So tickt Nobody Piceci
Vom Hockey-Amateur zum SCB-Sportchef

Diego Piceci ist sein Name. Doch wie tickt der neue SCB-Sportchef? Der 38-Jährige nimmt kein Blatt vor den Mund, ist kommunikativ, transparent – und nicht so leicht zu erschüttern.
Publiziert: 00:03 Uhr
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SCB-Sportdirektor Martin Plüss hat seinen neuen Sportchef gefunden.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Diego Piceci wird neuer SCB-Sportchef. Er tritt am Montag seinen Job an
  • Piceci gründete 2019 die Spieler-Vermittlung Onside Sports Agency
  • Der 38-Jährige steht bei Bern vor einer grossen Aufgabe
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Diego Piceci. So lautet der Name des neuen SCB-Sportchefs, wie das grösste Schweizer Hockey-Unternehmen am Dienstag vermeldet. Noch bevor der 38-Jährige seinen Job am Montag antreten wird, sind bestimmt viele Meinungen gemacht und Bezeichnungen für ihn gefunden. Das weiss auch Piceci selbst. «Ich bin mir bewusst, dass ich mich zuerst beweisen und mir Respekt verschaffen muss», sagt der neue Berner Leiter National League. «Der SCB ist eine andere Schuhnummer.»

Doch wer ist Piceci, der für einen Grossteil der Hockey-Schweiz (noch) ein Unbekannter ist? Aus Rapperswil-Jona SG stammend, hat er die 2019 von ihm gegründete Spieler-Vermittlung Onside Sports Agency aufgebaut und geführt. Und parallel dazu im elterlichen Architekturbüro als Mitglied der Geschäftsleitung gearbeitet. Beides gibt er nun für seine neue Stelle auf. Der diplomierte Marketing-Fachmann hat einst die Detailhandelslehre im Sportbereich abgeschlossen und danach direkt administrative Aufgaben im Architekturbüro übernommen.

Reichte nicht für die National League

Piceci arbeitet und bildet sich weiter, während viele Teamkollegen aus dem Lakers-Nachwuchs den Sprung in die National League schaffen. Es wäre auch sein Traum gewesen, «doch schon als Junior war ich oft verletzt, und es reichte einfach nicht», sagt der einstige Verteidiger. Er bleibt dem Hockey eng verbunden – und sieht es schon früh aus einer anderen Perspektive.

Piceci schaut sich unzählige Spiele seiner Freunde an und denkt über Team-Konstellationen nach. Beim EHC Wetzikon (damals 1. Liga, inzwischen MyHockey League) hilft er im Marketingbereich aus und stellt gleichzeitig eine zweite Mannschaft auf die Beine für junge Spieler, die den Sprung ins Fanionteam nicht schaffen. Ins Sportchef-Amt rutscht er als Vorstandsmitglied interimsmässig nach einem Abgang – er bleibt es von 2019 bis 2024.

Bern wieder erfolgreich machen

Bedenken, dass er der Aufgabe beim SCB, der sich im Umbruch befindet – 13 Verträge laufen nach den neusten Verlängerungen mit Joel Vermin, Romain Loeffel, Benjamin Baumgartner und Fabian Ritzmann noch aus –, nicht gewachsen ist, wischt er weg. Vorurteile gebe es sowieso. Muss das Anforderungsprofil eines Sportchefs eine erfolgreiche NL-Karriere beinhalten? Oder grosse Namen im Spieler-Portfolio als Agent? Piceci stellt die Gegenfrage: «Ist es einfacher, gemachte Stars zu vermitteln oder jüngere Spieler mit Zukunftspotenzial?»

Amtsdauer der NL-Sportchefs
  • Biel: Martin Steinegger (53), seit 2012
  • Zug: Reto Kläy (46), seit 2014
  • ZSC: Sven Leuenberger (55), seit 2017
  • Ambri: Paolo Duca (44), seit 2017
  • Servette: Marc Gautschi (42), seit 2020
  • Davos: Jan Alston (56), seit 2021
  • Ajoie: Julien Vauclair (45), seit Januar 2022
  • Lausanne: John Fust (53), seit 2022
  • SCL Tigers: Pascal Müller (46), seit 2022
  • Fribourg: Gerd Zenhäusern (53), seit März 2024
  • Kloten: Ricardo Schödler (36), seit 2024
  • Lugano: Janick Steinmann (38), seit März 2025
  • SCRJ Lakers: Claudio Cadonau (37), seit Mai 2025
  • Bern: Diego Piceci (38), ab 21. Juli 2025
Dienstältester: Seit 2012 ist Martin Steinegger Sportchef beim EHC Biel.
Pius Koller
  • Biel: Martin Steinegger (53), seit 2012
  • Zug: Reto Kläy (46), seit 2014
  • ZSC: Sven Leuenberger (55), seit 2017
  • Ambri: Paolo Duca (44), seit 2017
  • Servette: Marc Gautschi (42), seit 2020
  • Davos: Jan Alston (56), seit 2021
  • Ajoie: Julien Vauclair (45), seit Januar 2022
  • Lausanne: John Fust (53), seit 2022
  • SCL Tigers: Pascal Müller (46), seit 2022
  • Fribourg: Gerd Zenhäusern (53), seit März 2024
  • Kloten: Ricardo Schödler (36), seit 2024
  • Lugano: Janick Steinmann (38), seit März 2025
  • SCRJ Lakers: Claudio Cadonau (37), seit Mai 2025
  • Bern: Diego Piceci (38), ab 21. Juli 2025

Piceci nimmt kein Blatt vor den Mund, ist kommunikativ und bevorzugt Transparenz. Er hat seine Linie und ist selbstbewusst genug, sie durchzuziehen. «Mit der Bereitschaft, mich anzupassen. Da fällt mir kein Zacken aus der Krone. Es braucht auch Fingerspitzengefühl.» Im Gegenwind kann er bestehen, ist nicht so leicht zu erschüttern. Mit dem Gedanken, dass der SCB in den letzten fünf Jahren drei Sportchefs verbraten hat, hält er sich nicht auf. «Ich freue mich auf die Herausforderung und möchte die Zukunft anpacken.» Wichtig sei doch nur, dass Bern wieder Erfolg habe.

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