«Hatte die Schweiz jemals so einen Stürmer?»
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Espen-Juwel Vogt begeistert:«Hatte die Schweiz jemals so einen Stürmer?»

So tickt das Espen-Juwel
Vogt wurde nach einem Weltmeister benannt

Drei Spiele, drei Tore: FCSG-Juwel Alessandro Vogt (20) erobert die Super League im Sturm. Warum es beim FC Aarau nicht gereicht hat. Nach welchem Weltmeister er benannt ist. Und weshalb er bald für die Schweizer Nati aufgeboten werden wird.
Publiziert: 11:11 Uhr
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Aktualisiert: vor 57 Minuten
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Stefan KreisReporter Fussball

Die Eltern von Alessandro Vogt sitzen im Auto, am südlichsten Punkt von Apulien, als Blick die beiden am Telefon erreicht. «Wir sind auf der Rückreise in die Schweiz, damit wir zum Cup-Spiel gegen Walenstadt vor Ort sein können», sagt Papa Roland Vogt.

Seit über zehn Jahren besucht er praktisch jedes Spiel von Alessandro, lange Jahre hat er seinen Sohn als Assistenztrainer beim FC Wohlen hautnah begleitet. «Mit sieben Jahren hat er angefangen zu tschutten. Zuvor hat er keinen Ball angefasst, danach konnte er nicht mehr ohne», erzählt Roland mit einem Schmunzeln.

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Drei Spiele, drei Tore: Alessandro Vogt (r.)
Foto: Claudio Thoma/freshfocus

Er selbst hat ebenfalls bei Wohlen gespielt, noch auf dem altehrwürdigen Paul-Walser-Platz. Zusammen mit einem gewissen Ciriaco Sforza. Auch der kommt aus Wohlen – und kennt den kleinen Alessandro gut. «Ciri wollte meinen Sohn zum FC Schaffhausen holen», verrät Papa Roland. Alessandro entscheidet sich aber für den FCSG, weil er dort die besseren Perspektiven sieht.

Karriereplan scheint aufzugehen

Der Plan ist aufgegangen. Aus Vogt ist der Senkrechtstarter der Super League geworden. Drei Tore in den ersten drei Spielen, drei Skorerpunkte beim 5:0-Triumph gegen Winterthur. Note 6 für den erst 20-jährigen Vollblutstürmer, der als Teenager beim FC Aarau als ungenügend befunden wurde. Grund: technische Mängel. «Das hat mich sehr gewundert, dass er bei Aarau als zu schlecht befunden wurde», sagt Ryszard Komornicki.

Der gilt als Entdecker des Stürmers, gab ihm in der 1. Liga beim FC Wohlen eine Chance in der ersten Mannschaft. «Er war gleich im ersten Training präsent, hat seinen Körper eingesetzt, wollte zeigen, dass ihm bei Aarau Unrecht getan wurde. Er hat einen guten Abschluss und erzielte auch dann ein Tor, wenn er aus der Balance gefallen ist.»

Ein «Filigrantechniker» sei Vogt zwar nicht gewesen, so Komornicki. Das müsse er als Stürmer aber auch nicht sein. Papa Roland sagt: «Ich habe meinem Sohn immer gesagt: ‹Du musst nicht 1000 Mal jonglieren können, das brauchts alles nicht. In erster Linie musst du marschieren können, die Einstellung ist wichtig, der Charakter.›»

Von einem «harten Arbeiter» spricht auch Komornicki. Kein Wunder hat ihn FCSG-Captain Lukas Görtler mit einem Maurerlehrling verglichen. Tatsächlich aber hat Vogt das KV gemacht. Erst beim Kanton Aargau, dann nach seinem Wechsel zu St. Gallen bei einem Geschäft für Teppich- und Bodenbeläge. Eine Sportler-Lehre, die von der öffentlichen Hand finanziert wird, darf Vogt nicht absolvieren. Weil er nie für eine Schweizer U-Nationalmannschaft aufgeboten wurde.

Warum eigentlich nicht? Ein Profil wie Vogt könnte die Nati derzeit gut gebrauchen. Waschechte Mittelstürmer, wie es beispielsweise Alex Frei einer war, sind aktuell rar gesät. Nicht umsonst sagt der Rekordtorschütze: «Es macht Spass, ihm zuzuschauen. Er hat sehr interessante Anlagen. Ich bin froh, wieder mal einen Schweizer Stürmer zu haben, der das Tor trifft.»

Nati-Aufgebot nur Frage der Zeit

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Vogt sein erstes Aufgebot für die Schweizer U21-Nati bekommen wird. Coach Sascha Stauch ist vergangenen Samstag beim 5:0 gegen Winterthur vor Ort, sieht die Vogt-Gala mit eigenen Augen und kommt aus dem Schwärmen fast nicht mehr raus: «Das war ein sehr überzeugender Auftritt, zwei Tore, ein Assist, ein Pfostenschuss, in den Kopfballduellen drin. Stark.»

Auf die Frage, warum so ein Stürmer nie für eine Juniorenauswahl aufgeboten wurde, hat Stauch keine Antwort. «Es gibt verschiedene Wege, die nach ganz oben führen. Alessandro konnte beim FC Wohlen schon früh sein Debüt in der 1. Liga feiern.» Im November 2022 macht er zum ersten Mal auf sich aufmerksam, als er im Cup gegen Servette die Führung erzielt.

Davon, dass es als Belohnung gleich ein Nati-Aufgebot geben müsse, will Stauch aber nichts wissen. «Nur weil du gegen einen Super-Ligisten ein Tor schiesst, heisst das nicht, dass du gleich aufgeboten wirst. Eintagsfliegen soll und darf es in der Nati nicht geben.»

Es gehe immer darum, die Leistungen zu bestätigen. Und Vogt habe in seiner ersten Saison bei der U21 des FC St. Gallen noch Mühe gehabt, ehe er in der zweiten Saison mit 10 Toren auf sich aufmerksam machte. «Deshalb war er bei uns auf der Liste für die U20-Nati», sagt Stauch. «Was für ein Nati-Aufgebot zählt, ist immer die aktuelle Leistung.»

Dass Doppelbürger Vogt auch für die italienische Nationalmannschaft auflaufen könnte, ist Stauch bewusst, Mama Pina Vogt-Valentino ist Neapolitanerin. Und hat ihren Sohn schon früh mit dem Fussballvirus infiziert. «Ich bin ein grosser Juve-Fan, deshalb haben wir unseren Sohn nach Alessandro Del Piero benannt», verrät die Mama.

Und sie schickt ein Bild, das ihren Sohn im Juve-Dress zeigt. Mittlerweile trägt Alessandro Grün-Weiss und erobert die Super League im Sturm.

Brack Super League 25/26
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Meisterschaftsrunde
Abstiegsrunde
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