So wild war das Ost-Derby
St. Galler Fans beleidigen eigenen Nachwuchs-Goalie

Die Atmosphäre in Wil ist elektrisierend. Der Schiedsrichter droht einmal mit Spielabbruch. Vor dem Stadion bleibt es ruhig.
Publiziert: 11:02 Uhr
|
Aktualisiert: 11:56 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/8
Ganz schön viel Rauch: Die St. Galler Fankurve nebelt den Wiler Goalie Gentrit Muslija ein.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Ausverkauftes Derby zwischen FC Wil und FC St. Gallen im Cup
  • Friedliches Fussballfest trotz einiger Provokationen und Beleidigungen von Fans
  • 6048 Zuschauer erlebten elektrisierende Atmosphäre im Wiler Stadion
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Florian_Raz_Fussball-Reporter_Ringier_1-Bearbeitet.jpg
Florian RazReporter Fussball

Ja, es ist ein richtiges, kleines, feuriges Derby an diesem Samstagabend. Mit einem erstmals seit dem Neubau im Jahr 2013 ausverkauften Wiler Stadion. Mit 6048 Menschen, die eine elektrisierende Atmosphäre schaffen und dafür mit einem tollen Cup-Fight zwischen dem vermeintlich kleinen FC Wil und dem grossen FC St. Gallen belohnt werden.

Der Grossteil von ihnen erlebt das, was Wils Präsident Maurice Weber nach Schlusspfiff «ein friedliches Fussballfest» nennt. Die Fanlager singen unablässig. Bei jedem Duell, bei jeder Annäherung an einen der beiden Strafräume schwillt der Lärmpegel an.

Ein paar wollen richtig böse Buben sein

Noch vor der Verlängerung schildert eine Frau dem lokalen TV auf der Haupttribüne begeistert – und ziemlich laut: Fussball habe ihr bislang gar nichts gesagt. Aber das hier, das sei von der Atmosphäre und Spannung her fantastisch.

Doch es gibt in den Kurven auch welche, denen Atmosphäre im Stadion und Spannung auf dem Rasen nicht reicht. Solche, die richtig böse Buben sein wollen und aus Wil gegen St. Gallen ein explosives Duell à la «Superclásico» zwischen Boca Juniors und River Plate in Buenos Aires zu basteln versuchen.

Da werden dann einem Vater und seinem kleinen Sohn Prügel angedroht, weil die trotz grünweissem Trikot von der Security zur Toilette direkt in der Wiler Kurve geschickt worden sind. Die St. Galler Kurve klaut vor dem Spiel den Wilern Fahnen und präsentiert sie dann hämisch. Man stichelt und beleidigt sich gegenseitig via Spruchbänder.

Einmal droht Schiedsrichter Luca Cibelli tatsächlich mit einem Spielabbruch, weil aus der Heimkurve so viele Gegenstände aufs Spielfeld geworfen werden. Auch auf der anderen Seite fliegen bei Eckbällen für den FC Wil Becher.

Der Wiler Goalie ist Spieler des FC St. Gallen

Den Vogel schiessen jene Fans des FC St. Gallen ab, die kurz Beginn der Verlängerung im Chor den Goalie des Heimteams samt seiner Mutter beleidigen. Gentrit Muslija (19) ist als Zwölfjähriger vom FC Fortuna St. Gallen zum FCSG gewechselt. In Wil spielt er nur leihweise – sein Vertrag mit Grünweiss läuft noch bis 2028.

Allen Provokationen zum Trotz: Obwohl das Spiel hoch emotional erst im Elfmeterschiessen entschieden wird, bleibt es im Stadion und in der Stadt ruhig. Die Polizei hat vor der Partie ein erhöhtes Sicherheitsrisiko ausgemacht und trennt die beiden Fanlager ausserhalb der Arena mit einigem personellem Aufwand – und doch angenehm zurückhaltend. Bis zum Erscheinen dieses Texts sind keine Gewalttaten bekannt.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
In diesem Artikel erwähnt
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen
        In diesem Artikel erwähnt