waren erste Zweifel am Coach aufgekommen. Doch dieser schafft den Turnaround, gewinnt ein dramatisches Derby gegen Thun nach 0:2-Rückstand und siegt souverän im Spiel der letzten Chance gegen den FCSB in Bukarest, an einem Ort, wo Siege keine Selbstläufer sind.
Das Erdbeben am Genfersee führt zu YB-Schockstarre – aber nur kurz
Und nun dieses Erdbeben am Genfersee! Eine Leistung, die man nicht für möglich gehalten hat. YB in seine Einzelteile zerlegt. 0:5.
Auf der Tribüne? Schockstarre bei den YB-Bossen um Ober-Sportchef Christoph Spycher. Wie weiter?
Diesmal gehts schnell. Kurz nach dem Spiel beantwortet Spycher die dringlichsten Fragen. Und stellt klar: «Wir wollen mit Giorgio da herauskommen.» Und weiter: «Wir trauen ihm zu, Konstanz hineinzubringen.» Zwei Sätze. Diskussion beendet, bevor sie richtig aufgeflammt ist.
Am 8. Oktober 2024, also ziemlich genau vor einem Jahr, war Patrick Rahmen entlassen worden. Zu diesem Zeitpunkt wird heuer nichts passieren. Denn das Ziel Meisterschaft lebt. YB liegt trotz allem nur zwei Punkte hinter Leader Thun. Vor einem Jahr war man Letzter. Der Meistertitel eigentlich schon futsch. Das ist der eine Grund, weshalb YB heuer keinen Handlungsbedarf sieht.
Der andere ist, dass Contini noch einen Vertrag bis Sommer 2027 hat. Und er ist gut dotiert! Eine Entlassung würde YB also teuer zu stehen kommen. Allerdings hat YB bereits unter Beweis gestellt, dass Geld nicht das Killerkriterium ist, wenn man die sportlichen Ziele gefährdet sieht. So hat man bei einigen nicht performenden Spieler grosse Verluste in Kauf genommen, nur um sie nicht mehr im Kader zu haben.
Der Coach bietet mittlerweile Angriffspunkte
Viel schlimmer wäre indes das Eingeständnis, sich bei der Trainerwahl vertan zu haben. Wie im Fall Rahmen.
Angriffspunkte würde Contini mittlerweile schon bieten:
- Die Taktik gegen Thun. Weite Bälle als Gegenmittel zum Pressing. Gegen einen Aufsteiger. Und das im eigenen Stadion. Das ist nicht YB-like.
- Die Neuner-Doppelspitze gegen Lausanne. Diese Taktik mag wie gegen Thun gut gehen, wenn man alles noch vorne wirft und der Gegner zurückgedrängt werden kann. Doch von Beginn weg bedeutet diese Taktik, dass im Mittelfeld einer fehlt. Das war in Lausanne fatal.
- Muss man in einem Spiel unmittelbar vor der Nati-Pause gross rotieren? Nein. Dennoch hat Contini die in Bukarest siegreiche Mannschaft auf vier Positionen verändert.
- YB verpennt die Startphase zum x-ten Mal. Dieses Mal sogar mit Ansage. Denn schon das Warm-up war ein Alarmzeichen. «Wir haben es beim Einlaufen schon ein bisschen gespürt», hat auch Captain Benito festgestellt. Und wenn man so in ein Spiel geht, verliert man die Mehrheit der Zweikämpfe.
Natürlich kann man das auf den Trainer projizieren, wenn ein Team zu Beginn nicht bereit ist. Das ist doch sein Job. Aber: Es ist auch jener der Führungsspieler. Von Benito, von Fassnacht. Von Raveloson und Gigovic. Diese haben auch versagt. Und wenn man derart viele Tore kriegt wie YB – nur Winterthur hat mehr Gegentore – muss auch die Frage gestellt werden, ob da die richtigen Transfers gemacht wurden.
Wie weiter?
Wie weiter? Mit Contini. Das ist klar. Er hat nun den klaren Auftrag, diese Schwankungen in den Griff zu kriegen. Aber er ist mehr denn je ein Trainer auf Bewährung. Mit einer langen Frist!
Was bedeutet: Ein nächster solch heftiger Rückschritt – es wäre der dritte, seit das Kader komplett ist – könnte der eine zu viel sein.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 8 | 4 | 16 | ||
2 | 8 | 7 | 15 | ||
3 | 8 | 6 | 15 | ||
4 | 8 | -1 | 14 | ||
5 | 8 | -2 | 13 | ||
6 | 8 | 3 | 12 | ||
7 | 8 | 1 | 12 | ||
8 | 8 | -3 | 10 | ||
9 | 8 | 2 | 9 | ||
10 | 8 | 1 | 8 | ||
11 | 8 | -3 | 8 | ||
12 | 8 | -15 | 2 |