Darum gehts
- Alessandro Vogt: U21-Nationalspieler mit beeindruckendem Debüt für die Schweiz
- Vom FC Aarau abgelehnt, nun erfolgreicher Stürmer beim FC St. Gallen
- Er erzielte fünf Tore in den ersten fünf Super-League-Spielen und zwei im Cup
Kurz nach dem 2:1-Sieg im Testkick gegen Albanien schaut Nati-Juwel Alessandro Vogt (20) mit suchendem Blick Richtung Haupttribüne, wo sich knapp 2000 Menschen tummeln. Als er seine winkende Mutter endlich erblickt, strahlt der Stürmer über beide Backen – und holt sich hinter dem Zaun die wohlverdienten Küsschen und Umarmungen ab. «Es ist der Wahnsinn. Wir können es selbst noch nicht fassen, was hier abgeht», sagt Mama Pina Vogt-Valentino. Und sie platzt fast vor Stolz.
Als Teenager wurde Vogt vom FC Aarau wegen technischer Mängel zurück zum FC Wohlen geschickt. Nun kehrt er als U21-Nationalspieler aufs Brügglifeld zurück. «Es war schön, hier in diesem Stadion zu spielen. Das Schweizerkreuz auf der Brust zu tragen, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Aber das alles hat nur geklappt, weil ich im Verein meine Leistung gebracht habe», sagt Vogt.
Und wie: fünf Tore in den ersten fünf Super-League-Spielen, dazu zwei Treffer im Cup. Als Lohn wurde der Youngster sogleich zum Spieler des Monats August in der Super League gewählt.
Und am Freitag erzielt Vogt in seinem allerersten Spiel für eine Schweizer Auswahl gleich den Führungstreffer gegen Estland. Darauf angesprochen, antwortet der Spieler: «Das war ein wichtiges Tor, es geht um die EM-Qualifikation. Gedanken gemacht habe ich mir dabei nicht viele. Nur, dass wir gleich weitermachen müssen.»
Vogt sagt nie zwei Worte, wenn auch nur eines reicht
Es ist eine Antwort, die zu Vogt passt. Auf dem Platz ist der 20-Jährige eine Ur-Gewalt, physisch präsent, mit Zug zum Tor, kaum zu bremsen. Daneben sagt er keine zwei Worte, wenn auch nur eines reicht. Zu schüchtern wirkt der junge Mann, der bis vor kurzem beim FC Wohlen in der 1. Liga kickte. Der in all den Jahren nie für eine Juniorenauswahl aufgeboten wurde. Der nebenbei noch eine normale KV-Lehre absolvierte. Der nie in seinem Leben Interviews gegeben, geschweige denn ein Medientraining absolviert hat.
Überraschend ist es deshalb nicht, dass der FC St. Gallen bislang alle Interviewanfragen für den 20-Jährigen abgelehnt hat. Und auch der SFV den jungen Stürmer in der Öffentlichkeit zu schützen versucht – und heikle Fragen abklemmt. Auf die Bemerkung, dass Vogt ja auch für Italien spielen könnte, grätscht der Medienverantwortliche sofort dazwischen. Auch U21-Nati-Coach Sascha Stauch will sich nicht zu diesem Thema äussern. Zu frisch scheint die Doppelbürger-Diskussion um Avdullahu, Kospo und Hajdari noch zu sein.
Fakt aber ist: Weil Pina Vogt-Valentino aus Kalabrien stammt, könnte Sohn Alessandro rein theoretisch auch für die Squadra Azzurra spielen. Ob Italiens Coach Gennaro Gattuso das weiss?