Darum gehts
- Trump bei WM-Auslosung anwesend, könnte Fifa-Friedenspreis erhalten
- Trumps Sportengagement als politische Strategie, beeinflusst Entscheidungen
- Einreisebeschränkungen in die USA betreffen auch WM-Teilnehmer
Wenn am kommenden Freitag um 18 Uhr MEZ in der US-Hauptstadt Washington die Gruppen-Auslosung der Fussball-WM 2026 stattfindet, wird auch US-Präsident Donald Trump (79) anwesend sein. Dies bestätigt das Weisse Haus am Montag.
Damit nutzt der US-Präsident die Bühne, welche der grösste Fussball-Event der Welt bietet. Fans sollten sich besser an den Anblick gewöhnen. Es dürfte ein Vorgeschmack auf die Endrunde im kommenden Sommer sein.
Vielleicht setzt es schon diese Woche bei dem Fifa-Event auch noch eine Auszeichnung für Trump ab. Dann nämlich will der Weltverband seinen neu geschaffenen Friedenspreis vergeben. Nach dem verpassten Friedensnobelpreis gilt Trump als Favorit auf den Titel, zumal sein Verhältnis zu Fifa-Präsident Gianni Infantino (55) durchaus als eng bezeichnet werden kann. Der Walliser war in Trumps zweiter Amtszeit schon mehrfach zu Gast im Weissen Haus.
Ein Staatsoberhaupt als Gewinner eines von einem Sportverband vergebenen Preises? Es wäre nur ein weiteres Indiz dafür, wie sich Sport und Politik in der Ära Trump miteinander vermischen – und wie der US-Präsident selbst Entscheidungen der Sportwelt zu beeinflussen versucht. Ein Überblick.
Bereits lange vor seiner Zeit im Weissen Haus tat sich Donald Trump als Strippenzieher und Investor in der Sportwelt hervor. 1983 kam etwa das Football-Team New Jersey Generals in seinen Besitz (bereits zwei Jahre später folgte dann die Auflösung) und mit der Tour de Trump trug ein Radrennen zwei Jahre lang seinen Namen. Auch als Zuschauer war er in jener Phase regelmässig an Sportanlässen zu sehen.
Dies hat sich in seiner Präsidentschaft nicht geändert: Alleine in diesem Jahr besuchte er unter anderem den Super Bowl, den Final der Klub-WM der Fussballer, das Golfturnier Ryder Cup und die US Open – jeweils sehr öffentlichkeitswirksam. Nach der Einschätzung von US-Medien verbirgt sich dahinter eine politische Strategie: Die Auftritte bringen dem US-Präsidenten jeweils viel Aufmerksamkeit ein und erlauben es ihm, ungefiltert mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten.
In der Sportwelt stösst Trumps Engagement nicht immer auf Gegenliebe: In seiner ersten Amtszeit protestierten zahlreiche NFL-Spieler auch gegen Aussagen und die Politik des US-Präsidenten, indem sie beim Abspielen der US-Hymne niederknieten. Es war eine Fortsetzung der 2016 initiierten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Trump reagierte scharf darauf: «Bei der Nationalhymne musst du stolz geradestehen. Wenn nicht, solltest du nicht spielen, nicht dort sein, vielleicht solltest du gar nicht im Land sein.» Die politische Botschaft ist klar: Für Trump soll der Sport als Bühne für Stärke und Patriotismus dienen – und nicht als Ort von auch gegen ihn gerichteten Protesten.
Football ist Trumpf in den USA. Darum äussert sich Trump immer wieder zu NFL-Themen und erreicht damit entsprechend Millionen. Ein prominenter Zank-Punkt ist dabei das Team Washington Commanders. Trump stört sich etwa an der 2022 erfolgten Umbenennung der Franchise von den politisch umstrittenen «Redskins» zum aktuellen Beinamen. Um diese rückgängig zu machen, droht der US-Präsident unverhohlen: «Ich werde für sie dann keinen Deal zum Bau eines Stadions in Washington machen.» Erst durch einen Beschluss von Trump-Vorgänger Joe Biden ist der Boden, auf dem das Commanders-Stadion künftig stehen sollte, an die Stadt übertragen und damit für den Stadionbau zugänglich gemacht worden.
Grund genug für Trump, den Stadionnamen nun für sich zu beanspruchen: Der US-Präsident will die neue Arena nach sich selbst benennen. «Das wäre ein schöner Name, war es doch Präsident Trump, welcher den Wiederaufbau des neuen Stadions möglich gemacht hat», schreibt Karoline Leavitt (28), Pressesprecherin des Weissen Hauses, auf Anfrage des US-Fernsehsenders ESPN.
Es war eines von Trumps Wahlversprechen: Mit einer Verordnung würde er Transfrauen die Teilnahme an Frauensport-Events in den USA untersagen. Im Februar 2025 unterschreibt er eine entsprechende Bestimmung und verweist dabei auf die sportliche Fairness. Während Kritiker den Ausschluss als gewichtigen Teil von Trumps Anti-LGBTQ-Feldzug sehen, macht das Beispiel auch bei den grossen Sportverbänden Schule. So verhängt der mächtige englische Fussballverband FA im Frühling eine ähnliche Regel. Und auch das Internationale Olympische Komitee plant, analog zu Trump Transfrauen die Teilnahme in Frauenkategorien in Zukunft zu untersagen.
Fast 80 Spiele der Fussball-WM 2026 finden in den USA statt – ein globales Prestigeprojekt, auch für den Präsidenten. Bei der Vergabe 2018 sass Trump zum ersten Mal im Weissen Haus und hatte offenbar auch seine Finger im Spiel: Wie das US-Sportportal «The Athletic» schreibt, soll Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner (44) beim Bewerbungsprozess eine wichtige Rolle als Vermittler und Ansprechpartner, auch für die Fifa und die nationalen Fussballverbände, gespielt haben.
Seine Absicht: mit der erfolgreichen Bewerbung das Verhandlungsgeschick der Trump-Regierung demonstrieren. Gleichzeitig bietet die WM Trump die Möglichkeit, die USA trotz seiner protektionistischen Politik gegen aussen als gastgeberfreundlich und weltoffen darzustellen – entgegen seinen mit harten Bandagen und hohen Zöllen geführten Handelsstreitigkeiten mit zahlreichen Staaten, auch mit den Co-Ausrichtern Mexiko und Kanada. Und auch entgegen der teils strikten US-Einreisebestimmungen: Im Sommer hat Trump unter anderem die WM-Teilnehmer Haiti und Iran mit einem vollständigen Einreiseverbot belegt. Fans aus diesen Ländern werden 2026 somit kaum vor Ort sein. Auch für gewisse Funktionäre dürfte es schwierig werden: Für die Auslosung am Freitag hat etwa Mehdi Taj (65), Präsident des iranischen Fussballverbands, kein Visum erhalten, weshalb der Iran den Anlass nun gänzlich boykottiert.
Auch innenpolitisch versucht Trump, die WM zu instrumentalisieren. So droht er den ausrichtenden Grossstädten aufgrund ihrer angeblich ausufernden Kriminalität mit dem Entzug von WM-Spielen und rückt die Fussball-WM so mitten in seinen Machtkampf mit demokratisch regierten Metropolen wie Boston und Los Angeles, bei dem er auch vom Einsatz der Nationalgarde nicht zurückschreckt.