Schon das Wort weckt Unwohlsein. Ein eiskaltes Fremdwort, ein Dreisilber des Todes: Femizid. Der Begriff gehört zu einer Liste von Horrorvokabeln, zu denen auch Genozid und Homizid gehören.
Von so etwas wenden wir uns ab, damit wollen wir nichts zu tun haben. Wir wollen lieber den Sonntag geniessen und das schöne Wetter und die Zeit mit Familie und Freunden.
Es trifft uns jedes Mal in der Magengrube, wenn ein Femizid vermeldet wird. Diese Woche kam die Schreckensnachricht aus dem neuenburgischen Corcelles. Ein Algerier hat seine Ex-Frau und die beiden Töchter mit einem Messer getötet. Ist «getötet» der richtige Begriff? Ausgelöscht? Abgeschlachtet?
Das Schlimme: Solche Nachrichten häufen sich. 22 Femizide gab es dieses Jahr in der Schweiz, 22 aus dem Leben gerissene Frauen und Mädchen. Die Gesellschaft wirkt jeweils ähnlich hilflos wie die USA nach einem Amoklauf. «Jeder Femizid ist einer zu viel», sagte Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider. Was soll sie auch sagen? Justizminister Beat Jans fordert Fussfesseln für Gewalttäter. Parlamentarierinnen verlangen mehr Schutzmassnahmen für Frauen, ganz generell.
Von den bisher 15 mutmasslichen Tätern dieses Jahres sind sieben Schweizer, zwei Kosovaren, ein Grieche, ein Rumäne, ein Syrer, ein Bulgare, ein Algerier und ein Unbekannter. Wie kann ein Mann zu einer solchen Tat fähig sein? In der Fachliteratur ist die Rede von Eifersucht, Macht, gestörten Rollenbildern, Verteidigung einer Überlegenheitsposition sowie verletztem Stolz. Was ist das für ein Stolz, der es in den Augen eines Täters wert ist, die eigenen Kinder und ihre Mutter umzubringen?
Das «Recht auf Leben und auf persönliche Freiheit» steht in der Bundesverfassung. Dieses Recht zu garantieren, sollte der oberste Zweck der Politik sein. Deshalb darf die Empörung nicht verhallen.
Das Frauenbild, das diese Taten möglich macht – wobei der Begriff «Frauenbild» schon an der Unbegreiflichkeit dieser Abscheulichkeiten vorbeizielt – hat in der Schweiz nichts verloren. Im Jahr 2025 ist es für manche Frauen in diesem Land lebensgefährlich, sich von ihrem Partner zu trennen. Das darf nicht sein.