Andreas P. (65) fällt auf perfiden Facebook-Betrug rein
«Heute könnte ich mich dafür ohrfeigen»

Eine vermeintlich sympathische Facebook-Bekanntschaft wurde einem Schweizer zum Verhängnis. Mit einer perfiden Betrugsmasche wurde der 65-Jährige auf eine angebliche Anlageseite gelockt. Und verlor dort 35’000 Euro.
Publiziert: 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 14:34 Uhr
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Als ihn auf Facebook eine unbekannte Frau anschrieb, freute sich Andreas P. über die Gespräche, die er mit ihr über Chatnachrichten führen konnte.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Mann fällt auf Online-Anlagebetrug herein und verliert 35’000 Euro
  • Betrüger nutzten emotionale Manipulation und falsche Versprechungen
  • Cybercrimepolice warnt vor steigender Zahl von Betrugsopfern in der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

«Ich war wirklich so ein Depp, dass mich das alles so faszinierte. Heute könnte ich mich dafür ohrfeigen», sagt Andreas P.* (65) im Gespräch mit Blick. Letztes Jahr flog der Blick-Leser auf einen perfiden Online-Anlagebetrug herein. Monatelang liess er sich in ein Netz aus Lügen hineinziehen. 

Alles begann mit einer Freundschaftsanfrage auf Facebook Anfang Juni 2024. Eine Frau mit osteuropäischem Namen schrieb ihn auf Englisch an. Bald schienen sich die beiden sympathisch.

«Ich wurde gezielt eingelullt»

«Wir tauschten Bilder aus, sie schrieb mir, wie wohl sie sich mit mir fühle. Sie erzählte mir, dass sie gern in die Oper gehe, an Waisenhäuser spende und krebskranke Kinder im Spital besuche», berichtet P. 

«Ich wurde gezielt eingelullt», sagt er rückblickend. Unbedingt wollte er seine Chatpartnerin persönlich treffen – sie vereinbarten ein Treffen in London. P. buchte die Flugtickets – doch einen Tag vor Abflug hiess es, dass der Vater der Frau verstorben sei und sie sich darum kümmern müsse.

35‘000 Euro überwiesen

Dann folgte die nächste Masche: «Die Frau gab an, dass ihre Tante Finanzspezialistin sei und mit einem Team auf einer speziellen Krypto-Seite grosse Geldsummen mache.» P. wurde neugierig. Was steckte dahinter? Seine Chatpartnerin überredete ihn, sich eine App herunterzuladen, um auch auf der Seite zu investieren. 

«Ich wollte zunächst nicht investieren. Dann schrieb sie jedoch, dass sie über 500’000 Dollar Gewinn gemacht hätten», schildert der Blick-Leser. Als es plötzlich hiess, dass sie ihm die gesamte Summe überweisen wollen würden, wurde er stutzig. Doch er liess sich überreden, das Angebot anzunehmen. 

Eine fatale Entscheidung: «Plötzlich sagten sie mir, dass ich zuerst eine sogenannte Gasgebühr zur Krypto-Transaktion zahlen müsse.» Auch hierzu liess er sich überreden – und überwies 35’000 Euro (etwa 32’718 Franken).

Er erhielt Morddrohungen

Er hatte auch seinen Söhnen und seinen Kollegen davon erzählt. Alle hätten ihm davon abgeraten, das Geld zu überweisen. Doch P. sei wie gefangen gewesen: «Vor allem das Emotionale fesselte mich. Mit meiner Frau hatte ich damals eine schlechte Phase, das hat die Faszination nochmals bestärkt.» 

Die Realität traf ihn schliesslich, als der Kundendienst der Krypto-Seite plötzlich schrieb, dass sie noch eine weitere Transaktionsgebühr benötigten. Da zog P. den Schlussstrich. Er erstattete bei der Polizei eine Anzeige und informierte das vermeintliche Finanzteam darüber. 

Daraufhin erhielt er von seiner Chatpartnerin Drohnachrichten. «Wenn meine Tante dich findet, wird sie die Mafia anweisen, deine ganze Familie und deine Freunde umzubringen», schrieb sie ihm. 

Polizei warnt vor Online-Anlagebetrug

Die Website Cybercrimepolice der Kantonspolizeien Zürich und Bern schreibt, dass die Zahl der Betrugsopfer von Online-Anlagebetrug (OAB) in der Schweiz jährlich stark wächst.

«Die Täterschaft erstellt qualitativ hochwertige Websites von fiktiven Investmentfirmen, die vermeintlich Investitionen in Kryptowährungen, Öl, Aktien etc. anbieten. Den Geschädigten wird ein Handel mit diesen Produkten vorgegaukelt, der in Wirklichkeit nie stattfindet.»

Die Masche sei immer gleich: Vertrauen zu einem Anlageberater, Druck über begrenzte Angebote oder Gebühren. In einer zweiten Welle, Monate oder Jahre danach, werde mit falschen Vorgaben über den Verbleib des verlorenen Geldes versucht, Geschädigte nochmals auszunehmen. 

So schützt du dich vor Online-Anlagebetrug

Cybercrimepolice empfiehlt auf seiner Webseite bei Angeboten, die hohe Renditen bei minimalem Risiko versprechen würden, skeptisch zu bleiben. Warne zusätzlich die eigene Bank vor dem Betrugsrisiko von Zahlungen, solle dies ernst genommen werden oder bei Bedarf bei einem Banktermin abgeklärt werden. Wichtig sei auch, sich vorab über die Plattformen zu informieren und Bewertungen im Internet durchzugehen.

Hat man bereits Geld investiert, gelte es umgehend die eigene Bank zu informieren und betroffene Passwörter zu ändern. Involvierte Bankkarten sollten allenfalls gesperrt werden. Bei der örtlichen Stelle der Kantonspolizei sei umgehend Anzeige zu erstatten.

Cybercrimepolice empfiehlt auf seiner Webseite bei Angeboten, die hohe Renditen bei minimalem Risiko versprechen würden, skeptisch zu bleiben. Warne zusätzlich die eigene Bank vor dem Betrugsrisiko von Zahlungen, solle dies ernst genommen werden oder bei Bedarf bei einem Banktermin abgeklärt werden. Wichtig sei auch, sich vorab über die Plattformen zu informieren und Bewertungen im Internet durchzugehen.

Hat man bereits Geld investiert, gelte es umgehend die eigene Bank zu informieren und betroffene Passwörter zu ändern. Involvierte Bankkarten sollten allenfalls gesperrt werden. Bei der örtlichen Stelle der Kantonspolizei sei umgehend Anzeige zu erstatten.

«Eine Lektion, die mein Leben verändert hat»

Wohin genau das Geld von Andreas P. gegangen sei, habe nicht ermittelt werden können. «Anfang dieses Jahres erhielt ich Anrufe von einer vermeintlichen Firma, die mein Geld gefunden habe. Sie benötigten nur alle meine Kontodaten, um das Geld überweisen zu können.»

Er hat jedoch aus seinen Fehlern gelernt und ignoriert solche Nachrichten. «Mittlerweile sehe ich das Ganze als Lektion, die ich lernen musste und die mein Leben verändert hat.»

* Name geändert

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