Darum gehts
- Frau in Neuhausen am Rheinfall getötet, Ex-Partner unter Tatverdacht
- Opfer Maria P. (47) war kürzlich ausgezogen, Motiv bleibt unklar
- 23 mutmassliche Femizide in der Schweiz in diesem Jahr
Muss die Schweiz schon wieder einen Femizid betrauern? Den 23. in diesem Jahr? Vieles deutet darauf hin, dass am Dienstagnachmittag erneut eine Frau von ihrem mutmasslichen Expartner getötet wurde.
Kurz vor 15 Uhr geht bei der Einsatzzentrale der Schaffhauser Polizei eine Meldung ein, aufgrund derer die Rettungskräfte unverzüglich in eine Wohnung in Neuhausen am Rheinfall SH ausrücken. Vor Ort treffen die Einsatzkräfte auf eine schwer verletzte Frau, die noch am Tatort verstirbt. Blick-Recherchen zeigen nun: Beim Opfer handelt es sich um die Bulgarin Maria P.* (†47).
In der Wohnung treffen die Beamten auch auf Ivica T.* (51). Er ist der Besitzer der Wohnung und ebenfalls schwer verletzt. Am Mittwoch dann wird klar: T. wird verdächtigt, seine Ex-Partnerin getötet zu haben. «Ich kann bestätigen, dass es sich beim schwer verletzten Mann um den Tatverdächtigen handelt», sagt Peter Sticher, erster Staatsanwalt des Kantons Schaffhausen, gegenüber Blick. «Gegen den Mann läuft ein Verfahren wegen eines Tötungsdelikts.»
Wie kam Maria P. ums Leben?
Was genau sich am Dienstag in dem Mehrfamilienhaus abgespielt hat, bleibt vorerst unklar, Staatsanwalt Sticher verweist auf die laufenden Ermittlungen. Blick spricht mit mehreren Anwohnern, Schüsse hat niemand von ihnen gehört.
Staatsanwalt Sticher sagt: «Zu einer möglichen Tatwaffe kann ich im Moment keine Angaben machen.» Hinweise auf eine Schusswaffe gebe es aber nicht.
Warum Maria P. am Dienstag in der Wohnung von Ivica T. war, bleibt ebenfalls unklar. Die Frau war offenbar vor wenigen Monaten ausgezogen. Eine Bekannte sagt zu Blick: «Früher habe ich die beiden oft zusammen gesehen, in letzter Zeit jedoch nicht mehr. Es macht mich so traurig, dass Maria sterben musste.»
Wollte Maria P. ihrem Ex zum Geburtstag gratulieren? Ivica T. wurde am Tag der Tat 51 Jahre alt. «Zum weiteren Ermittlungsstand kann ich im Moment keine Auskunft geben», sagt Staatsanwalt Sticher.
Wohnungen versiegelt
Auch am Mittwoch haben die Spezialisten des kriminaltechnischen Einsatzdienstes der Schaffhauser Polizei, das forensische Institut Zürich und das Institut für Rechtsmedizin Zürich den Tatort untersucht. Zudem erfolgt eine Obduktion von Maria P. Wohnungen und Kellerräume wurden versiegelt, Blick hat die Situation mit Erlaubnis der Polizei in Augenschein genommen.
Trauer- und Beileidsbekundungen aber gibt es am Tatort nicht. Keine Kerzen, keine Blumen, die an das Opfer eines mutmasslich weiteren Femizids erinnern.
Nachbarin trauert
Anders am neuen Wohnort von Maria P. in Schaffhausen. Blick trifft Albana D. (16), eine direkte Nachbarin der Getöteten. Sie hat zunächst im Internet von dem Fall gehört. «Als ich dann die Polizisten auf Marias Balkon sah, wusste ich, dass sie es ist», sagt die junge Frau.
Über die Getötete sagt die Nachbarin: «Sie war eine ruhige Person. Wir haben ab und zu Smalltalk gemacht, aber sonst hatten wir nicht viel Kontakt.» Maria P. sei erst im Frühling in die Wohnung eingezogen.
Dass schon wieder Frau mutmasslich von ihrem Expartner getötet wurde, macht Albana D. betroffen. «Es ist schon so, dass man sich nicht mehr wohlfühlt, wenn man hört, dass schon über 20 Frauenmorde in diesem Jahr passiert sind», sagt sie, während sie eine Kerze für Maria P. anzündet.