In Ostschweizer Cup-Derby
Penalty-Drama für Wil: St. Gallen zittert sich in Achtelfinal

Was für ein Drama in Wil. Der Challenge-League-Klub schafft es dank eines grossen Kampfes ins Penaltyschiessen – und dann versagen die Nerven. FCSG-Ersatzgoalie Watkowiak wird zum Helden.
Publiziert: 20.09.2025 um 22:32 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2025 um 23:11 Uhr
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Am Ende jubelt der Super-Ligist doch noch – allen voran Torhüter Watkowiak, der im Elfmeterschiessen zum Helden wird.
Foto: keystone-sda.ch
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Florian RazReporter Fussball

Und dann ist sie plötzlich da. Die Chance zur Sensation. Die 111. Minute läuft, als ein Ball von rechts in den Strafraum des FC St. Gallen fliegt. Vier Meter vor dem Tor kommt Luan Abazi an den Ball. Er könnte den FC Wil in den Cup-Achtelfinal schiessen. Und den FC St. Gallen ins Jammertal.

Aber Abazi versagen die Nerven. Und so geht dieses Derby in seinen letzten Akt: Das Elfmeterschiessen. Und dort wird die Nummer 2 im Tor des FC St. Gallen zum Helden. Lukas Watkowiak hält gegen David Jacovic und Edis Bytyqi. Mahamadou Diarra trifft nur die Latte.

Um 21:54 Uhr brechen ganz viele Wiler Herzen. Behar Neziri verwandelt den letzten und entscheidenden Elfmeter. Der FC St. Gallen verhindert damit gerade noch so die nächste Blamage im Cup. Letzte Saison war das Team von Trainer Enrico Massen in Bellinzona gescheitert – ebenfalls an einem Team, das eine Liga tiefer spielt.

Stadion erstmals ausverkauft

Die Wiler dagegen verpassen es, ihren Legenden eine weitere hinzuzufügen. Vor dem Spiel hat Trainer Marco Hämmerli (40) seinen Spielern vor dem Spiel ein paar Bilder jenes legendären Spiels von 2002 gezeigt. Von jenem 3. November, als die Wiler den FC St. Gallen in der Super League mit einem 11:3 demütigten.

Hämmerli hat das Video nicht gezeigt, weil er dachte, er müsse seine Wiler besonders motivieren. Dafür reichte alleine das Los St. Gallen. Der Wiler Trainer wollte seinem Team zeigen, was atmosphärisch auf sie zukommt an diesem Samstag. Schliesslich spielt der FC Wil in der Challenge League im Schnitt vor rund 1100 Fans. Im Derby aber ist das Stadion zum ersten Mal seit seiner Eröffnung 2013 ausverkauft. 6048 Menschen sind da.

Und sie sehen einen wahren Cup-Fight. Erst in der Nachspielzeit fällt das erste Tor. Nach 28 Sekunden trifft Shkelqim Vladi zum 1:0 für den FC St. Gallen. Es scheint die Entscheidung zu sein in diesem ungleichen Duell.

Aber die Wiler schaffen, was kaum mehr möglich scheint. Obwohl sie auf dem Zahnfleisch gehen, kommen sie noch einmal zurück. Nach einem Eckball steht Julind Selmonaj völlig frei – und trifft in der 102. Minute per Kopf zum 1:1.

Wil braucht auch etwas Glück

Dabei sind die Rollen vor Anpfiff klar verteilt. Der FC St. Gallen, das ist der Leader der Super League. Der FC Wil dagegen ist der Zweitletzte der Challenge League, der die letzten vier Spiele in der Liga mit einer Tordifferenz von 3:12 verloren hat. Eine klare Sache also. Eine klare Sache? Mitnichten!
Ja, die Wiler brauchen manchmal etwas Glück. In der 35. Minute sieht Schiedsrichter Luca Cibelli nicht, dass Selmonaj Gegenspieler Hugo Vandermersch exakt auf der Linie des Wiler Strafraums auf den Fuss steht. Statt Penalty gibt er bloss Freistoss. Und da ist kein Videoschiedsrichter, der korrigierend einschreiten könnte.

In der 58. Minute titscht Christian Witzigs Weitschuss vom Pfosten zurück ins Feld. Und kurz vor Ende der zweiten Halbzeit trifft Shkelqim Vladi dann noch einmal die exakt gleiche Stelle der Torumrandung.
Aber das Heimteam verdient sich diese kleinen Glücksmomente mit einem beherzten Auftritt. Was die St. Galler ihren Gegenspielern individuell voraus haben, machen die Wiler mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung wieder wett. 

Aber sie werden am Ende nicht belohnt für ihren grossen Kampf.

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