Darum gehts
- Schweizer Nationalmannschaft verliert erste zwei Spiele unter neuem Trainer Rafel Navarro
- Navarro stellt auf 4-3-3-Formation um, setzt auf Ballbesitz und neue Spielphilosophie
- Nati hatte nur sechs Trainingseinheiten unter neuem Trainerstaff vor den Spielen
So hat sich Rafel Navarro (39) seinen ersten Nati-Zusammenzug sicherlich nicht vorgestellt. Die Schweizerinnen verlieren die ersten zwei Spiele unter dem Spanier gegen Belgien (1:2) und Wales (2:3) und schliessen das EM-Jahr 2025 mit einer Enttäuschung ab. Nach dem ersten Camp unter Navarro fielen aber schon einige Änderungen im Vergleich zur Ära Sundhage auf.
Während die Nati unter Pia Sundhage jeweils mit einer Dreierkette auflief, hat Navarro umgestellt. Die ersten zwei Spiele stand die Schweiz in einer 4-3-3-Formation auf dem Feld. Die Idee von Navarro: Ballbesitz. Die Nati soll das Spiel bestimmen und den Ball am Fuss haben. Gegen Belgien war diese Idee gerade in der ersten Halbzeit ziemlich gut zu erkennen, die Schweiz hatte etwa 70 Prozent Ballbesitz. Gegen Wales taten sich die Schweizerinnen schwerer. Zudem war man in beiden Spielen offensiv zu wenig zwingend.
Dass ein neues System nicht sofort fruchtet, ist klar. Die Nati hatte unter dem neuen Trainerstaff gerade mal sechs Trainingseinheiten. «Wir haben wirklich alles verändert, die Systeme, die gesamte Spielphilosophie. Ich denke, das braucht Zeit», sagt Stürmerin Aurélie Csillag (22) gegenüber Blick.
Auch der Technische Direktor Johan Djourou (38) scheint trotz der negativen Resultate vom System überzeugt zu sein: «Es war ein Spiel mit einer anderen Identität als das, was wir bisher erlebt hatten. Ich finde, dass die Spielerinnen die Anweisungen und Ideen von Rafel Navarro schnell verinnerlicht haben», sagte er nach dem Belgien-Spiel im Interview mit Blick. Viel Zeit bleibt aber nicht mehr: Bereits beim nächsten Zusammenzug im März geht die WM-Quali los. Navarro: «Es wird klappen, aber wir haben viel Arbeit vor uns.»
In seinen ersten zwei Spielen sorgte die Defensive für Kopfschmerzen bei Navarro. Die Nati verteidigte in beiden Spielen teils fahrlässig. Gegen Wales behinderten sich beim ersten Gegentor Verteidigerin und Torhüterin, beim zweiten Treffer reichte ein langer Ball aus der gegnerischen Hälfte, und beim dritten Tor rollte eine walisische Hereingabe durch den kompletten Schweizer Strafraum. «Es ist viel zu einfach, ein Tor gegen uns zu schiessen», ärgerte sich Navarro.
In der Innenverteidigung ist die Schweiz nach wie vor sehr dünn besetzt. Gerade auch weil Julia Stierli (28) den Zusammenzug aufgrund einer Verletzung verpasste. Gegen Belgien und Wales spielte mit Noemi Ivelj (19) eine Spielerin, die lieber im Mittelfeld zum Zug kommt, wie sie selbst sagt. Doch weil sie auch bei Frankfurt auf dieser Position zum Einsatz kommt, muss sie sich daran wohl auch in der Nati gewöhnen. Und Viola Calligaris (29) machte in beiden Spielen nicht die beste Figur. Die Defensive muss eine Priorität für Navarro werden.
Kurz vor der EM degradierte Sundhage Elvira Herzog (25) von der Nummer 1 zum Ersatzgoalie. Livia Peng (23) durfte beim Heimturnier zwischen den Pfosten stehen – und zahlte es mit starken Leistungen zurück.
Unter Navarro scheinen die Karten jetzt neu gemischt zu werden. In seinem ersten Zusammenzug bekamen nämlich beide Torhüterinnen eine Chance. Doch die zuvor degradierte Herzog konnte diese Chance nicht nutzen. Sie sah bei zwei Gegentoren gegen Wales unglücklich aus und strahlte auch sonst nicht gerade viel Sicherheit aus. Nach Navarros ersten zwei Spielen dürfte also Peng bereits wieder im Vorteil sein.
Die wohl grösste Gewinnerin des ersten Navarro-Zusammenzugs ist Aurélie Csillag. Während sie unter Sundhage noch die Heim-EM verpasste, gehörte die Freiburg-Stürmerin zu den Lichtblicken des Nati-Trips nach Jerez. Gegen Belgien kam sie zur Pause rein und war sogleich eine der aktivsten Schweizerinnen. Dafür wurde sie gegen Wales mit einem Platz in der Startelf belohnt und erzielte sogleich ihr erstes Nati-Tor. So nutzt man seine Chance unter einem neuen Trainer.
