Kurioser Grund steckt dahinter
Schweizer Eishockey-Frauen haben akuten Mangel im Sturm

Nati-Trainer Colin Muller bietet Stürmerinnen auf, die eigentlich gelernte Verteidigerinnen wären. Der Grund liegt im Junioren-Bereich und hat weitreichende Konsequenzen fürs Spiel.
Publiziert: 04.11.2025 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2025 um 07:02 Uhr
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Nati-Trainer Colin Muller ist dazu gezwungen, gelernte Verteidigerinnen als Stürmerinnen aufzubieten.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer Eishockey-Frauen: Verteidigerinnen als Stürmerinnen im Nationalteam aufgeboten
  • Mädchen in Juniorenteams oft nur in Abwehr eingesetzt, beeinträchtigt Entwicklung
  • Nur wenige der heutigen Nati-Stürmerinnen spielten bei Junioren offensiv
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Fürs zweite Turnier der Women’s Euro Hockey Tour in Ängelholm (Sd) hat Trainer Colin Muller zwei A-Nati-Debütantinnen aufgeboten. Eine von ihnen ist Ilana Leibundgut. Die 18-Jährige ist Verteidigerin beim SC Bern – und fürs Turnier nun als Stürmerin aufgeboten. Gleiches hätte für ihre Berner Teamkollegin Alena Rossel (19) gegolten, sie fällt nun aber verletzt aus. Wie es kommt, dass der Nati-Coach Spielerinnen für die falsche Position ins Team holt?

Die Antwort ist im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Schweizer Frauen-Hockeys besorgniserregend: Es gibt zu viele gelernte Verteidigerinnen, weil die Mädchen bei den Junioren – also in den Buben-Teams – nicht in der Offensive ran dürfen. Zum Verständnis: Bis etwa zur U13-Stufe wird von den Kids noch ohne konkrete Position Hockey gespielt, danach schon.

Es nagt am Selbstvertrauen der Mädchen

Dann werden die Mädchen häufig in der Abwehr eingesetzt, «weil sie dort weniger Verantwortung übernehmen sollen», so Muller, «dadurch erhalten sie aber oft nicht die Möglichkeit, alle Facetten des Spiels zu erlernen.» Zu oft werden die Mädchen angehalten, den Puck einfach aus der Zone zu schiessen, was ihre spielerische Entwicklung bremsen kann. Das nage auch an deren Selbstvertrauen.

Mullers Bestreben ist es, Spielerinnen dort einzusetzen, wo sie am besten zur Geltung kommen. Leibundgut attestiert er gute läuferische Fähigkeiten und mit ihren 1,73 m auch die Grösse, um sich durchsetzen zu können. Für den SCB hat die Teenagerin bereits zwei Tore als Stürmerin geschossen. Denn dies ist die nächste Konsequenz: Das Nati-Aufgebot sowie viele Verletzungen haben im Klub dazu geführt, dass SCB-Trainer Michel Zwahlen Leibundgut auch als Stürmerin aufs Eis geschickt hat. «In den vorherigen Frauen-Teams spielte Ilana ab und zu auch auf beiden Positionen», so Zwahlen, «dass sie jetzt aber sogleich ein Nati-Aufgebot als Stürmerin bekommen hat, ist natürlich super für sie.»

Als längerfristiges Ziel auch Stürmerinnen ausbilden

Auch die Bernerin ist begeistert und voller Vorfreude. Sie selbst sieht sich als Allrounderin, «ich hatte auch als Verteidigerin schon immer den Drang nach vorne. Ich kreiere gerne etwas im Spiel nach vorne, bin eine Passgeberin mit Torriecher». Ihre erste A-Nati-Nomination gleich als Stürmerin habe sie dennoch etwas überrascht. Auch Leibundgut bestätigt, dass sie als Juniorin hauptsächlich als Verteidigerin gespielt hat.

Nur wenige der heutigen Nati-Stürmerinnen sind bei den Jungs in der Offensive eingesetzt worden. Jene, die es regelmässig sind, zählen zu den besten Angreiferinnen des Landes: Alina Müller (Boston), Lara Stalder (Zug), Sinja Leemann und Kaleigh Quennec (beide Bern), oder Rahel Enzler und Alina Marti (beide Zug). «Die meisten Klubs in der Women’s League haben das gleiche Problem», sagt SCB-Headcoach Zwahlen, «die Verteidigung ist gut besetzt, im Sturm sorgen die Ausländerinnen für die Musik. Das längerfristige Ziel im Frauen-Hockey muss sein, Stürmerinnen auszubilden und zu formen.» Das fordert auch Nati-Trainer Muller, damit die Schweiz international nicht abgehängt wird.

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