Darum gehts
- Neuer Trainer Rafel Navarro bringt frischen Wind ins Nati-Trainingscamp
- Lia Wälti wechselte nach sieben Jahren bei Arsenal zu Juventus Turin
- In Italien haben Frauenfussballspiele meist nur 1000 bis 2000 Zuschauer
Das Wetter in Jerez de la Frontera ist gut, die Stimmung ebenfalls. Dies zumindest vermelden die Protagonistinnen aus dem Trainingscamp der Nati in Andalusien. Unter dem neuen Trainer Rafel Navarro (39) herrscht ein frischer Wind.
«Die ersten Eindrücke sind sehr positiv. Wir machen viele Spielformen, viel Ballhalten auf engem Raum, wobei er sehr viel Wert auf Details legt und dabei teilweise auch sehr kleinlich ist», so Captain Lia Wälti (32), die mit einer leichten Muskelverletzung ins Camp eingerückt ist. «Wir haben bereits sehr viel lernen können. Viele haben Freude daran.»
Der Frage, ob der Spass zuletzt im Training unter Pia Sundhage (65) verloren gegangen sei, weicht Wälti aus: «Jeder Trainer, jede Trainerin hat ihre eigene Philosophie.» Dass die Mehrheit des Teams sich keine Fortführung der Zusammenarbeit mit Sundhage gewünscht hat, ist ein offenes Geheimnis.
Die Möglichkeit, sich würdig vom Team zu verabschieden, blieb der Schwedin verwehrt, da der SFV erst kurz nach dem letzten Zusammenzug die Trennung von Sundhage bekannt gegeben hatte. «Einen richtigen Abschied gibt es selten im Fussball, weil es oft sehr schnell geht», sagt Wälti. Viele Spielerinnen hätten sich aber bei Sundhage gemeldet und sich bei ihr bedankt. «Wir haben zusammen einen historischen Sommer erlebt. Auch dank ihr haben wir eine sehr schöne Zeit gehabt», so die Mittelfeldspielerin.
Neuanfang in Turin
Auch auf Klubebene hat Wälti eine grosse Veränderung hinter sich. Im Sommer verliess sie nach sieben Jahren in London den Champions-League-Sieger Arsenal in Richtung Italien. «Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass der Moment gekommen ist, um einen Wechsel anzustreben», so Wälti. Der EM-Sommer habe ihr gezeigt, dass sie noch immer sehr gerne Fussball spiele und dabei auch gerne viel Einfluss auf ein Team habe. «Bei Juve hat das Gesamtpaket für mich gestimmt.»
In Italien hat sie sich nach turbulenten Wochen, in der es viele organisatorische Dinge zu erledigen gab, gut eingelebt. «Das Wetter ist gut, das Essen ebenfalls.» Dass der Wechsel ein sportlicher Abstieg sein würde, war sich Wälti bewusst. Der Stellenwert des Frauenfussballs in Italien ist nicht so hoch wie jener in England. «Bei Arsenal hatten wir die höchsten Standards.»
Der grösste Unterschied sind laut Wälti aber die Fans. «In Italien hat es nur bei wenigen Spielen mehr als 1000 bis 2000 Zuschauende.» Die Emmentalerin hofft, dass dank des Erfolges des italienischen Nationalteams an der EM (Halbfinal-Qualifikation) die Liga in den nächsten Jahren einen ähnlichen Boost erlebt wie England nach der Heim-EM 2022.
