Darum gehts
- Frauen-Nati trainiert in Spanien mit neuem Trainer Rafel Navarro
- Navarro soll langfristige Strategie und neue Spielidentität entwickeln
- Testspiel gegen Belgien endete 1:2, nach nur vier Trainingseinheiten
Während in der Schweiz der Winter Einzug gehalten hat, verbringt die Frauen-Nati das letzte Camp des Jahres an der Sonne Andalusiens. In Jerez de la Frontera findet man erstmals mit dem neuen Trainer Rafel Navarro (39) zusammen und absolviert zwei Testspiele.
Das erste dieser Testspiele ging am Freitag gegen Belgien mit 1:2 verloren. Kein idealer Start für den Spanier, doch die Nati zeigte phasenweise gute Ansätze. Direktor Johan Djourou (38) hebt vor allem die neue Spielweise hervor: «Es war ein Spiel mit einer anderen Identität als das, was wir bisher erlebt hatten. Ich finde, dass die Spielerinnen die Anweisungen und Ideen von Rafel Navarro schnell verinnerlicht haben. Wir haben in so kurzer Zeit, nach nur vier Trainingseinheiten, sehr gute Dinge gesehen», so der Ex-Profi gegenüber Blick. Als Kritikpunkt hebt er die Effizienz der Schweizerinnen hervor.
Warum Navarro?
Die Wahl von Navarro überraschte. Denn der Spanier war zuvor noch nie Cheftrainer, spricht keine Landessprache und wusste nichts über den Schweizer Fussball. Djourou war bei der Trainersuche stark involviert und erklärt: «Die Leitlinie war, eine langfristige Vision zu haben. Man neigt dazu, immer auf die Namen zu schauen, die im Vordergrund stehen. Aber es gibt für alles einen Anfang. Irgendwann muss man jemandem eine Chance geben. Rafel Navarro erfüllte viele Kriterien in Bezug auf sein Alter und in Bezug auf seine Philosophie.»
Und was wünscht sich der Verband jetzt vom neuen Chef? «Mit Rafel wollen wir eine langfristige Strategie entwickeln. Wir wollen die Spielerinnen weiterentwickeln und spielerisch einen Schritt nach vorne machen. Das hat Rafel in der Vergangenheit bereits getan», erklärt Djourou.
Man wolle deshalb aber nicht wie Navarros Ex-Klub Barcelona spielen. «Wir wissen, dass die Schweiz nicht von einem Tag auf den anderen so spielen wird wie der FC Barcelona. Die Schweiz ist die Schweiz und wird die Schweiz bleiben. Aber das Ziel ist es eben, eine Identität und einen Spielstil für unsere Kultur zu finden.»
Die Trennung von Sundhage
Für Diskussionen sorgte die Trennung von Pia Sundhage (65). Der Vertrag der Schwedin wurde trotz einer starken EM nicht verlängert und die Kommunikation, sowie das Timing des Verbandes wurde scharf kritisiert.
Djourou erklärt: «Man muss die Dinge im Kontext betrachten. Es gab eine emotionale Euphorie bei der EM, es war ein grosses und schönes Fest. Und dafür werden wir Pia für immer dankbar sein.»
Doch: «Nach der EM kam die Zeit der Analyse. Und da muss man langfristig denken und nicht nur kurzfristig, wie es bei der EM der Fall war. Man muss auch die Nations League bedenken, mit dem Abstieg, der uns heute in eine Position bringt, in der es schwieriger sein wird, die WM zu erreichen. Und selbst an der EM, wenn man sie kühl analysiert, haben wir zwar die Gruppe überstanden, aber nur ein Spiel gewonnen. Und mit etwas Abstand war es für uns eine logische Entscheidung, Pia keine Vertragsverlängerung anzubieten.» Doch auch Djourou weiss: «Über den Zeitpunkt kann man diskutieren.»
